altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Andreas Kleinow

Pastor

Sterbedatum:
00.00.1699
Konfession:
evangelisch
Ort:
Güssefeld
Standort:
Kirchhof
GPS:
11.372731 - 52.718631

Beschreibung
Zustand
:
Die Sandstein-Platte ist von der Mitte bis zum rechten Rand mit Schriftverlust abgetreten. Das Sterbedatum wurde nach Ableben Kleinows auf der vorbereiteten Grabplatte nicht ergänzt.

Dekor:
Die Platte besitzt eine gekerbte Umrandungslinie und eine vertiefte Inschrift.

Inschrift:
... der Ehrwürdiger
Andächtiger vndt Wolgelahrter
H • ANDREAS KLEINNOW Wolverdienter
Prediger zu GÜSSEFELDT • im Dorffe
Sch(o?)stedt bei OSTERBVRG gebohren
vndt ANNO 16 den
im Herrn sanft vndt selig entschlaffen
vnd nachmals ...
alhier Christ... ... (z)ur erden
bestattet worden ...
M ...

P IIII ...
Ich habe ...
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... ...de
... Ich ver... ...
der mich mächtig (macht)

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DER CHRISTUS ... ...IA POSSUM
Ich vermag alles durch meinen Christ,
Der mein kraftt hülffe vndt Stärcke ist.

Anmerkung:
Ursprünglich lag die Grabplatte lt. Überlieferung innerhalb der Kirche im Chorraum. Um die Zeit des ersten Weltkrieges wurde sie in den Pfarrgarten geschafft. Dort fand sie eine Zweitnutzung als Mensa des neu errichteten Altares hinter dem Pfarrhaus, der dort Gottesdienste im Freien ermöglichten sollte. Nachdem die Kirche das Pfarrhaus mittlerweile verkauft hat, wurde die Platte 2021 zum Kirchhof zurück gebracht. Sie soll später innerhalb der Kirche wieder aufgestellt werden (Mitteilung Herr Kämpfer, Gemeindekirchenratsmitglied Güssefeld).
Bei dem auf der Grabplatte genannten Geburtsort Kleinows kann es sich dem erkennbaren Schriftzug nach nur um Schorstedt handeln. Zu seiner Herkunft ließen sich jedoch keine genealogischen Daten erheben, da die Kirchenbuchüberlieferung hier erst im Jahre 1694 einsetzt. Durch seine drei Ehen war Kleinau familiär eng mit anderen Pastoren-Familien der umliegenden Parochien verbunden.
1. Ehe:
Am 9. Juni 1640, so steht es im Güssefelder Kirchenbuch, heiratete er Anna Hem(b)stedt († Güssefeld 29. November 1649). Sie war die Witwe seines Amtsvorgängers Johannes Rodedövel (begraben 26. April 1639, ab 1616 Pfarrer in Güssefeld - auf ihn gehen auch die ältesten überlieferten Kirchenbücher der Parochie und die Chronik des Dreißigjährigen Krieges zurück) und die Tochter des Güssefelder Pastors Johannes Hemstedt, der von 1588 bis 1616 hier seinen Dienst tat.
2. Ehe:
Nach dem Kirchenbuch von Güssefeld verheiratete er sich Kleinow in zweiter Ehe am 26. Juni 1649 mit Anna Mengebier (getauft in der Marienkirche zu Salzwedel am 10. Juni 1614 † Güssefeld 13. Mai 1688), deren Sterbefall im Kirchenbuch von Güssefeld ausführlich dargelegt wurde: „… aus der Alten Stadt Saltzwedel bürtig. Der Vater ist gewesen Hans Mengebier Bürger v. Brawer daselbst. Die Mutter Barbara Gäde. Als Sie einen schweren fal gethan v. haftig über seiten wehe geklaget dar nach in die 6 Wochen lang bett lagerig geblieben, v. bis in die 4te Woche speis v. tranck müssen bleiben, weil sie nichts hat überschlucken können. so den nur mit reine Wasser den mundt gespület. Kavent im Munde gehalten davon bisweilen noch ein TröpfchenKrümlein mit grosser beschwerungen hinüber geglitten sein. Sie ist aber in grosser gedult geblieben, vndt hat ihren Jesum steif v. feste in ihren hertzen behalten bis an ihr Ende. …“.
Die Mengebier schloss ihre erste Ehe in der Marienkirche zu Salzwedel am 1. Oktober 1637 mit dem verwitweten Nicolaus Grunge (* Salzwedel? 1585 † Altmersleben 3. Januar 1649), der seit 1616 als Pastor in Altmersleben wirkte (vgl. Czubatynski: „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“ S. 171).
3. Ehe:
Nach dem Verlust der Ehefrau ging Kleinow am 11. Juni 1689 in Güssefeld eine dritte Ehe mit Ursula Stuthvoß († Güssefeld 30. März 1700) ein. Sie war eine Schwester des Pfarrers Christoph Stuthvoß († Thüritz August 1715) in Thüritz und die Witwe von dem Kämmerer Nicolai Beust in Neuhaldensleben.
1699 wurde im Güssefelder Sterberegister dokumentiert: „Den Montag nach Galli Hl. Andr: Kleinovius pastor Gyssefeldensis emeritus beerdiget“. Am Ende des ältesten Kirchenbuchs steht zu lesen: „“ao 1699 Pastor emeritus Hl Andreas Kleinovius den Montag nach Galli allhier zu Güssefeldt am Schlage gestorben welcher biß 14 tage vor seinem Ende noch ohne Brillglaß die Kleineste schrifft lesen können ætatis 89 Pastoratus 61.“ Kleinow starb ohne Nachkommen.
Vgl. Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“, S. 208. Demnach war Andreas Kleinow von 1640 bis 1694 als Pastor in Güssefeld tätig. 1694 trat Pastor Joachim Krause dessen Nachfolge an.
Am Ende des ältesten Kirchenbuchs finden sich dazu die folgenden Einträge:
„Im Außgang dieses lauffenden 1639 jahrs hat Andreas Cleinovius auf erdrunge der Patronen zu Calbe zur Probe gepredigett welches geschehen Am Hl Christtage daraff er Ao 1640 Dom. 3 post Epiphan. zu Güssefeldt geprediget ferner ist er darauff Pastor densioniret den 7 February vocirt. folgendts den 15 Marty ordiniret zu Stendal vom Hl Generalsupintend. M. johanne Stralio vndt 12 Aptilis Dom Quasimodogeneti vom Hl M. Simone Struvio Pastore Calbensi introducirt.“
„Anno 1694 den 16 Septembris Dom XV post Trinit. hat Joachimuß Krauße Hln Joachimi Kraußens der Wollgebohrnen Herrn von Alvensleben zu dem Hauße Calbe vielJährigen Gesambt Richters Sohn, die Probe Predigt in Güssefeldt gethan, nach dehm derselbe, auff Veranlaßung der Herren patronen den 82 Jährigen und 56 Jahr in officio lebenden Hln Prediger Hln Andreas Kleinauen adjungiret worden welcher dan den 16ten Octobris ejusdem Anni vociret, und folgendts den 5ten Novembris, da Er zuvor Dom XXII post Trinit: in der ThumKirchen zu Stendall, nachmittags, geprediget, von dem damahligen General Superintendenten, Hl Daniel Bernhardi ordiniret, die Introduction geschah Dom: 3 Advent: von Hln Johanne Christophoro Henrici, Pastore, et Inspectore zu Calbe.“

Abmessungen:
1,06 m × 2,14 m

Lage:
Die Platte wurde auf dem Kirchhof unmittelbar neben der Nordwand des Kirchturms zwischengelagert.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2021