altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Charlotte von der Schulenburg

von Friesen

Witwe des Gutsherrn, Stifterin

Sterbedatum:
30.04.1874
Konfession:
evangelisch
Ort:
Beetzendorf
Standort:
Schulenburg-Friedhof
GPS:
11.106334 - 52.707570

Beschreibung
Zustand
:
Starker Moosbewuchs versperrt den Blick auf das Sandstein-Grabmal. Das aufliegende Pult ist stark beschädigt.

Dekor:
Die auf einem Podest etwas geneigt liegende Grabplatte trägt eine erhabene Inschrift. Den Rand umläuft eine Efeu-Ranke. Am oberen Ende liegt der Rest eines Pultes auf der Platte.

Inschrift:
Charlotte Reichsgräfin
von der Schulenburg
geb. Reichsfreiin v. Friesen
geb. d. 12. November 1798
vermählt d. 5. Juli 1821
verwitwet d. 9. März 1829
† d. 30. April 1874
Psalm 90 V. 10

Anmerkung:
Die Verstorbene war eine Tochter des Johann Georg Friedrich Freiherr von Friesen und dessen Ehefrau Juliane Caroline Gräfin von der Schulenburg. 1821 ging sie die Ehe mit Graf Werner von der Schulenburg-Nimtsch († Beetzendorf 9. März 1829, Blutsturz) ein, der am 12. März 1829 auf dem Neuen Friedhof (am Ortsausgang nach Audorf gelegen) in Beetzendorf begraben wurde. Zu diesem Zeitpunkt hinterließ er eine Tochter. Charlotte von der Schulenburg verstarb 1874 „An der Folge einer Lähmung mit hinzugetretener Wassersucht“ und hinterließ neben der schon erwähnten Tochter noch einen Sohn, der nach dem Tod des Vaters zur Welt kam. Begraben wurde sie am 4. Mai auf dem Christus-Kirchhof in Beetzendorf.
Sequenzen ihrer Biographie wurden in einem Informationsblatt vom Verein der Heimatfreunde Beetzendorf e. V. im Juni 2012 abgedruckt: „Charlotte Gräfin von der Schulenburg, geb. Freiin von Friesen 12.11.1798 – 1874 wurde auf dem Gut ihrer Eltern in Rötha (bei Dresden) geboren. Ihr Vater war Minister am sächsischen Hof. Mit 23 Jahren verheiratete sie 1821 ihr Vater mit dem um ein Jahr älteren Werner XXVI., Graf von der Schulenburg-Nimptsch (1797 – 09.03.1829) Jurist, Königlich preußischer Landrat, Herr auf Beetzendorf und Osterwohle. Als ihr Mann acht Jahre später starb, hatte sie sechs Kinder geboren, von denen nur eine Tochter, Anna Wilhelmine Charlotte Josephine * 4.6.1827 † 1.11.1909, am Leben blieb. Drei Wochen nach dem frühen Tod ihres Mannes bekam sie am 1.4.1829 ihren Sohn Werner Friedrich Ernst Graf von der Schulenburg (+ 5.1.1911) und übernahm als Witwe die Verwaltung des Besitzes. Um die Frauen auf ihrem Gut zu entlasten, gründete Gräfin Charlotte von der Schulenburg mit 44 Jahren aus ihrem Privatvermögen 1842 die „Charlotten-Stiftung“ in Beetzendorf als Kinderbewahranstalt für die Kinder der Bediensteten des Gutes I. Sie informierte sich laufend über die neuesten Erkenntnisse in der Kinderpflege und Erziehung und gab diese an die Frauen weiter. 1854 überließ Charlotte die Führung des Rittergutes ihrem einzigen Sohn Werner, der dieses 57 Jahre lang bewirtschaftete und auch für die Neugestaltung des gräflichen Parks im englischen Stil verantwortlich ist. Charlotte von der Schulenburg starb 1874 mit 76 Jahren und wurde als erste auf dem von ihr 1870 angelegten gräflichen Friedhof auf dem „Eiskuhlenberg“ in Beetzendorf bestattet. Anfangs wurden die Kinder auf dem Gelände des gräflichen Hofes in unterschiedlichen, viel zu kleinen Gebäuden betreut und erst 1891 errichtet die Stiftung ein neues, eigenes Haus. Gräfin Charlotte erlebte den Bau des Gebäudes mit dem Schriftzug Charlotten-Stift nicht mehr. Aber der Grundgedanke ihrer Stiftung, ein Haus für die Kinderbetreuung zu schaffen, wurde hier mehr als 110 Jahre lang verwirklicht. Bis 2009 erfüllten Kinderstimmen die Räume. Im Juli 2010 kaufte das SCA das Haus von der Gemeinde und seit 2012 ist es Teil des Seniorenheimes „An den Kastanien“.
Vgl. auch Grabowski „Beetzendorf im Jahre 1829 Verhängnisvoller Kindertausch? im Hause von der Schulenburg-Nimptsch“, 2016.
Auf dem Areal des 1870 angelegten Gräflichen Friedhofes (Christus-Kirchhof) auf dem Eiskuhlenberg an der Straße nach Siedengrieben wurde an dessen Ostseite 1871 ein künstlicher Hügel aufgeschüttet, auf dem ein überdimensionales Kreuz seinen Platz fand. Dies geschah lt. Inschrift auf Veranlassung von Anna von der Schulenburg (Tochter der Verstorbenen). Nach einem Sturmschaden im Jahre 1894 wurde es 1896 neu aufgeführt.

Lage:
Die Grabplatte liegt auf der Ost-West-Mittelachse des Schulenburgischen Friedhofes an der Straße nach Siedengrieben.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2019