altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Ernst August von Schenck

königlich-preußischer Obrist-Wachtmeister

Sterbedatum:
19.03.1777
Konfession:
evangelisch
Ort:
Dönstedt
Standort:
Kirche
GPS:
11.356273 - 52.244729

Beschreibung:
Standepitaph, Alabaster und weißer Marmor, an der Südwand des Kirchenschiffs, mit seinem Unterbau die volle Wandbreite zwischen den beiden östlichen Fenstern vor dem Chor einnehmend. Erhaltungszustand angesichts fortschreitender Korrosion eiserner Bestandteile und der daraus resultierenden Folgeschäden, die schon in den 1960er Jahren festgestellt wurden, inzwischen besorgniserregend.
Auf dreistufigem Sockel erhebt sich ein hochrechteckiger, von breiten Pilastern flankierter Aufbau, dem eine flach kannelierte Halbsäule mit feinem Louis-seize-Dekor, bestehend in Blattfestons und textilem Bandelwerk, vorgeschaltet ist. Die ausladenden oberen Pilastergesimse werden hinter der Halbsäule nicht weitergeführt, sondern diese erhält mit ihrer oberen Manschette ein eigenständiges Dekorationselement. Sie dient als Unterbau einer wohlproportionierten Urne im klassisch-antiken Stil, von deren Deckel vorn Löwenhaut herabhängend.
Auf dem Gesims des linken Pilasters steht die in antiker Manier gerüstete Figur des Mars. Ehedem trug sie in der Rechten eine – schon 1961 zerbrochene und achtlos beiseite gelegte, heute verschwundene – Lanze; die Rechte hielt einen Lorbeerkranz über die Urne. Auch dieses Attribut ist heute verschwunden, so dass die Gestik der Figur inhaltsleer wirkt. Das rechte Pilastergesims trägt einen sitzenden Genius, der dem Mars ehemals eine gewundene Schlange als Sinbild der Ewigkeit entgegenhielt. Auch dieses Detail war bereits 1961 bis auf einen kaum noch zu deutenden Stumpf in der Hand der Figur nicht mehr vorhanden. Zwischen Urne und rechter Sitzfigur baut sich ein Waffen-Arrangement aus Schild Helm und Panzer auf (dabei letzterer als Kombination aus geschobenem Schienenpanzer im oberen Brust- bzw. Schulterbereich sowie einem Schuppenpanzer für Oberkörper und Bauch). Die Vorderseiten der beiden seitlichen Pilaster ehemals mit aufgelegten Ornamenten versehen; diese sämtlich abgefallen und als zusammenhanglose Bruchstücke zu Füßen des Monuments liegend . Eine um den Halbsäulenschaft gelegte untere Manschette nimmt die knapp gehaltene Widmungsinschrift in sauber eingehauener Kapitalis auf:

„DEM
ANDENKEN
DES
KÖNIGL: PREUSS:
OBRIST WACHTM:
HERRN . ERNST . AUGUST
VON SCHENCK

ERBHERR AUF FLECHTINGEN DÖNSTÄDT ETC .
GEBOREN
DEN III MARTZ MDCLXXXVIII
GESTORBEN
DEN XIX MARTZ MDCCLXXVII“
Am Postament der linken Standfigur die Signatur des Bildhauers: „I.H. KROMBERG SCULPT. IN POTSDAM.“
Unter der Widmungsinschrift in ovaler, von Bandelwerk umkränzter Kartusche das Familienwappen Schenck als Vollwappen.
Das Monument wird durch ein filigranes eisernes Gitter mit sparsam verwendetem Dekor aus Akanthusblattwerk eingefasst.
Neben dem hier beschriebenen Epitaph ist für den Potsdamer Bildhauer Johann Heinrich Kromberg bis dato lediglich die qualitätvolle Kreuzigungsgruppe und das Abendmahlsrelief beim 1760/62 umgestalteten Altar der Pfarrkirche St. Jacobi in Nauen (Landkreis Havelland) als Arbeit nachgewiesen. Das Dönstedter Grabmal erregte bereits wenige Jahre nach seiner Entstehung das Aufsehen der überregionalen Publizistik, als man ihm im Jahre 1780 im Leipziger „Magazin des Buch- und Kunsthandels“ unter der Rubrik „Nachrichten von neuen vorzüglichen Kunstwerken“ eine ausführliche Würdigung zukommen ließ. Die hohe künstlerische Qualität des Epitaphs steht in krassem Gegensatz zu seinem bereits vor Jahrzehnten als beklagenswert beschriebenen Erhaltungszustand; Bemühungen, seinem endgültigen Untergang durch ernstzunehmende konservatorische Maßnahmen entgegenzuwirken, sind jedenfalls nicht erkennbar.

Zur Person:
Ernst August von Schenck war ein Sohn des braunschweig-lüneburgischen Hauptmanns und Erbschatzmeisters der Kurmark sowie Erbschenken des Stifts Halbetrstadt Jacob von Schenck (*1643 †1732) auf Flechtingen, Dönstedt usw. und der Dorothea Elisabeth von Kisleben a.d.H. Uhry (*1658 †1724). Über seinen schulischen Werdegang liegen bis dato keine Informationen vor; für 1714 wird berichtet, dass er damals seit drei Jahren beim Berliner Eliteregiment Gens d‘armes Dienst tat. 1724 avancierte er zum Rittmeister; zehn Jahre später zum Major, in welchem Dienstrang er 1737/38 ausschied. Gründe für sein relativ frühes Ausscheiden aus dem Dienst sind nicht erkennbar. Er steht hinsichtlich seiner Bekanntheit im Schatten seines älteren Bruders, des späteren Obersten beim Rgt. Gens d’armes, Christian (Kersten) Friedrich von Schenck (*1685 †1762) auf Leimbach, der 1730 bei dem bekannten Köpenicker Kriegsgerichtsverfahren gegen den Kronprinzen Friedrich und dessen Vertraute mitwirkte.
In der Teilung des väterlichen Erbes 1732 fielen ihm Dönstedt und Hilgesdorf zu. Vor 1734 ehelichte er Henriette Adriane von Veltheim a.d.H. Alvensleben (*1709 †1786); das von ihm 1734 neu erbaute Herrenhaus in Dönstedt trägt über seinem Portal jedenfalls schon das Allianzwappen Schenck-Veltheim. Gleichzeitig mit dem Gutshaus erfolgte der Anbau eines Herrschaftsstandes an der Nordseite der nahen Kirche.
Da beide Söhne des Ehepaares früh verstarben, hinterließ Ernst August keine lehnsfähigen Nachkommen. Dönstedt, der von ihm 1758 ererbte Anteil an Flechtingen sowie Hilgesdorf fielen demnach nach seinem Tode an seine Neffen Jacob Carl von Schenck auf Böddensell sowie Wilhelm Friedrich und Friedrich Wilhelm von Schenck auf Leimbach bzw. Flechtingen.
Ernst August von Schenck begründete 1766 ein Stipendium zur Unterstützung studierender junger Leute aus Dönstedt; 1771 kam eine Stiftung zugunsten Dönstedter Pfarrerssöhne hinzu. Es ist anzunehmen, dass Ernst August von Schenck über ein Stadthaus in Magdeburg verfügte, denn sowohl er als auch seine Frau sind nicht in Dönstedt, sondern in Magdeburg verstorben; seine Frau scheint sich nach 1777 dauerhaft dort niedergelassen zu haben. Sie veranlasste in Magdeburg im Jahre 1787 ein Legat zugunsten der Armen.

Literaturquellen:
Zum Objekt: Magazin des Buch- und Kunsthandels, welches zum Besten der Wissenschaften und Künste von den dahin gehörigen Neuigkeiten Nachricht gibt, 7. Stück, Bd. 2, Leipzig 1780, S. 869; Peter Wilhelm Behrends, Neuhaldenslebische Kreis-Chronik, Bd. 2, Neuhaldensleben 1826, S. 140 (kursorisch); Marie-Luise Harksen (Bearb.), Die Kunstdenkmale des Kreises Haldensleben, Leipzig 1961, S. 208 und Taf. 31; Dehio, Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, bearb. von Ute Bednarz und Folkhard Cremer, München-Berlin 2002, S. 88 (kursorisch).
Zur Person: Kurd Wolffgang von Schöning, Des General-Feldmarschalls Dubislav Gneomar von Natzmer […] Leben und Kriegsthaten […], Berlin 1838, S. 358, 390, 402, 487; Adolph Bock, Das Armenwesen, die milden Stiftungen und sonstige Wohlthätigkeitsanstalten zu Magdeburg, Magdeburg 1860, S. 71; Kurt Bartels (Bearb.), Familienbuch Dönstedt – Bebertal II (Landkreis Börde), Leipzig 2009 (Mitteldeutsche Familienbücher 47), S. 158 (nur Lebensdaten); Ev. Kirchengemeinde Flechtingen (Hrg.), Auf steinigem Grund - Flechtinger Chronik des Pastor Willing, Haldensleben 2011, S. 106-107.

Text und Foto:
Bernd-Wilhelm Linnemeier, August 2017