altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Sophia Dorothea Müller

Hindenburg

Pastorenwitwe

Sterbedatum:
30.12.1788
Konfession:
evangelisch
Ort:
Badingen
Standort:
Gutshaus
GPS:
11.647944 - 52.607415

Beschreibung:
Zustand:
Die zweifach verwendete Grabplatte aus Sandstein ist quer in zwei Teile zerbrochen. Zementmörtelreste verdecken teilweise den Anfang der Inschrift auf der in mittelalterlicher Zeit gestalteten Seite. Ferner wurde von dieser Seite der linke Rand abgetrennt, vermutlich um das Plattenformat für die (rückwärtige) Sekundärnutzung im 18. Jahrhundert anzupassen. Diese Seite ist im rechten Bereich abgetreten.

Dekor:
Die Ende des 18. Jahrhunderts bearbeitete Seite der Platte besitzt ein erhabenes Textfeld mit vertiefter Inschrift. Der oberen Rand ist mit drei Rocailles dekoriert. In den unteren Ecken wurde Blütenschmuck eingearbeitet.

Inschrift:
Hier ruhen die Gebeine der
Frau Soph: Doroth: (geborne?) Hindenburg
verwitwetere Müllern
Sie erblickte das Licht zu (Speck) Neuend(orf)
1725 d 11ten Aug(ust)
verehlichte sich 1768 (d) 20ten (Novembris) mit
Tit: Herrn Heinrich Stephan Müll(er)
Prediger zu Jeetze und Siepe
Nach deßen Tode welcher 1777 d 28sten April erf(olgte)
zog sie hieher nach Badingen,
und starb im Glauben an ihren Erlöser
d 30sten Dec: 1788
ihres alters 63 Jahr 4 Monat.

Leichen-Text
Ps. 39 v. 5 Herr lehre doch mich daß es ein Ende
mit mir haben muß u. mein Leben ein Ziel
hat und ich davon muß.

Anmerkung:
Vor ca. zwei Jahrzehnten wurde in Badingen die Straße erneuert. Bei den Erdarbeiten in Nähe der Kirche kam die Grabplatte zum Vorschein, die daraufhin unbeachtet am Wegrand lag und deswegen vom heutigen Besitzer des Badinger Gutes, Herrn Reymond Dequin, in Obhut genommen wurde.
Im Sterberegister von Jeetze wurde im Jahre 1777 dokumentiert: „den 18 Aprill des Abends um 9 Uhr entschlief sanft und selig in dem Herrn der weyland HochwohlEhrn und Hochgelahrte Herr Heinrich Stephan Müller 36jähriger treufleißiger und wohlverdienter Lehrer und Seelsorger dieser beyden Gemeinden zu Jeetze und Siepe nach einer langwierigen Schwachheit an der Auszehrung. Seine ausgebreitete Gehorsamkeit verbunden mit einem unsträflichen Wandel erwarben ihn eine algemeine Hochachtung. Die entseelten Gebeine des Wohlseligen wurden den 1 May in der Stille beygesetzt. Das öffentliche Leichenbegängniß ward den 28 May gehalten im Gefolge befanden sich außer der hiesigen Hochadlichen Herrschaft, nemlich dem Herrn Hauptmann von Jeetze und deßen Frau Gemahlin Ga…den die beyden Gemeinden zu Jeetze und Siepe die Parentation hielt der Hl. Prediger Sieg zu Güßefeld, die Leichenpredigt aber der Hl. Prediger Berendt zu Altmerschleben. Der Wohlsel. war geboren zu Großen Engersen 1714 den 28. Febr. Er hat also die Zeit seiner rühmlichen Wallfarth gebracht auf 63 Jahr u. 2 Monath.“
Sein Vater war Pastor Heinrich Stephan Müller d. Ä. († Gr. Engersen 3. August 1731) in Gr. Engersen. In erster Ehe heiratete Müller am 14. Juli 1744 in Neuendorf bei Klötze Maria Dorothea Petri († Jeetze 5. Dezember 1766, Blattern, 42 Jahre alt). Sie war die einzige Tochter des dortigen Pastors Christian Petri und dessen Ehefrau Dorothea Elisabeth Deichmann († Jeetze 24. Dezember 1769, 70 Jahre 4 Monate alt). Nach deren Tod ging er in Jeetze am 9. November 1768 eine zweite Ehe ein: „den 9 Novembr. ist der Prediger zu Jeetze Heinrich Stephan Müller als Wittwer in seinem 55ten Jahre mit der Demoiselle Sophia Dorothea Hindenburgen des seel. Herrn Magistri Friderich Christian Hindenburg gewesener Pastoris zu Badingen und Querstedt nachgelaßenen Jfr Tochter in ihrem 44ten Jahr zu Jeetze durch den Hl. Past. Muhl von Altmersleben ehelich zusammengegeben.“
Vgl. Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“, S. 190. Demnach war Friedrich Christian Hindenburg von 1725 bis 1741 Pastor in Neuendorf am Speck bevor er die Pfarrstelle in Badingen, die er bis zu seinem Tod am 17. Juni 1764 verwaltete, übernahm.
Zum Ableben der Pastorenwitwe Müller geb. Hindenburg wurde im Kirchenbuch von Badingen festgehalten: „Anna 1789. den 30 Dec. 1788 des Morgens um 5 Uhr ist seelig in dem Herrn entschlafen die HochEdelgeborne Hoch Ehr und Tugendbelobte Frau Sophia Dorothea Hindenburg des weyl. HochwohlEhrwürdigen und Hochgelahrten Heinrich Stephan Müller wohlverdienten Predigers zu Jeetze u. Siepe nachgelaßene Frau Wittwe. Ihre Kranckheit bestand in einer Auszehrung. alt 63 Jahr 3 Monath und 3 Wochen. Die Beerdigung geschahe den 5 Jan. 1789. die Parentation hielte der Hl. P. Meinecke zu Klaeden und die Leichenpredigt der Hl. P. Kahlbau zu Klinck.“
Die andere Seite der Grabplatte ist dem 1411 verstorbenen Geistlichen Steffen NN gewidmet.

Lage:
Die Grabplatte liegt im Keller des Gutshauses in Badingen.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2019