altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Margaretha Schönebeck

Saltzwedel

Ehefrau des Bürgermeisters, Stiftungsgründerin

Sterbedatum:
22.04.1612
Konfession:
evangelisch
Ort:
Stendal
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.860730 - 52.605520

Beschreibung:
Gestaltung/Zustand:
Vgl. dazu „Die Kunstdenkmale der Stadt Stendal“, Mitteldeutscher Verlag 2020, S. 199f. Die detailierte Beschreibung erfasst den Zustand des Epitaphs vor Ausbruch des 2. Weltkrieges: „65. Epitaph der Familie Bartholomäus Schönbeck, 1602 (Tafel 84 c) Kapelle neben dem östlichen Portal der Südseite. h 2,83 m. br 1,95 m. t 55 cm. Weißer Kalkstein, Reliefs aus weißem Alabaster, Inschrifttafeln aus Schiefer, von den frei stehenden Säulen nur noch eine aus braunem Alabaster, die drei anderen in Holz ergänzt. Temperabemalung. Epitaph im Aufbau eng verwandt mit dem vorhergehenden. Inv. Nr. 64, nur ist bei Nr. 65 die gliedernde Architektur, bei Nr. 64 das lebhafte Formenspiel vorherrschend. Der Meister H. K. und der Maler MF sind die gleichen. Auch hier findet sich die Signatur in einer Wappenkartusche am unteren Rollenwerkabschluß. Volutenkonsolen der unteren Sockelzone mit Engelköpfen verziert. In der Schrifttafel zwischen ihnen die Frakturinschrift mit den Lebensdaten der Eheleute, die sich auf den Grabsteinen zu Füßen des Epitaphs wiederholt, s. Inv. Nr. 66 und Nr. 67. Das untere Hauptgeschoß enthält drei Reliefs, diesmal mit geradem Abschluß in der Mitte. Das Kreuzigungsrelief ist wieder größer, erhöht über einer Schrifttafel mit Spruch (Tafel 84 d). Zwischen Relief und Schrifttafel zu seiten eines Engelkopfes die Jahreszahl 1602. Außenreliefs mit dem Sündenfall und der Vetreibung aus dem Paradies. Die Figuren von Adam und Eva sind entfernt worden, wohl im 18. Jahrhundert infolge der damals herrschenden Prüderie. Auch hier kniet die Familie in Freifiguren vor den Reliefs, l. der Vater mit acht Söhnen, r. die Mutter mit sechs Töchtern. Das Gebälk über den Figuren baut sich als Baldachin vor und wird von je zwei Säulen getragen. Auf den Baldachinen standen die – abgeschlagenen – Wappenkartuschen der Eheleute. Im zweiten Hauptgeschoß zwischen den Säulen ein Rundbogenrelief mit dér Auferstehung Christi. Oberer Abschluß kräftiges Gebälk, auf dem die krönende Lünette mit den Relieffiguren von Gottvater und Christus steht. Die durchbrochenen Rollenwerkwangen in beiden Hauptgeschossen sind unten mit Puttenköpfen (fehlen), oben mit Fabelwesen Vogel-Mensch geschmückt. Die Ornamentik war nur z. T. getönt in Kobaltblau, Türkisgrün und Schwefelgelb. Spuren von Vergoldung an den Alabasterreliefs. 1602.“

Inschrift
oberes Gesims obere Etage:

EGO SVM QVI SVM • EXO: 3, CAP

unteres Gesims obere Etage:
MENOR ESTO DOMINVS JESVM CHRISTVM RESVR REXISSE A MORTVIS ...

linkes Gesims untere Etage:
Herr Jesu Christ Die Seele Mein befehl ich In Die hende Dein

rechtes Gesims untere Etage:
Jesu dir lebe ich dir sterbe ich dein bin ich Tod vnd lebendig

obere Schiefertafel:
In Kreuz nichts liebers mag
geseinn,
Den offt getrachten Christi
Peinn

untere Schiefertafel, linke Hälfte:
ANNO. 1605 Den 7 FEB
ist Der Ernvester Erbar
vnd wolweiser her Bartho
Schonbeck
seines alters 57
jar seliglich entschlaffe̅
her wolle im eine froliche
aufferstehung verleihen

untere Schiefertafel, rechte Hälfte:
ANNO 1612 Den ...
ist die Erbare v. Tuge(ndsame)
fraw Margretha salzw(edel)
her. B bartho. schonbe(ck ehe)
liche hausfraw ...
ihres alters ... jar ...
got gnedig ...

untere Kartusche:
H. K.
MF.

Anmerkung:
Vgl. auch „Die Altmark von 1300 – 1600“, Lukas Verlag, 2011, S. 393. „... Nicht weit davon entfernt liegt die südliche Randkapelle, die von dem Bürgermeister Bartholomäus Schönbeck (1649 – 1605) als letzte Ruhestätte für sich und seine Ehefrau Margaretha Saltzwedel erworben wurde. Drei Jahre vor seinem Tod beauftragte er den Magdeburger Bildhauer Hans Klintsch, ein Epitaph herzustellen, das 1602 datiert und mit den Initialen H.K. versehen ist. Bartholomäus und Margaretha knien mit ihren Nachkommen vor dem Kreuz Christi. Ihre Gräber befinden sich in dieser Kapelle. Die Wappen bzw. Hausmarken auf beiden Epitaphien sind andere. ...“
Unterhalb des Epitaphs in der mit einem Geländer vom Chorumgang abgetrennten Seitenkapelle liegen auch die in gleicher Größe und Gestaltung gefertigten Grabsteine von Schönebeck und seiner zweiter Ehefrau.
Vgl. Susanne Paasch „Die Schönbecksche Stiftung in Stendal einst und heute“, erschienen in der ersten Jahresschrift „Familienforschung heute“ der Arbeitsgemeinschaft Genealogie Magdeburg, 1979, S. 31 – 34: „Am 7.2.1605 starb in Stendal im Alter 56 Jahren und nach 30jähriger Amtstätigkeit der Bürgermeister Bartholomäus Schönebeck. Seine Grabstätte mit dem in der Kunstgeschichte bekannten Schönebeck-Epitaph befindet sich in einer Seitenkapelle der Marienkirche, in deren Fußboden die Leichensteine für ihn und seine Ehefrau Margaretha Saltzwedel († 1612) eingelassen sind. Eine gedruckte Leichenpredigt erwähnt, daß er und seine Frau es sich von ihrer Hände Arbeit hätten sauer werden lassen und schließlich zu ansehnlichem Wohlstand gelangt seinen. Ein wirksameres Denkmal als Stein und Schrift setzten sich diese Eheleute durch Verfügungen, die sie über ihr Vermögen trafen, als am 6.1.1607 insgesamt 5000 Taler von der eigentlichen Erbteilung ausgenommen und als Fonds für die sog. Schönbecksche Stiftung deponiert wurden. Die Witwe kam dabei mit Wissen und Willen ihres Stiefsohnes und sieben eigener Kinder bzw. deren Vormünder dem ausdrücklichen Willen des Verstorbenen nach, durch finanzielle Unterstützung das Aufblühen seiner Familie und der Stadt zu fördern und „gelahrte und geschickte Leute“ dazu heranzubilden. Demgemäß bestimmen die wichtigsten Punkte der Stiftungsurkunde auch die Verteilung von Stipendien an Familianten auf Schulen und Universitäten. Außerdem wurde u. a. einem Stendaler Bürgersohn, der nicht zur Familie gehörte, jeweils drei Jahre lang ein Theologiestudium ermöglicht. ...“.
An den Artikel schließt sich in den Folgeheften 2 (1980) und 5 (1987) die Weiterführung der Deszendentenliste des Bartholomäus Schönebeck an. Daraus geht u. a. hervor, dass Schönebeck (* Stendal 6. Januar 1548, Sohn des Ratskämmerers Jacob Schönbeck und dessen Ehefrau Gertud Wittstock) in erster Ehe seit dem 18. Januar 1575 mit Elisabeth Fatmann († Stendal 18. Oktober 1580, Tochter des Kämmerers Hans Fatmann und der Margarethe geb. Hitschker) und in zweiter Ehe seit dem 29. August 1581 mit Margarethe Saltzwedel (* Stendal 15. November 1564, Tochter des Bürgermeisters Johannes Saltzwedel und der Anna geb. Krusemarck) verheiratet war.

Lage:
Das Epitaph befindet sich an der Ostwand der westlichen Seitenkapelle des südlichen Chorumgangs.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2021