altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Petrus Huberinus

Pastor

Sterbedatum:
16.11.1567
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.860243 - 52.605372

Beschreibung
Zustand
:
Der Grabstein aus Sandstein wird an den Seitenrändern und im unteren Bereich durch größere, der Sedimentstruktur folgende Materialabbrüche, die teilweise mit Mörtel nachmodelliert wurden, wertgemindert. Zudem durchziehen einige Risse mit abgeplatzten Oberflächenpartien, die ebenfalls mit Mörtel ausgestrichen wurden, die Platte. Dadurch verlorengegangene Teile der Sekundär-Inschrift (1567) sind im noch frischen Mörtel ergänzt worden.
Auf der stark abgetretenen Oberfläche sind nur noch geringe Reste der Inschrift und er Ritzzeichnung der mittelalterlichen Primärverwendung erkennbar.

Dekor:
Die vertiefte Inschrift auf dem Rand der Grabplatte wird durch zwei gekerbte Umrandungslinien betont. Im Inneren der Platte sind geringe Reste einer Ritzzeichnung (vermutlich zwei Peronen, die unter gotischen Spitzbögen stehen) erkennbar.
Die vertiefte Inschrift der Sekundärverwendung der Grabplatte (1567) wurde in die abgetretene Oberfläche des mittelalterlichen Gedenksteins eingeschlagen.
Unter dem Textfeld unterhalb der unversehrten Oberfläche steht ein Wappenschild, der drei Lilien zeigt, deren Stiele zusammengestellt sind. Der Steinmetz hat das Wappen zur zentrierten Ausrichtung der Sekundär-Inschrift angebracht, die sich an den Gegebenheiten der nicht durch Ausbrüche beschädigten Oberfläche orientiert.

Inschrift
Primärverwendung, Schriftzugumlauf auf dem Rand
:
...(ANN)O DNI MCCC LXX...
...
...
...

Sekundärverwendung, Textfeld:
HVC EGO LEVCORIIS OL(IM MIT)TEBAR AB ORIS
SEDVLVS VT (C)HRISTI (P)ASTOR IN ÆDE FOREM
QVOD MIHI CORDATVS MANDAVIT ET IPsE LVTHE(RVS)
PARENDVM TANTIS QVIS (NEGE)T EsSE VIRIS
CORDE IGITVR PVRO PVRA SV(M ME)NTE PROFES(SVS)
SINIACAM LEGEM IVSTIFICAM(QVE FI)DEM
EXEGI SIC QVINQVE SENEX VT LVSTRA DO(CENDO)
ARENTI TERRÆ LANGVIDA ME̅BRA DEDI
MOLLITER IN CH̅R̅O CVM S̅O̅T̅IS INDE CVB(ABO)
DONEC IN EXTREMO SVSSITER IPsE DIE
..INTEREA INFERIAS MIHI DIC OPTOQVE OVIETE
OVIsOVIS AD HV̅C TVMVLV̅ LECTOR AMICE V(E̅)

M: PETRVS HVBERINVS
HVIVS ECCLEsIÆ PASTOR
OBIIT ANNO 1567
16 NOVEM:
BRIS

Übersetzung lt. Infoblatt neben der Grabplatte:
Von Wittenberg wurde ich einst hierher gesandt,
um in Christi Haus ein eifriger Hirte zu sein.
Dies trug mir der tüchtige Luther persönlich auf;
und wer dürfte solchen Männern den Gehorsam versagen?
Also verkündigte ich reinen Herzens und reinen Geistes
das Gebot von Sinai und den Glauben, der gerecht macht.
So predigte ich 25 Jahre lang; ein alter Mann,
geb ich der dürren Erde meine müden Glieder.
Nun werde ich in Christo mit den Heiligen ruhen,
bis ich am jüngsten Tag selbst auferweckt werden möge.
Sprich du unterdessen den Totensegen für mich und
wünsche mir Ruhe,
freundlicher Leser, der du an dieses Grab kommst.

Anmerkung:
Die ergänzten Passagen der Inschrift von 1567 sind durch Klammersetzung hervorgehoben.
Huberinus war der erste evangelische Pfarrer der Marienkirche.
Vgl. Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“, S. 196f. Demnach studierte Petrus Huberinus an der Universität Wittenberg, bevor er ab 1540 bis zu seinem Tod als Pastor an der Marienkirche wirkte.
Siehe auch Bekmann „Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg“, Berlin 1753, 5. Teil, I. Buch 11. Kap. Spalte 57f: „M. Huberinus, so A. 1540. von Wittenberg anher kommen, und A. 1567 den 16 Nov. verstorben. Sein grabstein ist von einer sonderlichen grösse, und liegt vor dem hohen Altar, und zwar nicht wie gewöhnlich von westen nach osten, sondern von osten gegen westen, mit folgender auffschrift: (...)“.

Lage:
Die Grabplatte steht an der westlichen Leibung des Zuganges zur Taufkapelle, einem Anbau am südwestlichen Ende des Kirchenschiffes.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020