altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





NN Hane

Ehefrau des Gutspächters

Sterbedatum:
08.03.1703
Konfession:
evangelisch
Ort:
Wahrenberg/Elbe
Standort:
Kirche
GPS:
11.681810 - 52.983940

Beschreibung
Zustand
:
Von der in mehrere Teile zerlegten Grabplatte aus Sandstein blieben zwei erhalten. Neben dem oberen, stärker abgetretenen Viertel existiert das untere größere Teilstück, dem aber der linke Randbereich fehlt. Dadurch gingen Teile der Inschrift und das linke Wappen verloren. Kleine Bereiche der Oberfläche sind abgeplatzt. Die vertiefte Überschrift des rechten Wappens ist nicht mehr lesbar.

Dekor:
Die Platte besitzt eine gerkerbte Umrandungslinie und trägt eine vertiefte Inschrift. Unter dem Textfeld stehen nebeneinander zwei ovale Vertiefungen, die Wappen enthalten. Das rechte Wappen zeigt im Schild und auf dem Helm einen Hahn. Über dem rechten Oval befindet sich eine vertiefte einzeilige Inschrift.

Inschrift:
ALHIER RUHET
EINE EDLE ÆPININ(?)
DER ER ...IEDERT (Z)UR LUTHER(?)
HOCHGEACHTET HAT
MARCK BRANDENBURG
... ...EKAND
...
... N...H ...ON WELT ...
... ...S NENNEN;
... (D)AMIT
... (K)ÖNIG FÜRSTEN UND STÄNDE
... BESSER GENÜSSEN KUNTEN •
... (GEBO)REN Ao̅ 1668 DEN 28 NOVEMB:
... TIT HERREN JOHAN̅ HANEN
... ...RBE PUTTLITSCHEN
... DEN 4 FEBRUAR 1692 •
... (ST)ARB IM HERREN
... 1703 DEN 8 MARTY

Anmerkung:
Bei Hossfeld/Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Der Kreis Osterburg“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1938, S. 332 werden die beiden Teile zwei verschiedenen Grabplatten zugeordnet: „Zwei Grabsteine werden als Schwellen in den Eingängen benutzt, Inschriften sind nicht mehr genau zu entziffern. Auf dem einen Johann Hanen, geboren 1668, gestorben 1703, zwei Wappen mit Hähnen.“ Dagegen spricht jedoch die gleiche Randgestaltung, gleiche Schrifttypen und die beiden gleichzeitig verwendeten, unterschiedlichen Formen des Buchstaben „E“. Ferner bezieht sich das angegebene Sterbedatum nicht auf Johann Hanen sondern auf dessen erste Ehefrau. Die untere Zeile der Inschrift des oberen Viertels war bei der Bestandsaufnahme teilweise von der nicht zu öffnenden Sommertür verdeckt.
Der Name der Verstorbenen findet im Kirchenbuch von Wahrenberg bei deren Begräbnis am 11. März 1703 keine Erwähnung. Auch unter dem auf der Grabplatte angegebenen Geburtsdatum befindet sich kein adäquater Eintrag, der auf die Herkunft der Verstorbenen hinweist.
Ihr Ehemann Johann Hanen wurde als „Arendator“ bzw. als „pensionarii des Freyhrl. Guts Gottberge“ genannt, d. h. er war Verwalter bzw. Pächter des Gutes Gottberg, welches sich von 1511 bis 1740 im Besitz des Ganz Edlen Herren zu Putlitz befand (vgl. dazu Rohrlach „Historisches Ortslexikon für die Altmark“, Berliner Wissenschaftsverlag 2018, S. 814). Aus dieser Ehe gingen mehrere Kinder hervor:
1) Eleonora Maria, getauft 18. April 1693,
2) totgeb. Tochter, begraben 27. Juni 1694,
3) Catharina Helena, getauft 14. Oktober 1695,
4) Sabina Hedwig, getauft 17. April 1698,
5) Ursula Catharina, getauft 17. Juli 1700 (Paten u. a. Ursula Hahn Ehefrau des Ertmann Betcke, Diakon an der Katharinenkirche zu Magdeburg, Catharina Buchholtz Ehefrau des Adam Dietrich Hahn, kurfürstlich brandenburgischer Salzfaktor und Putlitzscher Richter in Wittenberg) und
6) Adam Christoph, getauft 23. Oktober 1701.
Johann Hanen ging nach dem Tod der ersten Ehefrau am 2. Oktober 1704 eine zweite Ehe mit Anna Sophia Städer, der Witwe des Pastors Johann Elias Wilhelmi in Premslin (heute Stadteil von Karstädt/Prignitz) ein. Lt. Kirchenbuch von Wahrenberg sind sie „auffm Gottberge copuliret worden“.
Denkbar wäre, dass Hanen ein Sohn des „B Marcus Haan“ war, der 1644 bei Jochim Gäde und 1646 beim Freischuster Meister Jochim Vhese in Wahrenberg als Taufpate in Erscheinung trat. Dessen Ehefrau „B. Marcus Hanen vxor“ nahm das Patenamt 1643 bei Jürgen Mölmann wahr. 1646 wurde Marcus Haan mit dem Zusatz „Putlitz Richter der Herrschaft“ eingetragen. Taufen dieser Eheleute sind im Kirchenbuch nicht verzeichnet, was jedoch mit den drei Kirchenbuch-Lücken zwischen 1648 und 1665 zusammenhängen kann.
Der „Richter undt Zölner zu Wittenberge“ Marcuß Hahn schloss am 24. August 1647 in der Katharinenkirche zu Salzwedel die Ehe mit Ursula Gnewikow.

Lage:
Das obere Viertel der Grabplatte, dessen oberes Ende nach Süden weist, dient als Türschwelle des Nordportals der Kirche. Das untere Stück liegt innerhalb der Kirche und dient als Türschwelle des Westportals (GPS: 11.681570 – 52.983870). Dessen oberes Ende weist nach Norden.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2021