altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Henriette Philippine Giesecke

Tochter des Amtmanns

Sterbedatum:
25.07.1768
Konfession:
evangelisch
Ort:
Arendsee
Standort:
Klosterkirche
GPS:
11.477245 - 52.881060

Beschreibung
Zustand
:
Die Sandstein-Grabplatte ist vollständig erhalten.

Dekor:
Die Platte besitzt eine gekerbte Umrandungslinie. Das ovale Textfeld mit vertiefter Inschrift wird von Lorbeerzweigen gerahmt. Über dem Textfeld schweben zwei Engel, die mittig eine fünfzackige Krone halten.

Inschrift:
Alhier ruhen die Gebeine
einer sehr Hoffnungsvollen Tochter
des hiesigen, Königlichen
Oberamtmans Giesecke.
am 26ten Juny1779.
erblickte sie das Licht der Welt,
und hieß
Henriette Philippine
Friederieke Ferdinande
Giesecken
.
endigte ihr Kurzes Leben
am 25ten July 1786.
ihres Alters
7 Jahr 4 Wochen 2 Tage

Anmerkung:
Im Kirchenbuch werden die Todesumstände sehr ausführlich durch des Pastor geschildert: „Des Herrn Oberamtmanns alhier Joh: Diet: Fried: August Giesecke et uxoris Charlotte Catharine Elisab: Aschenbachin jüngsteTochter Henriette Philippine Friederique Ferdinande 7 J. gestorb. den 25t Jul. nach einer 4 wöchigen verborgenen Krankheit, wozu sie schon seit einem halben Jahre mit blasser Farbe u. Schwächlichkeit disponiert zu seyn geschienen. Da ihre gleich deßelben Tages bey sehr schwüler Sommerhitze im Gesicht u. am Unterleibe stark auftrieb, erhielt es ihr Arzt, mein Bruder der Chrirurgus Hey von bestürzten Eltern die bisher immer auf Genesung gehoft hatten, daß er sie noch denfelben Abend öfnen und die Viscera [= Eingeweide] ausnehmen u. untersuchen konnte; und da fand sichs, daß die Lunge angewachsen u. ein Geschwür an derselbigen war, worin ein Maas vereiterte Materie sich aufgehalten, deren Saum sogar das Herz aus seiner natürl. Lage bis mitten in die Brust gedränget, auch das die Milz angegangen Hierauf wurde die Höle des Leibes mit Wein u. Spiritus ausgewaschen, u. mit aromatischen Kräutern ausgefüllet, und dadurch soviel erhalten, daß die Leiche 4 Tage lang bey heißem Wetter über der Erde hat stehen können, ohne den geringsten wiedrigen Geruch von sich zu geben. Die ausgenommenen Eingeweide kamen in einen besonderen Topf und wurden beym Begräbnis auf dem Sarge in einem gemauerten Gewölbe mit beygesetzt. Dieß Gewölbe ist dicht neben dem andern Gewölbe des im vorigen Jahre begrabenen Kindes unter der Treppe, worauf man nach dem Garnison-Chor in der Klosterkirche gehet. Auf meine Anfrage vom 1. Sept. o. erhielt ich aus dem Ober-Consistoriovom 14t ejusd: den Bescheid, daß wegen der von mir angezeigten Umstände allemal so wohl die Domina des Klosters als der Domainenbeamte mit seiner Familie fernerhin unentgeldlich in der Kirche begraben werden könne. Es war nämlich verordnet p of. Pfarrbuch N. 164. vom Jahre 1771 das weitere, begraben cum Parentatione im Hause in einer ganz ehransehnlichen Versammlung von den sämtl. Klosterdamen, Officieren bey der hiesigen Garnison u. dem Geistl. den 28t Jul: c. …“
Die Verstorbene wurde am 26. Juni 1779 als dritte Tochter bzw. viertes Kind des Obermatmanns Giesecke in Arendsee geboren. Unter ihren Paten ist Ferdinand Fridrich Henoch Giesecke, „jetzo Scholar auf dem Kloster Berge“ (südlich der Magdeburger Altstadt). Früher geborene Kinder kamen nicht in Arendsee zur Welt.
Die Grabplatte wird erwähnt in Hossfeld / Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Der Kreis Osterburg“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1938, S. 45f. Demnach sind die Maße der Platte 0,96 m × 1,60 m.

Lage:
Die Grabplatte steht an der Ostwand des westlichen Joches unter der Nonnenempore.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2017