altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Katharina Laurentz

Jacobs

Witwe des Bürgermeisters

Sterbedatum:
10.12.1605
Konfession:
evangelisch
Ort:
Gardelegen
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.395096 - 52.524903

Beschreibung
Zustand
:
Die Grabplatte aus Sandstein ist etwas abgetreten.

Dekor:
Inschrift und Umrandungslinie sind gekerbt. Unter dem Textfeld befinden sich zwei nebeneinanderstehende Kartuschen, die geritzte Hausmarken enthalten. Darunter erstreckt sich eine größere rechteckige Kartusche, die mit dem Leichentext ausgefüllt ist.

Inschrift
Schriftzugumlauf auf dem Rand:

ANNO ∙ 1 ∙ 60 ∙ 5 DEN 10 ∙ DECEM

IST DIE ERBARE ∙ VNDT ∙ VIELTVGENTSAME ∙ KATHARINA JACOBS ∙ DES

ERNVESTEN ∙ WOLWEIS̅E̅ ∙ HER̅E̅ ∙ B ∙ H ∙ L ∙ S ∙

NACHGELASSE ∙ WITWE ∙ SELIG ∙ IN ∙ GOT ∙ ENTSCHLAFFE ∙ DER ∙ SEEL ∙ GOT ∙ GNADE ∙ IHRES ALTERS ∙ III…

Textfeld:
DEFVNCTALO
QVITVR ∙
Zum seligen port Ich ko =
mme hin
An Sünd, Tod, Teufel, fahr
Dahin
Mitt Christo hab ich meine[?]
Freudt
S…dt lebe in Ewiger seligkeitt

JOHANAM I
DAS BLVT IHESV CHRISTI ∙
GOTTES SOHNS MACHT ∙
VNS REIN VON ALLEN VNSER SVNDE

Anmerkung:
Die Verstorbene war des Bürgermeisters Heinrich Laurentz selig nachgelassene Witwe, dessen Grabplatte mit den gleichen Hausmarken sich direkt südlich anschließt.
Lieselott Enders greift in ihrem Werk „Die Altmark“ auf S. 1011 bzw. 1020 die wirtschaftliche Situation der Eheleute Lorenz als Beispiel für den städtischen Wohlstand vor dem 30jährigen Krieg in Gardelegen auf: „Ganz anders gestellt war die Witwe des Bürgermeisters Heinrich Lorenz in Gardelegen, Catharina Jacobs. 1602 verkaufte sie altershalber ihrem Vetter Claus Jacobs, den sie von Jugend auf bei sich gehabt und erzogen hatte, Haus und Hof und die dazugehörigen beiden Buden, Scheune, Ställe und Brauhaus am Viehmarkt Ecke Magdeburger Straße samt allem Braugerät und Inventar für 1.700 fl à 24 lüb. ß; außerdem eine halbe Hufe auf dem Saltzschen Felde, drei Pferde und alles Ackergerät für 500 fl, in Summa also 2.200 fl. Sie behielt sich auf Lebenszeit die Bude an der Magdeburger Straße vor, eine besondere Tür und freien Ein- und Ausgang zu dem rechten Hause, die gewölbte Kammer zum Schlafen und Aufbewahren des Ihren, auf dem Hof einen Mistkoven für zwei Schweine, den freien Trank an Bier für sich und ihre Magd aus des Käufers Keller, der ihr unverschlossen bleiben sollte. Claus Jacobs versprach Ehrerbietung, Freundschaft, Dankbarkeit und die Erfüllung ihres Wunsches, daß nach ihrem Tod der Leichnam aus dem rechten Hause getragen und ihr die letzte Ehre und Begängnis erzeigt werde.“
„In der Wohnstube des verstorbenen Bürgermeisters Heinrich Lorenz in Gardelegen und seiner Frau Catharina Jacobs hing, als sie das Haus 1602 ihrem Vetter übergab, je ein Porträt des Ehepaars, auch das ein Zeichen des Selbstwertgefühls von Rats- und Patrizierfamilien im damals noch wohlhabenden Gardelegen und sonst wohl noch ziemlich rar“

Lage:
Die Grabplatte liegt im Chor der Marienkirche. Ihr oberes Ende weist nach Westen.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2017