altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





August Heinrich von Schenck

Sterbedatum:
18.04.1761
Konfession:
evangelisch
Ort:
Dönstedt
Standort:
Kirche
GPS:
11.356273 - 52.244729

Beschreibung:
Hängeepitaph, weißer sowie hell- und dunkelgrauer Marmor. Substanzverluste seit 1961, Erhaltungszustand ansonsten befriedigend. Standort: Mitte der nördlichen Längswand des Kirchensaals.
Grabmal in vollendeten Formen des Rokoko. Als klar erkennbare Vertikale nur die linke und rechte Seitenwange der das Werk beherrschenden Inschrifttafel ausgeführt; alle sonstigen Rahmenteile inklusive der oberen und unteren Gesimse in eleganten Schwüngen aufgelöst, ohne jedoch die Prinzipien des gestalterischen Gleichgewichts aufs Spiel zu setzen. Bewegter Figurenschmuck: Links unten auf weit ausgreifendem Gesimsvorsprung die antikisch gewandete Sitzfigur einer Trauernden, die ihren Blick nach rechts oben auf die beiden Engelsgesichter richtet. Auf dem stark geschwungenen oberen Abschlussgesims die Figur des lagernden geflügelten Chronos gleichfalls in antiker Gewandung, in der Rechten ein Stundenglas haltend und mit der Linken auf eine Hippe gelehnt, deren 1961 noch vorhandenes Stielende inzwischen fehlt. Räumlich schon auf die Inschrifttafel bezogen die beiden rechts oberhalb derselben schwebenden Engel mit ihren ausdrucksstarken Kindergesichtern - möglicherweise als Anspielung auf den Verstorbenen und dessen schon 1742 im Tode vorangegangenen einzigen Bruder Jacob Heinrich Friedrich.
Zur Rechten der Inschrifttafel - gewissermaßen als Gegengewicht zur Figur der Trauernden links - eine Rokokovase auf schlankem Podest, deren bekrönendes Blumengebinde 1961 noch vorhanden war, heute aber fehlt.
Der Unterhang des Epitaphs als formvollendete Rocaille-Kartusche gestaltet, deren Rahmen in weißem Marmor von einem naturalistisch aufgefassten Totenschädel als memento mori bekrönt wird. Die Kartusche selbst - in hellgrauem Marmor - heute leer; 1961 zeigte sie noch das Familienwappen Schenck als Vollwappen in zeitgenössischer Ausformung: Gegenwärtig sind nur noch die eisernen Halterungen dieser infolge Nachlässigkeit, Zerstörung oder Diebstahls verlorengegangenen Applikation vorhanden.
Die zentrale Inschrift auf dunkelgrauer Marmorplatte in eingehauener, fein ausgeführter Fraktur lautet folgendermaßen:

"Hier
am gräntzsteine
der unruhe und ruhe
verwechselte
der Hochwürdige und Hochwohlgebohrne Herr
Herr August Heinrich von Schenck
minor praebendatus der hohen stiftskirche zu halberstadt pp.
des hochwohlgebohrnen Herrn
Herrn Ernst August von Schenck
Königl. Preuß.: Obrist Wachmeisters
Erb u. Gerichts Herrn auf Denstedt Hilligsdorff u: Flechting[en]
und
der Hochwohlgebohrnen Frauen
Frauen Henriette Adriane von Schenck
gebohrnen von Veltheim
eintziger Sohn und Freude
den 18ten April 1761
16 Stunden vor seinem 18ten Geburthstage
unter den thränen der Seinigen
und
algemeiner klage der kenner
der seltenen eigenschaften
Seines großen Geistes
und vortreflichen hertzens
getrost
die großen hoffnungen der sterblichen
mit dem besitz und genuß der ewigen güter.“

Das überaus qualitätvolle, allerdings nicht signierte Werk wird bei Harksen (s.u.) unter unklarem Verweis auf die Mitteilung eines gewissen Möhle dem Magdeburger Bildhauer Johann Jakob Hennicke zugeschrieben; dieser Zuschreibung ist mit Hinweis auf gestalterische Details u.a. des Epitaphs für Agnes Sophia v. Alvensleben († 1749) in der Schlosskapelle zu Erxleben (Bördekreis) ausdrücklich beizupflichten.

Zur Person:
August Heinrich von Schenck war der einzige das Kleinkindalter überlebende Sohn des königlich-preußischen Oberstwachtmeisters beim Regiment Gens d armes, Ernst August von Schenck auf Dönstedt, Hilgesdorf und Flechtingen (geb.1688 †1777) und dessen Ehefrau Henriette Adriane von Veltheim a.d.H. Alvensleben (geb.1709 †1786). Er erhielt bereits im Alter von 7 Jahren eine Minorpräbende beim Domkapitel Halberstadt und wurde dazu am 22. September 1750 aufgeschworen (LASA, U 8c, Nr. 150). Die schulische Ausbildung des angehenden Domherrn erfolgte, glaubt man den Andeutungen innerhalb der anlässlich seines Todes erschienenen Gedächtnisschrift (Willrich; s.u.), offenbar am damals hochangesehenen Pädagogium zu Kloster Berge nahe Magdeburg. Seine früh zutage tretenden intellektuellen Fähigkeiten waren möglicherweise ein Erbe der Altenhausener Schulenburgs, vermittelt durch die Großmutter Anna Sophia v. der Schulenburg, verehelichter v. Veltheim, einer Tochter Alexanders III. v. der Schulenburg-Altenhausen; das ebenso frühe wie unerwartete Ableben des hoffnungsvollen und begabten jungen Mannes erschütterte seine nächsten Angehörigen und seine Freunde in gleichem Maße. Sein früherer Hauslehrer, der spätere Pfarrer zu Groß Rottmersleben, Philipp August Willrich widmete seinem Andenken eine bewegende Gedächtnisschrift im vollendeten literarischen Stil der „Empfindsamkeit“.

Literaturquellen:
Zum Objekt: Marie-Luise Harksen (Bearb.), Die Kunstdenkmale des Kreises Haldensleben, Leipzig 1961, S. 207-208; Dehio, Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, bearb. von Ute Bednarz und Folkhard Cremer, München-Berlin 2002, S. 88.
Zur Person: Kurt Bartels (Bearb.), Familienbuch Dönstedt – Bebertal II (Landkreis Börde), Leipzig 2009 (Mitteldeutsche Familienbücher 47), S. 158 (nur Lebensdaten); „Thränen der Zärtlichkeit, der Klagen und des Leides, welche nach der am 18. April 1761, geschehenen sanften Auflösung, des weiland ... Herrn August Heinrich von Schenck, Minoris Präbendati der Hohen Stifts-Kirche zu Halberstadt, [et]c. jammernd dahin weinet, und beständig weinen wird des Wohlseligen ehemaliger Privat-Lehrer Philipp August Willrich“, Magdeburg 1761 (Digitalisat der Herzog-August-Bibliothek-Wolfenbüttel nach M: Db 4609 (13); Zugriff 07.11.2017).

Text und Foto:
Bernd-Wilhelm Linnemeier, August 2017