altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Bartolomäus Riseberg sen.

Pastor

Sterbedatum:
10.08.1566
Konfession:
evangelisch
Ort:
Gardelegen
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.395096 - 52.524903

Beschreibung:
Zustand:
Die linke obere Ecke der Grabplatte aus Sandstein ist ausgeklinkt. Am oberen und unteren Rand weist die Oberfläche einige dunkle Flecken auf.

Dekor:
Die Schrift ist gekerbt. Das Textfeld erfasst nur das obere Drittel der schmucklosen Grabplatte. Die in der Mitte und in den Ecken eingekerbten fünf Weihekreuze deuten darauf hin, dass die Platte primär als Mensa eines Altars gedient hat.

Inschrift:
DN. BARTOLOMÆVS RISEBERG SE„
NIOR PRIMVS PASTOR LVCIS EUA̅GELII
REPVR GAUIT DOCTR. 1539. 11. NO„
UEMB. OBIIT 1566. 10. SEX„
TIL. ÆTATIS SVÆ 74.

Anmerkung:
August Julius Wagenmann „Allgemeine Deutsche Biographie“ Duncker und Humblot Leipzig 1889, Bd. 29, S. 757: „Bartholomäus Rieseberg (oder Riseberg), lutherischer Prediger im 16. Jahrhundert, Schüler und Freund Luther’s, geboren am 24. Aug. 1492 im Dorfe Mieste bei Gardelegen in der Altmark, † am 10. August 1566 in Gardelegen. – Als Sohn eines Bauern widmete er sich bis in sein siebzehntes Lebensjahr den Arbeiten des Landmannes. Da erwachte in ihm die Lust zu studiren. Nachdem er bei dem Cantor seines Geburtsortes lesen gelernt, und auf verschiedenen Schulen umhergezogen (in Gardelegen, Oebisfelde, Ruppin, Brandenburg, Wittstock, Berlin) bezog er 1518 die Universität Wittenberg, wo er besonders Luther’s Vorlesungen, Predigten und Disputationen mit großem Eifer hörte. Nachdem er eine Zeitlang eine Schulstelle zu Güstrow und Gardelegen bekleidet, kehrt er 1521 zur Vollendung seiner Studien nach Wittenberg zurück und übernimmt später auf Luther’s Rath wieder eine Schulstelle zu Berlin und Gardelegen. Hier bekommt er Streit mit einem katholischen Meßpriester, wird als lutherischer Ketzer excommunicirt, tritt zu Pfingsten 1522 zu Weteritz vor einer großen Volksmenge als Prediger auf, muß deshalb fliehen, wirkt eine Zeitlang als Prädicant zu Magdeburg, wendet sich, von da vertrieben, nach Hessen, und erhält hier eine Predigerstelle zu Immenhausen bei Kassel. Aber auch hier wieder bekommt er Streit mit einem katholischen Priester, wird beim Bischof verklagt und auf Befehl des damals noch eifrig katholischen Landgrafen Philippgefangen genommen und auf das feste Schloß Grabenstein gebracht. Wie durch ein Wunder gelingt es ihm hier mit Hülfe einer unbekannten Frau zu entkommen: er gelangt glücklich nach Wittenberg zu Luther und wird von diesem als Caplan in das Städtchen Schweinitz empfohlen. Hier predigt er öfters mit Beifall vor dem Herzog Johann von Sachsen und dem damals (1523) eine Zeitlang dort weilenden vertriebenen Dänenkönig Christian II. 1526 wird er Prediger im Kloster Brehna bei Halle, bald darauf Superintendent zu Seyda bei Wittenberg, wo er 13 Jahre, nicht ohne mancherlei Widerwärtigkeiten, wirkte. Nach Einführung der Reformation in der Mark Brandenburg 1539 ward er nach Gardelegen berufen, wo er am 11. November seine Antrittspredigt hielt, und bleibt hier, trotz mancherlei sich wieder ihn erhebender Anfechtungen und Verdächtigungen, doch standhaft und zuletzt unangefochten, bis er im 75. Lebensjahre an der Pest stirbt. – Schriften hat er keine hinterlassen: er war kein Freund vom Bücherschreiben, weil er meinte, die Welt hätte genug an der Bibel und an Luther’s Schriften. Im Predigen soll er unter allen Schülern Luther’s diesem am nächsten gekommen sein: auch seinen Stil, seine Sprache und Vortragsweise soll er sich so angeeignet haben, daß man, wenn man ihn hörte, meinen konnte Luther zu hören. Bartolomäus Riseberg war lt. Inschrift seit dem 11. November 1539 evangelischer Pastor der Marienkirche zu Gardelegen.“
Rieseberg wird auch als „Reformator der Altmark“ betitelt. In seinem Geburtsort Mieste hat man ihm vor der Kirche ein Denkmal gesetzt (s. Foto).
Vgl. auch Christopherus Schultze „Auff- und Abnehmen der löblichen Stadt Gardelegen“ (gedruckt in Stendal bei Andreas Güssow 1668, 1995 als Reprint herausgegeben vom Märkischen Kunst- und Heimatverlag Kalbe/Milde – Hechthausen ) S. 72 – 77 und Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“ S. 268

Lage:
Die Grabplatte liegt im Chor der Marienkirche vor dem Hochaltar. Ihr oberes Ende weist nach Westen.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2017