altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Anna Elisabeth Schlüter

Tochter des Kossaten

Sterbedatum:
00.05.1733
Konfession:
evangelisch
Ort:
Eimersleben. Bördekreis
Standort:
Kirchhof
GPS:
11.201273 - 52.221485

Beschreibung
Zustand
:
Die aus Sandstein gefertigte, wuchtige Grabplatte ist mit Schriftverlust abgetreten. Noch vorhandene Textpassagen bzw. Wortteile sind teilweise aufgrund der geringen Schrifttiefe und des Abriebs kaum noch zu entziffern. Auch die Reliefs der Ausschmückung sind stark, am unteren Plattenende sogar bis zur Unkenntlichkeit, abgenutzt. Durch die Bergung der Grabplatte kamen auf der Oberfläche einige durch Spaten verursachte Kratzer hinzu.

Dekor:
Die Platte besitzt ein erhabenes, mit vertiefter Inschrift versehenes Textfeld, dessen Ecken durch Konkavbögen betont werden. Darüber schweben zwei als Relief gearbeitete Engelsfiguren, die mittig eine Krone mit herausfallender Draperie, deren untere Enden die Schürze der Engel bilden, halten. Unterhalb des Schriftfeldes befand sich ebenfalls Zierrat in Reliefform.

Inschrift:
Unter diesem Steine
(r)uhen die Gebeine
(d)er ... ...men Jungfer
... ...nn... ...th Schluter
Seel. An(dreas Schluters ge)wesenen Halb -
spänner u(nd) ...scher hiselbst,
hinterlassenen ... (Toc)hter
...
gebohren ... ...en ... AO 171...
..., seelig
... ...chem
... Leides
... alt 1... Jahr und 3 Mon.
(2 Kor. Cap. 5 V.) 1
Wir (wissen) aber, (so unser) ir(d)isches Haus
dieser (Hütte zerb)rochen wird,
das (w)ir einen Bau haben
(von Go)tt (erbauet?)

Anmerkung:
Eimersleben im Bördekreis gehörte bis 1807 zur Landereiterei Salzwedel und kann deswegen der Altmark zugerechnet werden.
Die Grabplatte wurde vor einigen Jahren bei Aufräumungsarbeiten auf dem Kirchhof unterhalb der Grasnarbe entdeckt, ausgegraben und anschließend nach einer Säuberung an der Pfarrscheune aufgestellt. Der Fundort befand sich in Nähe des heutigen Aufstellungsplatzes (Mitteilung Frau Petra Wolter-Klußmann, Vorsitzende des Fördervereins St. Petri – Kirche – Eimersleben).
Die lt. Kirchenbuch von Eimersleben am 10. Mai (Rogate) 1733 im Alter von 16 Jahren und 3 Monaten verstorbene Anna Elisabeth Schlüter (* Eimersleben Lichtmess 1717, ~ 2. Februar 1717, lt. Nachtrag im 1718 angefangenen Kirchenbuch) war eine Tochter des Halbspänners und Kirchenältesten Andreas Schlüter (* um 1652,  Eimersleben 7. November 1723, 71 Jahre alt) und dessen Ehefrau Anna Maria Röper ( Eimersleben 12.6.1735 „so gebohren worden zu Siegersleben Ao̅ 1683, d 10 9br. Anhero nach Eimersleben verheyrahet worden ao̅ 1709. Hat im Ehestande 14. et im Witwen = Stande 12 Jahr weniger 4 Monath gelebet, æt. 52 Jahr weniger 6 Monath.“)
Da für den Zeitraum 1685 bis 1717 kein Kirchenbuch überliefert ist, kann nicht geklärt werden, ob und wie viel Kinder insgesamt aus dieser Ehe hervorgingen.
Anna Maria Röper war vermutlich eine Tochter des Schäfermeister Joachim Röper, der im Jahre 1688 ein Zwillingsschwester-Pärchen in Siegersleben taufen lässt. Das bei ihrem Ableben 1735 im Kirchenbuch von Eimersleben angegebene Geburtsdatum kann anhand des Kirchenbuches von Siegersleben nicht bestätigt werden.
Vgl. auch Kurt Bartels „Ortsfamilienbücher Ohrekreis Eimersleben 1595 bis 1800“, Selbstverlag, Kappeln 2007, S. 187f (Nr. 1042/1043). Demnach war Andreas Schlüter (Sohn des Halbspänners Heinrich Schlüter in Eimersleben und dessen Ehefrau Margarethe Benecke) in erster Ehe seit dem 18. Oktober 1681 verheiratet mit Magdalena Sabina Schmidt (~ Eimersleben 5. April 1659 † vor 1707 (KB-Verlust 1685 - 1717)), einer Tochter des Schafmeisters Henning Schmidt in Eimersleben. Aus dieser Ehe weist Bartels anhand des Kirchenbuches fünf Kinder nach.
Ungewöhnlich ist der Umstand, dass eine derartig große und aufwendig gestaltete Grabplatte einer minderjährigen Kossaten-Tochter gewidmet wird, die zu dem noch aus zweiter Ehe ihres Vaters stammt und zu einem Zeitpunkt geboren wurde, als die Übergabe des väterliche Kossatenhofes an einen der Söhne aus erster Ehe bevorstand. Bei ihrem Ableben im Jahre 1733 waren ihr Vater und zwei der Söhne erster Ehe bereits verstorben, sodass die Hofbewirtschaftung vermutlich durch einen Interimswirt erfolgte. Als Aufraggeber und Finanzier der Grabplatte käme folglich nur die bereits seit 1723 verwitwete Mutter der Verstorbenen, Anna Maria geb. Röper, in Betracht.

Abmessungen:
1,10 m × 2,25 m × 0,23 m (inklusive der noch erhaltenen Reliefreste)

Lage:
Die Grabplatte steht auf dem Kirchhof an der Nordwand der ehemaligen Scheune des Pfarrhofes gegenüber der Südseite der Kirche.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2022