altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Martin Lüders

Arzt

Sterbedatum:
16.03.1732
Konfession:
evangelisch
Ort:
Tangermünde
Standort:
Stephanskirche
GPS:
11.975790 - 52.542731

Beschreibung:
Zustand:
Das Grabmal aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Inschrift:
Tritt her Wandersmann!
lerne Weißheit und Wahrheit im Reich der Todten
betrachte nur ein wenig
den vorigen, itzigen, und zukünftigen Zustand
des hier in Gott ruhenden
Weyland
HochEdlen, Hochgelahrten, u Hocherhabenen Hln
Hn MARTINI Lüders MedDoctoris
königl ∙ preußl ∙ Hochbestalten Land Phisici u ∙ Hochberühmten Medici
in der alten Marck
Welcher starb zu Tangermünde d ∙ 16 Marty 1732
Er ward in dem Weltgarten Gottes als ein Reiß angesetzet
dl 3ten Augusti 1656
U. als Er in den Lebens baum eingepfropft
wuchs Er. u. ward ein bäumchen voll Hoffnungsblüte
die Hoffnung grünte in den Schulen zu Burg Halle ∙ u Naumbg
die Frucht zeigte sich in Magdeb. u ∙ ward reiff in Jena
Des genußes dieser Frucht ruhmet sich in Tangermünde
u die AlteMarck 50 Jahre
Es sprosten von Ihm u Sr ∙ S ∙ Ehe Liebsten
Fr. Regina Hermesin
3 treibl ∙ Zweige, u ∙ von diesen 5 Mänl ∙ u 5 Weibl ∙ Sproßen
Im Christenthum war er ein BaumGepflanz an den Bächen
u. brachte Gott u ∙ Menschen gefällige Früchte
Im Alter das Er auf 75 Jahr 8 ∙ M ∙ 13 T gebracht
blühte Salomo̅s Wandel = baum im Schnee der Haare
u. trug wie Aarons Stabsüße Mandeln des Lobes u der Tugend
Itzo grünt er im Paradies u ∙ wird Glantzen in der Auff„
erstehung, wie Jeremiӕ wackrer Stab. Jer. 1 11
Geh mein Leser ∙ u. Denck dem Könige u. Prophetische Rätzel nach
so wie wirsü dich über Weiß ∙ u Wahrheit freuen ∙
Leichen Text ∙
2. buch Mos. 15 cap v 26 ∙ den̅ ich bin
der Herr dein
Artz.

Anmerkung:
Der Grabstein findet mit Abbildung Erwähnung in Hossfeld / Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Kreis Stendal Land“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1933, S. 232: „68. Grabstein des Dr. med. Martin Lüders, † 1732. h 2,60 m, br 1,10 m. Chorumgang, Ostseite. Schriftplatte mit Akanthuskranz, im Aufsatz von 2 Engeln gehaltenes Medaillon, unten Schädel und Stundenglas. In erhabener Fraktur. Als besonders charakteristisch für die Zeit wird die Inschrift ungekürzt wiedergegeben: (…). Farbige Fassung beschädigt.“
Vgl. GEDBAS: Suchergebnis - Verein für Computergenealogie eV
https://gedbas.genealogy.net/search/simple?placename=Tangermünde&offset=350... Demnach wurde Lüder 1656 in Burg als Sohn des Kramers Johann Lüders geboren. In Stendal heiratete er am 20. November 1696 Regina Hermes (* Stendal 20. Februar 1678, begraben Tangermünde 23. September 1701), einer Tochter des Bürgermeisters Johann Hermes und dessen Ehefrau Elisabeth Thone in Stendal.
Beckmann „Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg“, 2. Bd. Berlin 1753, Teil 5, 1. Buch 4. Kapitel, Spalte 55f: „Noch ist aus dem Naturreich beizufügen, eine durch den geschikten Medicus, Herrn D. Martin Lüders aus Tangermünde, beobachtete brut ungeziefers im Menschl. leibe. Christoph Schulzens, eines Bürgers und Akkermanns frau in Tangermünde von 40 jahren hat in die 7 bis 8 monat lang überaus grosse beschwerlichkeit und schmertzen im unterleibe ausgestanden: darwieder sie zwar allerhand hausmittel, iedoch ohne würkung gebrauchet. Gedachter Medicus, der endlich befraget worden, hat sie voll angst und schmerzen mit zitterndem leibe, gedunsenem gesicht und hochaufgeschwollenen unterleibe ganz kraftlos und ohnmächtig angetroffen., und den angegebenen merkmahlen zufolge geurtheilet, daß es von einer sonderlichen ahrt würme oder ungeziefer herrühren müsse; insonderheit da sie selbst auch der muthmassung beigefallen und vermeinent, daß es solches ungeziefer sein müßte, welches klauen und scharfe nägel hätte; weil sie so etwas bemerkte. Das rumoren im leibe wäre etwas stille, wan sie milchspeisen oder braunen kohl genossen. Wann sie sich mit dem unterleibe auf einen harten klotz oder harten stein geleget: so hätte sie wohl etliche stunden lang ruhe. Nach dem Gebrauch wurmtödtender und abführender mittel hat sie am dritten tag hernach gegen mittag eine ohnmacht angetreten, dabei sie zur erde gesunken, und aus ihrem munde ein greßlicher lebendiger wurm in gestalt einer schlange ¾ elle lang, 2 daumen dikke herausgefahren, der ein breites maul mit fleischichten herabhangenden lokken gehabt. Nach fortgeseztem gebrauch dieser mittel hat sie folgends noch 4 lebendige eidexen ausgebrochen: und ein brechpulver hat noch 2 gute hände voll einer dem froschleich ähnlicher materie herausgebracht. Hierauf hat sich die Patientin etliche wochen lang ziemlich wohl befunden, iedoch nach verflossener monatzeit wieder einige beschwerlichkeit vermerket. Worauf sie wieder arzenei zu sich genommen und noch 2 junge lebendige eidexen von sich gegeben, nach der zeit aber alle böse zufälle verlohren und vollkommen wieder besser geworden. Den ganzen verlauf erzählt Rüdemann collect. I. Th. s. 131. aus eigenhändigem bericht ged. D. Martini.“
Im Kirchenbuch der Stephanskirche wurde im März 1732 festgehalten: „d 20te Hl. Martin Lüder Medic: Doctor, Königl. Preußl. Land – Physicus d. Alten Marck u. vieljähriger Practicus alhier starb d 16 hujus in d. Kirchen beygesetzt, d 6te April. aber ist die gewöhnl. Gedächtniß – Predigt mit e. Instrumental Musique allererst geschehen nebst 3. Puls u. alles d. Gebühr nach wohl bezahlet p“.

Lage:
Das Grabmal steht innerhalb der Kirche an der Ostseite des Chorumgangs nördlich der Fensternische.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer Magdeburg 2018