altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Barbara Rademacher

Möllenbeck

Ehefrau des Bürgermeisters

Sterbedatum:
00.10.1686
Konfession:
evangelisch
Ort:
Salzwedel
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.148863 - 52.849279

Beschreibung
Zustand
:
Die Grablege wurde saniert und wird heute als Bücherbörse genutzt. Die darin befindliche Gedenkplatte aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Dekor:
Der Zugang zur ehemaligen Grablege der Familie Rademacher ist durch ein mit Säulen und Gesimsen dekoriertes Barockportal gegeben. Es erstreckt sich über zwei Etagen. Über dem eigentlichen Tor befindet sich eine rechteckige Inschrifttafel mit Wappen. Die im Innern der Grablege befindliche Gedenkplatte besitzt eine farbliche Fassung. Die Schrift ist gekerbt. Das Textfeld wird mit einer Blätter-Girlande eingefasst. Zwei Tulpen zieren die durch den Rundbogen der Girlande am oberen Ende ausgesparten Ecken. Der Scheitelpunkt des Girlandenbogens ist mit einer Blüte verziert. Unter dem Textfeld befindet sich ein Totenkopf über einem gekreuzten Knochenpaar.

Inschrift
über dem Eingang zur Grablege:
MONUMENTUM
RADEMACHERIANUM
HEREDITARIUM
ERECTUM ∙ M ∙ DC ∙ LXXVI
RENOVATUM M ∙ DCC ∙ XII

über dem Wappen:
ROTATOM NECATUM

Gedenkplatte:
ANNO MDC LXXV
VIR NOBILISSIMUS D̅N̅US JOACHIMUS RADEMACHER IC̅T̅US
IAM ELECTORIS BRANDENB: CONSILIARIUS
ET ADIUNCTUS FISCI, HUIUS CIVITATIS
CONSUL PRIMARIUS
HANC CAPELLAM A PRÆFECTIS TEMPLI
EMPTAM IN SUI CONIUGUM, ET HEREDUM
MONIMENTUM FORMARI CURAVIT
NATUS IN PAGO DOBBRUN 1636 6 ∙ IAN:
HABUIT IN MATRIMONIO
1 ∙ RICHELIAM CHÜDEN CONS: IOHAN
FILIAM 8 ANNOS SUSCEPIT EX EÂ 6
LIBEROS QVORUM 3 ADHUC VIVUNT
2 ∙BARBARAM MÖLLENBECKEN, VIDUAM
BAUMANNI 16 ∙ ANNOS SINE PROLE
3 ∙ ANNAM NATAM ET VIDUAM SCHULTZEN
4 ∙ BEATA ELISABETH HINZELMANN
VIDUAM BOHMEN

SYMB:
OMNE ROTAT FATUM SPLENDE POST NUBILA PHOEBUS
TRISTIA POST MUNDI LÆTA IEHOVA DABIT
ERECT. ANNO 1688
IUVAT PEPUTATIO HOETIS

Anmerkung:
Joachim Rademacher wurde 1636 als erster Sohn des damals in Dobbrun (ab 1638 in Plathe) tätigen Pastors Nicolaus Rademacher und dessen Ehefrau Elisabeth Blumenthal geboren (vgl. Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“ S. 263).
Danneil „Kirchengeschichte der Stadt Salzwedel“, Halle C. A. Schwetsche und Sohn 1842, S. 185: „Der Bürgermeister Joachim Rademacher kaufte laut Contract vom 13. Febr. 1665 (Urk. Nr. 127b) das kleine Calandshaus an der Marienkirche vom Rath für 275 Thlr. und bauete es aus, indem er auch eine wüste Kirchenstelle in den Bau hineinzog. In seinem Testamente bestimmte er dies Haus zu einer Amtswohnung für den Diaconus, jedoch unter der Bedingung, daß die Gemeinkosten die Baulichkeiten an demselben bestreiten sollte. Die Uebergabe an die Kirche erfolge 1718. …“
Rademacher war viermal verheiratet. Folgende Eheschließungen und Begräbnisse sind im Kirchenbuch der Marienkirche dokumentiert:
1. Ehe am 28. Oktober 1662 mit Richelia Chüden, Tochter des Bürgermeisters Johannes Chüden. Joachim Rademacher ist mit dem Zusatz „I. U. C.“ eingetragen worden. Am 30. Oktober 1670 wurde „Hl. Joachimus Rademacher Cammerarius seine Haußfrau alhie in die Kirchen begraben“. 2. Ehe am 12. September 1671 mit Barbara Möllenbeck, Witwe des Bürgers und Gewandschneiders Hans Baumann in der Neustadt. Am 24. Oktober 1686 steht im Sterberegister: „Herrn Bürgermeister Hln. Rademachern Seine Seeliche Verstorbene Ehefraw ist begraben“.
3. In keinem Salzwedeler Kirchenbuch (Marien- bzw. Katharinenkirche) wurde diese Eheschließung verzeichnet. Unter dem 9. Februar 1690 wurde vermerkt: „Herrn B Jochimus Rademachern seine Eheliebste Fr. Anna Schultzen ist in der S. Marien Kirchen hieselbst in Volkreicher Vest beygesetzt worden“
4. Ehe am 11. September 1690 mit Elisabeth Heinzelmann, Tochter des Magisters und Superintendenten Johannes Heinzelmann und Witwe des Predigers Daniel Bohm (verheiratet 5. Oktober 1682). Diese wurde am 31. Juli 1727 begraben.
1714 ist im Sterberegister festgehalten worden: „Hl. Joachimus Rademacher Königl. Preußl. Raht adjunctus Fisci und ältester Bürgermeister beyder Städte Saltzwedel ist beerdiget den 25. May. “ Er wurde 78 Jahre alt. Tagebuch Frank Moldenhauer: „Freitag, 30. April 1982 … Am Mittwoch war unsere Klasse am Nachmittag im Danneil-Museum. Haben dort einen Rundgang gemacht. Anschließend hatten wir noch Gelegenheit, die Marienkirche zu besichtigen. Hier arbeiten zur Zeit die Archäologen. Man hat die Wand zur Familiengruft der Rademachers durchbrochen und dabei das 1950 noch bekannte Gebeinhaus wiederentdeckt. Die Familiengruft wurde aufgegeben. So kam es, daß hierin Skelette mehrerer hundert Salzwedeler eingebracht wurden. (Unter anderem wurde eine Kindermumie gefunden, die sich sehr schlecht an der äußeren Umwelt erhalten läßt.) Dieses Gebeinhaus ist schon 300 Jahre alt. Zur Zeit werden an der Kirche umfassende Renovierungsarbeiten ausgeführt …“
Siehe auch Volkstimme vom 2. Juli 1982 „Informationen aus der Kirchengruft Wertvolle Skelettfunde aus dem 17. bis 19. Jahrhundert bei Renovierungsarbeiten in der Marienkirche Salzwedel
Es ist schon erstaunlich, wenn sich Mitarbeiter des Museums für Naturkunde der Berliner Humboldt-Universität an der Renovierung einer Kirche beteiligen. Erfährt man aber, daß in dieser Kirche kürzlich eine große Menge menschlicher Skeletteile gefunden wurde, ist das Interesse von Anthropologen schon erklärlicher. In der Salzwedeler Marienkirche wurde ein separater Raum entdeckt, der im 17. Jahrhundert eine Familiengruft war und später, ab 1830, auch von der Kirche als Gruft genutzt wurde. Eine bisher noch nicht zu übersehende Menge Knochen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert müssen jetzt sichergestellt werden. Obwohl diese Arbeit erst am Anfang steht, kann über die Altmärker bereits ausgesagt werden: Es handelte sich um einen kräftigen, starken Menschenschlag … Helga Stolzenburg“

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2017