altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Nicolaus Wernicke

Notar, Senator

Sterbedatum:
05.04.1749
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Jacobikirche
GPS:
11.857930 - 52.608563

Beschreibung:
Zustand:
Das Grabmal aus Sandstein ist bis auf geringe Schäden auf der Oberfläche im oberen Textfeld vollständig erhalten.

Dekor:
Über einem schlichten Sockel mit vertiefter Schrift erheben sich zwei in Nierenform ausgebildete, nebeneinanderstehende Textfelder mit ebenfalls vertiefter Inschrift. Diese sind mit Voluten, Akanthusblättern, Totenschädeln und Blumengebinden gerahmt. Gekreuzte Knochenpaare und Blüten dekorieren die unteren Ecken. Die Bekrönung des Grabsteins schließt mit einem gewölbten Gesims nach oben ab. Darunter stehen zwei Wappen (links: die Arche Noah im Schild, drei Blumen auf dem Helm; rechts: ein angewinkelter Arm mit einer Blüte (oder Stern) in der Hand im Schild und über dem Helm).

Inschrift
linke Hälfte:

LESER
stehe hier stille …
der Todt …
dort zur Rechten des …
Ruhe Cörper
der HOCHEDLEN und TUGENDBELOBTEN FR.
DOROTHEA ELISABETH WERNICKEN
gebohrn SCHULTZIN.
Tit: HERRN NICOLAI WERNICKEN
Camerarii und Not. Publ. Cӕs. allhier.
im Leben lieb gewesenen Ehe Genoßin.
Sie kam d. 30. Oct. 1689 an das Licht dieser Welt,
und war in der Welt nicht von der Welt,
Sondern Him̅lisch gesinnet nach JESU CHRISTO
welcher Sein Bild in Ihr abgedrucket, durch unsterbl: Glauben
feurige Liebe, unüberwindliche Hoffnung, Gedult und
Treue bis in den Todt.
CHRISTI Marter = Woche d. 25. Mart: 1744. war Ihre
letzte und erste seeligste Woche
und Sein Oster = Tag Ihr Begräbniß = Tag.
In IESU Grabe fand Sie die Tühre zur herrlichen Ruhe
dadurch Ihr Grab kein Grab, sondern nur eine
Schlaff Cam̅er worden.
Nach dem Sie in der Unruhe dieses Lebens
54. Jahr 5. Monaht wenigl: 5 Tage gekämpfet
Leichen TEXT. Psalm. 22. v. 16.
Meine Kräffte sind vertrocknet wie ei
ne Schwerbe, und meine Zunge
klebet an meinem Gaumen,
und du legest mich
in des Todes
Staub.

rechte Hälfte:
So ruhet auch
mein Leser.
an nebenbenannten Orte
seiner seel. Ehe Genoßinn zur Seite
der
HochEdelgebohrne und Hochgelahrte Herr
HERR NICOLAUS WERNICKE
wohlverdienter Cam̅erarius u Senator
wie auch Notar Publ. Cӕsar. u.
Fabriquen Inspector alhier
welcher
anno 1689. d. 28. Martii
von Christl. Eltern hieselbst gebohrnen.
einen …tl. Wandel durch Gottes Gnade stets zu führen
sich bemühet, Gott und Vater Stadt
treulich zu dienen gesuchet u. nach dem betrübten Todes = Fall
seiner neben benan̅ten liebwerthesten Ehe Gattinn
sich mit Frau MARIA ELISABETH OTTENN,
verwittibten LÜIDTKEN im Nahmen Gottes
wieder ehelich verbunden anno 1749. d. 19. Februar
auch mit derselben eine zwar höchst vergnügte
doch sehr kurtze Ehe geführet,
in dem es dem HERRN gefallen,
ihm 1749. d. 5. April durch einen seel. Tod
aus dieser Welt zu nehmen
nach dem er sein Alter durch Gottes Gnade
gebracht auf 60. Jahr weniger 4. Tage.
auch zu 3. Kinder Vater u. 3. Enckel
Groß = Vater geworden.
Leichen = Text Jesaiӕ 45. v. 15.
Für wahr du bist ein ver
borgener Gott.

Sockel:
Diesen zwey vereinten Hertzen hat Gott folgenden Ehe = Seegen geschencket
Margareta Dorothea Wernicken Georg Ludwig Wernicken Maria Sophia Wernicken
Dero Hoffnung ist der starcke Ancker, der ins Heiligthum gehet und sich tröstet des
Wiedersehens im unvergänglichen Leben.

Anmerkung:
Die Begräbnisse der verstorbenen Eheleute sind im Kirchenbuch der Jacobikirche dokumentiert worden.
1744: „Frau Dorothea Elisabeth, Schultzen, des Hl. Nicolai Werncken, E. h. E. Raths Camerarius hieselbst, Eheliebste ist gestorben den 25ten Mertz abends um halb 7 Uhr und den 29. ejusd. des Abends in der Stille in der Kirchen in ein Gewölbe nahe vor der Taufe gesetzet, den 5 April ist die Gedächtniß Predigt gehalten, und ward von 10 bis 11 Uhr geläutet, um 12. die Leichen Predigt um 1 Uhr die procession, eine halbe Stunde, und nach der Predigt 1 Stunde, jeder Pulß ist mit 23 gl. bezahlt, und die Leichen Predigt mit der großen Glocke allein, mit 4. gl. die Kirche empfing nichts ihres alters 54 Jahr 5 Monat.“
1749: „Hl. Nicolaus Wernicke hochverdienter Camerarius hieselbst ist gestorben den 5ten April, frühe um halb 5 Uhr, und den 8ten ejusd. des Abends in der Kirche gleich vor der Tauffe in einem Gewölbe gesetzet, und wurden 2 lb (= Pfund, F. M.) Lichte, u. noch 16. … apart auf der Crone gegeben. am 13. April Qvasimod. wurde des Hl. Cäm̅erers, und deßen 87. jährige Fr. Mutter leichen Predigten vor beyde gehalten, wo bey vor ihr eine TrauerMusic gehalten wurde (…)“
Am 14. Januar 1710 verheiratete sich Nicolaus Wernicke mit einer Tochter des Senators L. Ch. Schultze. Dessen Wiederverheiratung im Jahre 1749 findet man ebenfalls im Trauregister aufgezeichnet: „Hl. Nicolaus Wernicke, Hochverdienter heisiger Camerarius Notarius publiens im̅atriculatus und Fabriqven Inspector, mit seiner Fr. Braut Maria Elisabeth Otten, des wohlseligen Hl. Magistri Germanus Luideckens treu gewesenen u. wohlverdienten Diaconi am Dom hieselbst hinterlaßene Fr Wittwe sind procl. Dom. Septuag. Sexages. et Qvinqvages. und copuliret im Hause den 19ten Februar (….)“
Nicolaus Wernicke wurde am 2. April 1689 als Sohn von Nicolaus Wernicke und dessen Ehefrau Dorothea Ballenstedt in der Jacobikirche getauft.

Lage:
Der Grabstein steht innerhalb der Kirche an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018