altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Christian Rudolf Schenck

Leutnant in Hessen-Kasselschen Diensten

Sterbedatum:
13.08.1704
Konfession:
evangelisch
Ort:
Flechtingen
Standort:
Kirche
GPS:
11.142038 - 52.195482

Beschreibung:
Hängeepitaph, Holz, geschnitzt und farbig gefasst. Oberhalb einer von Akanthuslaub übersponnenen verkröpften Konsole erhebt sich eine überaus üppig gestaltete Staffage aus militärischen Trophäen aller Art im Hochrelief - teilweise mit vollplastischen Einzelelementen - die durch einen geschlossenen Visierhelm mit Federbusch bekrönt wird. Dieser Staffage ist wiederum ein Arrangement aus vergoldetem Laubwerk vorgeblendet, welches als äußerer Rahmen für das oval angelegte Mittelfeld des Denkmals dient. Die Widmungsinschrift in goldenen Lettern auf auf schwarzem Grund lautet wie folgt:

Hoc
Monumentum
in honorem D[omi]ni
CHRISTIANI RUDOLPHI
SCHENCKEN
qui a[nn]o M.DC.LXXX d[ie] XIX Octobris hic
natus et A[nn]o MDCC.IV d[ie] XIII Aug[usti] [br ] sub vexillis Hasso-Cassellianis, et
Legione praesidiaria
Quam Chiliarcha de Lüdeken ducebat
ut
Vice-Capitaneus in cruento proelio
Apud Höchstedt prope Danubium
Anno aetatis fere vigesimo
Quarto
Victoriae et gloriae particeps
Fortiter occubuit
Posuere
Parentes ipsius lugentes
IACOB SCHENCKE
et
DOROTHEA ELISABETHA
de KISLEBEN

Die Inschrift wird umrahmt durch einen feingearbeiteten Laubkranz, um den herum sich die plastisch gestalteten Ahnenwappen des Verstorbenen gruppieren, welche in gedrängter Anordnung dem Oval der Vitenkartusche folgen und deren beigefügte, ehedem wohl silberfarbene Namenstäfelchen durch Oxidation inzwischen völlig unleserlich geworden sind. Dominant sind hierbei die elterlichen Wappen Schenck (heraldisch rechts oben) und Kisleben (heraldisch links oben). Hildebrandt listet 1868 für die väterliche Ahnenprobe des Christian Rudolf Schenck folgende Wappen auf: 1. Schenck, 2. Krosigk, 3. Schulenburg, 4. Bülow, 5. Veltheim, 6. Alvensleben, 7. Hahn, 8. Wenckstern sowie (inzwischen fehlend:) 9. Quitzow. Diese Reihung kann bis auf die inzwischen verlorene Nr. 9 am Objekt bestätigt werden. Unter Einhaltung der üblichen genealogisch-heraldischen Grundregeln müsste allerdings dort, um eine achstellige Ahnenprobe hinsichtlich der väterlichen Vorfahren darzustellen, folgende Reihe erscheinen:1. Schenck, 2. Krosigk, 3. Schulenburg, 4. Schulenburg, 5. Bülow, 6. Alvensleben, 7. Veltheim, 8. Hahn (Wenckstern und Quitzow sind eigentlich der voraufgehenden Generation zuzurechnen).
Mit Blick auf die mütterliche Ahnenprobe identifizierte Hildebrandt 1868 folgende Wappen: 1. Kisleben, 2. Veltheim, 3. Bothmer, (4. und 5. nicht genannt), 6. Reden, 7. (nicht genannt: Bülow), 8. Plato (lüneb.), 9. Meding.
Auf Grundlage der 1724 gedruckten Leichenpredigt für Dorothea Elisabeth Schenck geb. von Kisleben ist folgende Reihe im Sinne einer achtstelligen Ahnenprobe überliefert: 1. Kisleben, 2. Veltheim, 3. Bothmer, 4. Spörcken, 5. Prenger, 6. Bülow, 7. Reden, 8. Plato, während die Nr. 9 wie ihr Gegenstück bei den Ahnen des Jacob Schenck offenbar aus einer der voraufgehenden Generationen übernommen wurde.
Das Epitaph für Christian Rudolf Schenck entspricht in formal-gestalterischer Hinsicht dem zeittypischen Denkmaltypus für Angehörige des Adels mit militärisch geprägtem Lebenslauf; in seiner künstlerischen Umsetzung ähnelt es noch am ehesten der holzgeschnitzten Gedenktafel für Friedrich v. Pful (*1605 †1673) in Schulzendorf nahe Königs Wusterhausen (Landkreis Dahme-Spreewald) sowie dem - allerdings in Stein gearbeiteten - Grabmal für den gleichfalls 1704 bei Höchstädt gebliebenen Ehrenreich von Hacke (*1671 †1704) in der Dorfkirche zu Klein Machnow (Landkreis Potsdam-Mittelmark).

Zur Person:
Christian Rudolf Schenck war der älteste von fünf Söhnen des Jacob (seit dem frühen 18. Jahrhundert zunehmend in der Form „von“) Schenck (*1643 † 1732) auf Flechtingen usw. und der Dorothea Elisabeth von Kisleben a.d.H. Uhry ( *1658 †1724), die das Erwachsenenalter erreichten.
Über seinen schulischen Werdegang sind bis dato keine Aufschlüsse zu gewinnen; auch bleibt seine militärische Laufbahn einstweilen im Dunkeln. Ob er von Anbeginn derselben in hessischen Diensten stand oder ob er sich erst im Zuge der militärischen Aktivitäten des Erbprinzen Friedrich von Hessen-Kassel dessen in Süddeutschland operierender Streitmacht anschloss, muss zunächst offen bleiben. In der überaus blutigen Zweiten Schlacht von Höchstädt/Blenheim, in welcher den alliierten Truppen, bestehend aus der kaiserlichen Armee, einem schlagkräftigen englisch-niederländischen Hilfskorps sowie u.a. preußischen, hannoverschen und hessischen Verbänden unter dem Oberbefehl des Prinzen Eugen von Savoyen und des Duke of Marlborough am 13. August 1704 ein entscheidender Sieg über die verbündeten Franzosen und Bayern gelang, dürfte Rudolf Christian Schenck als Angehöriger der im Zentrum des Geschehens eingesetzten hessen-kasselschen Reiterei entweder bei der Kavallerieunterstützung des englischen Sturmes auf Blindheim oder in den anschließenden Gefechten, die in der Gefangennahme des frz. Marschalls Tallard gipfelten, seinen Tod gefunden haben. Der Tag von Höchstädt markiert jedenfalls einen Wendepunkt im Spanischen Erbfolgekrieg und ein denkwürdiges Datum der europäischen Militärgeschichte, denn die Legende von der Unbesiegbarkeit der Heere Ludwigs XIV. von Frankreich büßte mit diesem teuer erkauften Erfolg zweier taktisch überlegen agierender Feldherrn ihre Wirksamkeit ein. Neben dem hier beschriebenen Epitaph halten u.a. die Denkmäler für Ehrenreich von Hacke in Klein Machnow (s.o.) und für den gleichfalls bei Höchstädt gefallenen Oberst Günther von Bünau in der Pfarrkirche zu Meineweh (Burgenlandkreis) das Andenken an den 13. August 1704 wach.

Literaturquellen:
Zum Objekt: Heinrich Adolf Matthias Hildebrandt, Die Grabsteine und Epitaphien adeliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark [...], Gardelegen 1868, S. 81-82 (Angaben zu den Ahnenwappen problematisch); Hans Erich Kubach und Joachim Seeger, Die Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg (Kreis Teltow), Berlin 1941, S. 115, Abb. 341 sowie S. 173, Abb. 492; Ev. Kirchengemeinde Flechtingen (Hrg.), Auf steinigem Grund - Flechtinger Chronik des Pastor Willing, Haldensleben 2011, S. 71-72 (dortige Übersetzung der Widmungsinschrift nicht ganz fehlerfrei, Angabe zur Zahl der Ahnenwappen unzutreffend); Irene Heinecke/Heimo Reinitzer, Flechtingen - Seine evangelische Kirche und ihre Ausstattung, Altenburg 2015, S. 94-95 (Abb. blaustichig, Beschreibung fehlerhaft, die Ausführungen zur Schlacht bei Höchstädt (S. 94, letzte 10 Zeilen) Plagiat nach Wikipedia-Art. Zweite Schlacht bei H.); Dehio, Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, bearb. von Ute Bednarz und Folkhard Cremer, München-Berlin 2002, S. 219 (fehlerhafte Angabe des Sterbejahres 1706 sowie zum Umfang der Ahnenprobe).

Text:
Bernd-Wilhelm. Linnemeier, 2017

Foto:
Helge Hildebrand, Juli 2011.