altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Margareta Schenk von Flechtingen

von Bartensleben

Sterbedatum:
22.09.1587
Konfession:
evangelisch
Ort:
Flechtingen
Standort:
Kirche
GPS:
11.142038 - 52.195482

Beschreibung:
Bis auf eine kleine, ungeschickt überputzte Beschädigung am linken Rand recht gut erhaltene Grabplatte von hoher kunsthandwerklicher Qualität, Sandstein, an der Ostwand des Kirchenraumes rechts hinter dem Altar wohl bereits im Zuge einer tiefgreifenden, einem Neubau gleichkommenden Umgestaltung der Kirche 1722-1727 aufgestellt und in der Wand verklammert.
Die Verstorbene steht in strenger Frontalansicht, den Blick geradeaus gerichtet und mit übereinandergelegten Händen in einer architektonisch gestalteten Nische, deren oberer Abschluss sich als überhöhter Fächerbogen den Umrissen der Figur anpasst. Die Nischenlaibung wird unterhalb des Kämpfergesimses durch ein dekoratives Arrangement aus Akanthuslaub und stilisierten Trauben ausgefüllt.
Die Kleidung der Dargestellten erscheint schlicht; sie trägt eine einfache Haube, unter der ein gezacktes Stirnband sichtbar wird. Fältelungen der Schulterkugeln bzw. des Unterkleides ebenso wie Stickereien und Applikationen werden nur angedeutet. Das Kleid selbst zeigt Spuren einer dunklen Fassung; davon ausgenommen neben dem Untergewand das um die Schultern gelegte schmale, als zweifache weiße Stoffbahn zu denkende Trauerband, dessen Länge diejenige der übrigen Kleidungsstücke nicht völlig erreicht. Sorgfältig gearbeitete Ärmelrüschen und die Halskrause akzentuieren die ansonsten eher flächige Darstellung. Zu Füßen der Verstorbenen eine fein gearbeitete Renaissancekartusche mit Eckvoluten, Beschlagwerk und geflügeltem Engelskopf, in deren Front die Figur eines schlafenden Säuglings ruht: Wohl ein Hinweis darauf, dass Margareta Schenk infolge einer Geburt verstarb, die auch ihr Kind nicht überlebte.
Vier Ahnenwappen als sorgfältig gearbeitete Vollwappen im Stil der norddeutschen Renaissance. Väterlicherseits (heraldisch rechts) oben: Bartensleben (das Wappentier aus heraldischer Courtoisie gegenüber dem Wappen der mütterlichen Seite in abweichender Laufrichtung); unten: Kracht (Magdeburger Stamm; zwei Greifenklauen in quergeteiltem Schild; Helmzier: Zwei einander zugewandte offene Adlerflüge). Mütterlicherseits (heraldisch links) oben: Schulenburg; unten: Quitzow.

Umlaufende Inschrift in überaus gleichmäßig eingehauener Capitalis mit auffälliger Gestaltung des Buchstabens "R": "ANNO 1587 AM TAGE MAVR(ITII) DEN // 22 7BRIS ABENDS VMB 5 VHR IST DIE EDLE ERBAR(E) VND VIELTVGENTSAME // MARGARETA GEBORN VON // BARTENSCHLEBEN WERNER SCHENCKEN EHELICHE HAVSFRAW IN GOT SELIG ENTSC[Fehlstelle]".

Das hier vorgestellte Werk lässt sich in gestalterischer Hinsicht problemlos anderen Stücken zuordnen. Zunächst ist dabei das wohl nur wenig früher entstandene, erheblich aufwendiger gestaltete Grabmal der 1586 verstorbenen Herzogin Dorothea zu Braunschweig-Grubenhagen in der Marktkirche St. Aegidien in Osterode am Harz zu nennen; es erfüllt - bis ins gestalterische Detail der hier erhaben ausgehauenen Inschrift (u.a. auch hier der bis unter die Grundlinie und den Folgebuchstaben fortgeführte Ansatz beim "R") - eine deutlich erkennbare Vorbildfunktion für die Grabplatte der Margareta Schenk. Als deren getreue Kopie kann wiederum das Grabmal für die 1595 verstorbene Anna v. Honrodt geb. Schenk von Flechtingen (einer Tochter des Henning Schenk von Flechtingen aus der Linie Lemsell und der Felicitas v. Alvensleben) angesprochen werden, die in Veltheim (Ohe) überliefert ist. Ein Werkstattzusammenhang zwischen allen drei Objekten ist unbedingt anzunehmen; die Frage nach dem Schöpfer derselben und dessen Wirkungsort muss allerdings zunächst offenbleiben.

Margarete von Bartensleben war die Tochter des Jacob v. Bartensleben auf Wolfsburg und der Ursula v. der Schulenburg a.d.H. Beetzendorf (Schwarzen Stammes) (LASA, H 22 II, Nr. 15 sowie H 22, Fach 23, Nr. 5).

Literaturquellen:
Zu Person und Objekt: Ev. Kirchengemeinde Flechtingen (Hrg.), Auf steinigem Grund - Flechtinger Chronik des Pastor Willing, Haldensleben 2011, S. 40-46 (mit nicht ganz fehlerfreier Wiedergabe der Inschrift); Irene Heinecke/Heimo Reinitzer, Flechtingen - Seine evangelische Kirche und ihre Ausstattung, Altenburg 2015, S. 74-75 mit guter Abbildung, jedoch Lesefehlern und sinnlosen Unterstreichungen in der Inschrift sowie Schwächen in der Beschreibung, die den zu Füßen der Verstorbenen, allerdings räumlich von dieser getrennt ruhenden Säugling "in einem Sarkophag" dargestellt sein lässt und die stilisierten Trauben mit Akanthusblättern als "Pinienkern(e) mit Blattwerk" missdeutet. Zum Objekt: Adolf Matthias Hildebrandt, Die Grabsteine und Epitaphien adeliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark [...], Gardelegen 1868, S. 80; Dehio, Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, bearb. von Ute Bednarz und Folkhard Cremer, München-Berlin 2002, S. 219 (summarisch).

Text:
Dr. Bernd-Wilhelm Linnemeier, Münster 2017

Foto:
Helge Hildebrand, August 2010