altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Curdt von Marenholtz d. Ä.

Erbges.a.Dieckhorst, Pfandh.a.Weferlingen

Sterbedatum:
00.00.1536
Konfession:
evangelisch
Ort:
Weferlingen
Standort:
Kirche St. Lamberti
GPS:
11.056423 - 52.315293

Beschreibung:
Grabplatte, Sandstein, ursprünglich wohl im Vorgängerbau der heutigen, zwischen 1713 und 1720 errichteten Kirche. Vor ihrer Aufrichtung an der Nordwand des Kirchenschiffs jedoch offenkundig lange Zeit (vielleicht noch nach 1897) im Freien liegend und infolge von Witterungseinflüssen sowie mechanischer Einwirkungen schwer geschädigt.
Unter spätgotischem Baldachin drei Reliefiguren mit zum Gebet erhobenen Händen. In der Mitte das Bildnis des geharnischten, barhäuptig wiedergegebenen Curdt von Marenholtz d.Ä. in der Haar- und Barttracht des frühen 16. Jahrhunderts. Er ist nach rechts gewandt und gibt damit den Blick auf das zu seiner Linken getragene, in seinen Einzelheiten kaum noch beschreibbare Schwert frei. Links und rechts von ihm seine beiden Ehefrauen (s.u.) in faltenreichen langen Gewändern, die sich infolge starker Zerstörungen gleichfalls kaum noch beschreiben lassen.
Auch die sechs als gotische Tartschen wiedergegebenen Wappen des Grabmals sind schwer beschädigt; sie lassen sich allerdings – wenngleich nur unter Mühen – zuordnen. Hierbei sind die vier Wappen in den Ecken der Platte als vierstellige Ahnenprobe für Curdt d.Ä. von Marenholtz auffassen:
Links (heraldisch rechts) oben: Marenholtz, unten: Gustedt (3 Kesselhaken 2:1); rechts (heraldisch links) oben: Bodendieck, unten: (mutmaßlich) Stöckheim.
Die beiden Wappen links bzw. rechts oberhalb der Inschriftzone sind den beiden weiblichen Figuren als Stammwappen zuzuordnen. Links: Schulenburg, rechts: Bodendorf. Die Inschrift zu Füßen der Dargestellten – noch in spätgotischer Manier als Teil eines großformatigen, seitlich gerollten Pergamentbogens aufgefasst - in eingehauener gotischer Minuskel (ausgenommen die Jahreszahl) und besonders hervorgehobenen Initialen beim Namen des Bewidmeten ist nur noch teilweise lesbar. Sie lautet: „Anno 1536 sondages na […] / […] ist de […] / Cordt van Marn / holt verstorven de / got gnedich sey“.
Der Baldachin greift mit seinen floralen Zutaten ein Motiv auf, wie wir es – in ursprünglich wohl anspruchsvollerer Ausführung - bei jener schwer zerstörten Grabplatte im Kloster Isenhagen antreffen, die vielleicht dem Johann v. Marenholtz (†1513/1518) und damit dem Vater des älteren Curdt gewidmet war.
Zur Person: Curdt d.Ä. von Marenholtz entstammte dem landsässigen Adel des Fürstentums Lüneburg. Sein Vater war Hans von Marenholtz auf Dieckhorst (Kreis Gifhorn); als Mutter ließe sich nach Ausweis der Weferlinger Ahnenwappen eine v. Bodendieck erschließen, was aber wohl nicht zutrifft, denn die Grabmäler der Enkelgeneration geben ausnahmslos eine v. der Asseburg als Großmutter väterlicherseits an, die auch für den Bruder Boldewin (s.u.) als Mutter überliefert ist. Die beiden dargestellten Ehefrauen, nämlich rechts (I.) Margaretha von Bodendorf, Tochter des Ernst v. B. und der NN v. Quitzow und (II.) links die noch 1543 lebende Anna von der Schulenburg a.d.H. Beetzendorf/Angern, Tochter Bernhards X. und der Margareta v. Bodendieck-Oebisfelde, sind anhand ihrer beigefügten Stammwappen zweifelsfrei identifizierbar.
Zu den Brüdern Curdts zählten Boldewin, letzter katholischer Abt zu St. Michael in Lüneburg (†1532), der Halberstädter Domdechant, Propst zu Kloster Medingen und Stift Walbeck Johann († 1538) sowie Albrecht von Marenholtz (†nach 1545) auf Dieckhorst.
Bereits im 15. Jahrhundert hatten die Marenholtz ihr politisches und wirtschaftliches Gewicht durch die Übernahme einträglicher Pfandschaften als Teil des Kreditwesens der Celler Herzöge deutlich steigern können und erlangten mit Hilfe ihres umtriebigen Verwandten beim Halberstädter Domkapitel zwischen 1480 und 1486 ersten Lehnsbesitz exterritorialer Güter des Hochstifts, nachdem sie bereits 1332 den Hof Döhren nahe Weferlingen als Lehen des Ludgeri-Klosters in Helmstedt hatten erwerben können, der offenbar später in Magdeburgische Oberhoheit gelangte, was am Marenholtzschen Besitztitel nichts änderte.

Im Jahre 1525 verschrieb Albrecht von Brandenburg den beiden Brüdern Curdt sowie dem Domherrn und späteren Rat Johann von Marenholtz Schloss und Amt Weferlingen (LASA, Cop. 500, fol. 116-117) für zunächst 15 Jahre; die Pfandschaft wurde allerdings 1529 auf die enorme – und später nicht eingehaltene - Zeitspanne von 99 Jahren nach dem Tode der beiden Brüder Marenholtz verlängert unter der Maßgabe, dass sie und ihre Nachfolger der römischen Kirche treu bleiben würden. Den endgültigen Zusammenbruch der altkirchlichen Strukturen unter dem zunehmenden Druck der Wittenberger Reformation hat Curdt d.Ä. nicht mehr erlebt; er starb rund vier Jahre bevor Albrecht von Brandenburg 1540 seine geistlichen Territorien in Mitteldeutschland aufgab.

Literatur- und Archivquellen
Zum Objekt: Bei Adolf Brinkmann / Adolf Parisius (Bearb.), Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gardelegen, Halle 1897 (Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen, Heft 20), S. 178-188 nicht erwähnt; Samuel Walther, Singularia Magdeburgica (Teil 5) […], Magdeburg/Leipzig 1735, S. 23 (ohne konkrete Beschreibung des Standorts); Dehio, Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, bearb. von Ute Bednarz und Folkhard Cremer, München-Berlin 2002, S. 976 (kursorisch).
Zur Person: U.a. LASA, Cop. 475, Teil I, fol. 118; Teil II, fol. 121-122; NLA HA, Hann. 72 Gifhorn, Nr. 704. Zu den Ehefrauen: Freundl. Mitteilung von Herrn Wolfgang Ewig, Barsinghausen, Juni 2017 (unter Bezugnahme auf die handschr. Stammtafel Marenholtz in der auf Gut Wolbrechtshausen bewahrten Sammlung Gebhard v. Lenthe) sowie Gottfried von Bülow: Geschichtliche Nachrichten über die von Bülow zu Oebisfelde, als Beitrag zur Geschichte des Geschlechts nach urkundlichen Quellen, Magdeburg 1860, S. 39-40 und Georg Schmidt, Das Geschlecht von der Schulenburg, Teil II, Beetzendorf 1899, S. 168,

Text und Foto:
Bernd-Wilhelm Linnemeier, August 2017.