altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Marie Sophie Hübener

Solbrig

Ehefrau des Pastors

Sterbedatum:
06.02.1763
Konfession:
evangelisch
Ort:
Dähre
Standort:
Kirche
GPS:
10.906226 - 52.800418

Beschreibung:
Zustand:
Die Sandstein-Grabplatte ist vollständig erhalten.

Dekor:
Ein schmaler erhabener Rand umläuft die Platte mit vertiefter Schrift. Über dem Textfeld schweben zwei Putti, die eine fünfzackige Krone halten. Die Unterecken sind mit Muscheln dekoriert. Unter dem Schriftfeld steht ein Wappen, welches einen Vogel mit einem Zweig im Schnabel im Schild führt. Obenauf zieren drei Ähren (außen zwei Hängende, mittig eine Stehende) den Schild

Inschrift:
Aus diesem Grabe,
Forschender Leser,
wird sich an dem Morgen des letzten Welttages,
eine Frau, ein Engel wolle ich sagen,
mit dem Glanze der Sonne bekleidet,
Ihrem JeSu in die Arme schwingen.
Denn

Deßelben Verlobte war sie nuhr im ganzen Leben,
u. doch freundlich, wie die Morgenröthe;
mehr ein Engel als ein Mensch.
Nehmlich
die weil: Hochedelgebohrne Frau,
Fr: Maria Sophie geb: Solbrigin,
verehel: Hübenerin.
Sie w: geb: zu Hindenburg, d: 24ten Febr: 1728 •
verheiratete sich d: 12ten Sept: 1753 •
ward eine Mutter von 6 Söhnen u: 1 Tochter •
u: st: nach einer, unter den Masern gehaltenen
Zwillingsgeburth, d: 6ten Febr: 1763,
noch nicht 35 Jahr alt.
Nun Wandrer, geh u: denk hierbei •
Auch Du wirst einst ins Grab gerißen.
denn, wenn auch Engel sterben müßen,
wer ist denn wol vorm Tode frei.

Anmerkung:
Vor dem Umbau der Kirche (1901 – 1905) lagen die Grabsteine vor und in der Nähe des Altares. Durch Grabungen konnten unter den Platten Grabgewölbe und Sargreste nachgewiesen werden. (vgl. Abhandlung zum Kirchenumbau von Dr. Ernst Block unter „Feldsteinkirchen in der Altmark“, http://www.altmark-kirchen.de). Im Chor der Dährer Kirche hängen zwei gerahmte handschriftliche Auflistungen zur Geschichte der Probstei Dähre und zu den Pastoren, 1929 erstellt von Pastor Johannes Schuckert. Zu Pastor Hübener steht zu lesen: „... 1753 – 1798 Pf., bis 1806 Emeritus a D. * Krusemark 3.3 1722, eingef. 11.2.1753, oo 1× 12.9.1753 mit Marie Sophie Solbrig - Salzwedel, oo 2× 16.11.1764 mit Kath. Doroth. Ulnei - Pritzwalk, oo 3× 1764 mit Kath. Melebier – Arendsee, † Dähre 13.6.1806 als Em. u. Witwer, beigesetzt neben seinen Gattinnen in der Kirche, Grabstein seiner ersten Gattin mit poetischer Aufschrift noch vorhanden“.
Im Sterberegister dokumentierte Hübner das Ableben seiner ersten Frau mit den Worten: „Frau Maria Sophia Solbrigin, meine des Predigers Adam Andreas Hübeners herzlich geliebte fromme und mit allen weiblichen Tugenden gezierte Ehefrau, starb mit der Freudigkeit einer wahren Christin, zu meinem innigsten Leidwesen, den 6ten Februarii; und ward den 9ten ejusdem, vor dem Altare in der Kirchen, wo ihr Leichenstein lieget, in einem Gewölbe begraben. Sie ward am Ende des Vorigen Decembris mit einem Husten befallen; am 23ten deßelben Monats kamen die Masern bey ihr heraus, in der Nacht zwischen den 28 und 29ten hielte sie eine leichte Zwillings-Geburth; bald nachher schlugen die Masern zurück und sie hatte die ganze Nacht convalisivische Zufälle; des andern Tages aber ward sie wieder munter. Inzwischen blieben die Lochia stehen. Als ich dieses gewahr ward, ließ ich gleich den Herrn Doctor Gercken aus Salzwedel holen; welcher derselben mit Arzeneyen an die Hand ging: meinen Vorschlag des Aderlaßens aber wurde verworfen. Die Patientin bekam eine heftige Diarrhöe; darauf fing sie an zu schwellen. Die Gewulst(?) ward waßersüchtig; endlich kamen die weißen Frieseln noch heraus, schlugen aber bald wieder ein. Sie tröstete mich; und entschlief plötzlich und sanfte; noch nicht 35 Jahre alt. Im Him̅el finde ich sie gewiß wieder. Gott belohne Ihr die Treue, die sie an mir bewiesen hat. Ich aber werde ihr Grab noch oft in der Stille mit Thränen benetzen.“
Hübener selbst wurde lt. Kirchenbuch von Krusemark 1722 als Sohn des dortigen Pastors Martin Christian Hübener und dessen Ehefrau (Heirat Krusemark 18. November 1718) Maria Lucia Sydow geboren. Die Solbrig war eine Tochter des Hindenburger und späteren Salzwedeler Pfarrers Johann David Solbrig und der Marie Catharina geb. Schmidt, deren gemeinsame Grabplatte in der Marienkirche zu Salzwedel liegt (s. Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“, S. 304).

Abmessungen:
1,06 m × 2,15 m

Lage:
Die Platte steht innerhalb der westlichen (gotischen) Vorhalle am südlichen Ende an der Westwand.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2021