altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Bartha Sophia von der Schulenburg

von Bartensleben

Ehefrau des Landeshauptmanns

Sterbedatum:
28.09.1606
Konfession:
evangelisch
Ort:
Salzwedel
Standort:
Mönchskirche
GPS:
11.152860 - 52.851590

Beschreibung:
Epitaph für Werner XVII von der Schulenburg (†1581), seine Ehefrau Bartha Sophia, geborene von Bartensleben (†1606) und seine Kinder Levin, Hans, Busse, Elisabeth, Agnes und Joachim Friedrich.

Zum Epitaph gehört ein tragender eichener Grundbalken (47/45/518 cm). Auf einer darauf ruhenden vorspringenden Konsole stehen vor dem Epitaph in Lebensgröße aus Alabaster die Figuren der Familie Werner von der Schulenburg in kniender Haltung. Der Landeshauptmann kniet im Harnisch vor dem Kreuzigungsrelief, den Dolch an der rechten Bauchseite des Bauchreifens. Die Hände und der Degen sind, wie die Sturmhaube, die vor ihm am Boden lag, verloren gegangen. Hinter ihm knieten ehemals die vier Söhne Levin, Hans, Busse und Joachim Friedrich, von denen der Letztere nicht aufgefunden wurde. Gegenüber dem Landeshauptmann knieten früher auch seine Ehefrau Bartha Sophia und die Töchter Elisabeth und Agnes. Auch die Agnesfigur ist nicht auffindbar. Unterhalb der Skulpturengruppe stehen die Namen, deren Schrift erhalten ist, während die sich darunter befindlichen Inschriften und die sechszehn Ahnenwappen bereits 1868 nicht mehr vorhanden waren. Im Epitaph befanden sich sechs Alabasterreliefs. Erhalten sind im Mittelfeld des Hauptgeschosses das Kreuzigungsrelief und im Obergeschoss das Auferstehungsrelief. In den Feldern beiderseits dieser fehlt je ein Relief. Das Epitaph trägt als oberen Abschluss einen flachen Giebel.

Anmerkung:
Das Standepitaph wurde 1582 in der Klosterkirche Dambeck errichtet und im Jahr 1986 zusammen mit dem Epitaph ALBRECHT von der Schulenburg IV abgebaut und zunächst zerlegt in die Marienkirche Salzwedel verbracht.

Dem Kloster Dambeck ging eine wechselvolle Geschichte voraus. Im 13. Jahrhundert gegründet, erhielt nach der Reformation Levin I für seine treuen Dienste die Nutzung auf Lebenszeit. Die Pfandschaft wurde auf die folgenden Nachkommen ausgedehnt und nach der Besetzung und Plünderung durch Wallensteins Truppen im Jahr 1626 von Lippold von der Schulenburg verlassen. Seit 1645 gehörte es zur Joachimsthalschen Fürstenschule und diente der Finanzierung des in Templin ansässigen Joachimsthalschen Gymnasiums. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kloster in das Volkseigentum überführt und gehörte fortan dem Volkseigenen Gut Dambeck (VEG Dambeck), dem späteren VEG Büssen. Die Kirchengemeinde Kloster Dambeck durfte die Klosterkirche auf der Grundlage eines Nutzungsvertrages vom 01. Januar 1953 mit einer jährlichen Rücklage in Höhe von 75,- DM weiterhin für Gottesdienste auf unbestimmte Zeit nutzen. Den gleichen Betrag hatte das Volksgut zum Zwecke der laufenden Instandsetzung beizutragen. Die Instandsetzungen blieben aus, mutwillige schwere Zerstörungen der Fenster der Südseite, ausgebliebene Instandsetzungen und die unzureichende Finanzkraft des Kirchspiels Altensalzwedel veranlassten letztlich den Kreiskirchenrat des Kirchenkreises Salzwedel am 27.05.1978, das Nutzungsrecht der Klosterkirche aufzugeben und bat den Gemeindekirchenrat des Kirchspiels Altensalzwedel, die bereits am 16.09.1975 dazu getroffene Entscheidung mit dem Rat des Kreises Salzwedel und dem Institut für Denkmalpflege zu akzeptieren. Ab 01. Januar 1979 wurde die Kirche auch baupolizeilich gesperrt. Im Juni 1980 drangen Lehrlinge des Volksgutes Büssen gewaltsam in die verschlossene Kirche und beschädigten in grober Weise das Inventar (Altar, Epitaphe, Gestühl, Kanzel und die Orgel). Das Ermittlungsverfahren wurde seitens der Volkspolizei eingestellt, staatliche Entscheidungen der örtlichen Organe griffen nicht.

Erst 1986 folgten Schritte zur Auslagerung der Kunstwerke. Der Einhornaltar und die Kanzel befanden sich bereits seit 1980 in der Katharinenkirche Salzwedel. Die abgebauten und zerlegten Epitaphe WERNER und ALBRECHT von der Schulenburg wurden im Küsterhaus St. Marien gelagert; erste Sicherungs- Reinigungs- und Konservierungsarbeiten folgten. Ein Wiederaufbau der Epitaphe an der Westwand des Turmumganges der Marienkirche scheiterte, die geschädigten Einzelteile wurden in das Baustofflager des Kreiskirchenamtes nach Groß Chüden verbracht. 2010 erfuhren Gerhard Ruff und einige Mitglieder der Hansischen Gesellschaft zu Salzwedel e. V. von den Epitaphen, holten sie in die Heilig-Geist-Kirche mit der Absicht, sie dort wieder aufzubauen. Nach einer ersten Sichtung und Bestandsaufnahme des Restaurators Reinhold Gonschior aus Dahrendorf wurden sie zur vorgesehenen Restaurierung in die aufgelassene Kirche Kricheldorf transportiert. Hier schien ihr Schicksal durch Tatenlosigkeit besiegelt. 2016 fand sich eine kleine Gruppe Beherzter und gründete den Förderverein zur Rettung der Epitaphe der ehemaligen Klosterkirche Dambeck e. V. , angespornt vom Willen der Rettung der Kunstwerke, zudem Frau Dr. Bettina Seyderhelm, Kirchenkonservatorin Magdeburg feststellte: Die Epitaphien sind hervorragend geeignet, Anschauungsobjekte für die mitteldeutsche Geschichte und besonders der Altmark zu sein.
Nach zahllosen Gesprächen, Behördengängen, Förderanträgen und Spendenaktionen konnte die dringende Anobienbekämpfung finanziert, die Restaurierung (2018-2020) und die Aufstellung in der Mönchskirche Salzwedel erfolgen.

Die Restaurierungsmaßnahmen wurden von Herrn Reinhold Gonschior aus Dahrenborf und Herrn Andreas Rentmeister der Berliner „steinhof.restaurierung" ausgeführt. Die Arbeiten blieben auf das Notwendigste beschränkt und die Architekturelemente und fehlendes Schnitzwerk aus konstruktiven Gründen und im Sinne eines geschlossenen optischen Gesamteindruckes ergänzt, wie Herr Falko Grubitzsch und Frau Karoline Danz vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen Anhalt in der Ausgabe Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt 1/21 belegen. Ihnen, dem Restaurator Herrn Torsten Arnold vom LDA Sachen-Anhalt Halle /S., wie auch Herrn Ulf Frommhagen von der unteren Denkmalbehörde des Altmarkkreises Salzwedel dankt in besonderer Weise für die Unterstützung und fachliche Begleitung des Vorhabens der „Förderverein zur Rettung der Epitaphe der ehemaligen Klosterkirche Dambeck e. V.".
Im Besonderen ist dem Restaurator Herrn Reinhold Gonschior für sein Geschick und Verstand bei der Bearbeitung unter konservativen Schwerpunkten, die in erster Linie eine Sicherung der Oberflächen und ein zusammenfügen der Epitaphe vorsahen, zu danken.
Die Restaurierung und Neuaufstellung wurde finanziell gefördert vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Altmark West , dem Familienverband der Grafen und Herren von der Schulenburg und weiteren privaten Spendern.

Lage:
Das Epitaph, am oberen Gesims 1582 datiert, steht seit 2020 in der Mönchskirche Salzwedel an der Nordwand auf einer bodenaufliegenden Sockel- und Wandkonstruktion mit Stahl-Lastverteilungsplatte und ist durch eine Wandverankerung gesichert (Sockelhöhe 143 cm, Epitaph 460 cm Höhe, 520 cm Breite).

Quellen:
BEKMANN, Johann Christoph, Bernhard Ludwig Bekmann: Vom Kloster Dambeck, in Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg 1753, Zweiter Band, Fünfter Teil, 1. Buch X. Kapitel, C 170 f. Nachdruck 2004.
DANNEIL, Johann, Friedrich: Dass Geschlecht der von der Schulenburg, Zweiter Band 1847, Reprint.
HILDEBRANDT, Adolf Matthias: Die Grabsteine und Epitaphien adeliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark, 1868, S. 24-26.
HEIMANN, Heinz-Dieter, Klaus Neitmann, Winfried Schich: Brandenburgisches Klosterbuch, 2007, Band I, S. 393- 411.
LINNEMEIER, Bernd Wilhelm: Zwei vergessene Epitaphe aus Dambeck, Hrsg. Förderverein zur Rettung der Epitaphe der ehemaligen Klosterkirche Dambeck e. V., 2020.
GONSCHIOR, Reinhold: Arbeitsbericht. Schulenburg-Epitaphe aus der Klosterkirche Dambeck, Konservierung, Reinigung und Wiederaufbau in der Mönchskirche zu Salzwedel, 2020.
Schriftverkehr Klosterkirche Dambeck, Archiv Kreiskirchenamt Salzwedel.

Text und Foto:
Gerhard Ruff, Salzwedel 2021