altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Werner von der Schulenburg

Graf, Kammerh.dän.Hof, Kurs. Minister

Sterbedatum:
26.08.1810
Konfession:
evangelisch
Ort:
Salzwedel
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.149661 - 52.849320

Beschreibung
Zustand
:
Das Denkmal ist vollständig erhalten.

Aufbau:
Auf einem Würfel erhebt sich ein schlanker schwarzer Obelisk, der auf der Vorder- wie auch auf der rechten Seite eine gekerbte Inschrift in goldener Farbe trägt. Über den beiden Textfeldern sind, aus weißem Marmor gearbeitet, die Medaillons mit den Porträts der beiden Verstorbenen angebracht. Der würfelförmige Sockel trägt ebenso auf den zwei entsprechenden Seiten eine Inschrift. Neben dem Gedenkstein ist zu jeder Seite eine zweihenklige Vase mit Deckel auf einem kleinen Sockel gestellt. Die gesamte Anlage steht auf einem gemauerten Podest und ist mit einem schlichten eisernen Zaun von drei Seiten umstellt.

Inschrift
Vorderseite Obelisk
:
UNAUFHALTSAM
FLIESSEN BEYM
GEFUEHL DER
TRENNUNGS=
SCHMERZEN
MEINE ZAEHREN!
UNVERTILGBAR
WIE DIE SEELE,
STEHT IN DER
BRUST DES TREU=
EN WEIBES,
DAS ANDENKEN
DES BIEDERN GE=
LIEBTEN MANNES
WERNER GRAF
VON DER
SCHULENBURG
.

Vorderseite Sockel:
ER ENTSCHLIEF
D. XXVI. AUG. MDCCCX.
WURDE HIER ZUR
RUHE GEBRACHT
D. XXX.

rechte Seite Obelisk:
UNAUFHALTSAM
FLOSSEN IHRE
ZAEHREN.
UNVERTILGBAR
WIE DIE SEELE
LEBTE IN DER
TREUEN BRUST
DAS ANDENKEN DES
GELIEBTEN GEMAHLS
DA RIEF GOTT
ZUM SEELIGEN
WIEDERSEHN DIE
EDLE GEMAHLIN
IOHANNE MARIE
GRÆFIN VON DER
SCHULENBURG

GEBORNE
VON MEYER.

rechte Seite Sockel:
SIE ENTSCHLIEF
D. XX. NOV. MDCCCXVII
UND WARD ZUR SEITE
DES THEUREN EINGE=
SENKT D. XXIV. NOV.

Anmerkung:
„Des Genealogischen Hand-Buchs zweyter Theil“, Bd. 2 S. 279 „Grafen von der Schulenburg … Werner geb. 7 Apr. 1736, Dän. Lehnsgraf, auf Maasleben, Seegard u. Ahretofft seit 1786, Herr der Probstey zu Salzwedel, K. Dän. Cammerh. u. Ritt. vom Dannebr. auch vorm gevollm. Minist. am Churf. Sächs. Hofe bis 1768, lebt in Hamburg. Gem. Johanne Marie Meyer, des Dän. Obrist Malleville geschied. Gem. verm. im Aug. 1781.“
Danneil „Kirchengeschichte der Stadt Salzwedel“ Halle C. A. Schwetschke und Sohn, 1842, S. 254 „Die Witwe des auf hiesiger Probstei gestorbenen Grafen Werner v. d. Schulenburg, Johanne Marie von Meier, die am 21. November 1817 starb, bestimmte in ihrem Testamente vom 19. Januar 1815, daß Jährlich 400 Thlr. Preuß. Cour. von ihren Erben an die Armenkasse so gezahlt werden sollen, daß davon 100 Thlr. jährlich zu einer Industrieschule, 50 Thlr. fürs Waisenhaus und der Rest unter die nothleidenden Familien zu Miethe und Feuerung verwandt werden sollen. Zu 4 pCt. berechnet, ergibt dies einen Kapitalwerth von 10000 Thlr.“
Vgl. auch https://en.wikipedia.org/wiki/Johanne_Marie_Malleville, aufgerufen am 15.12.2017: Johanne Marie Meyer wurde als Tochter des Hauptmanns Emanuel Meyer und dessen Ehefrau Johanne Mohlholm geboren. Im Jahre 1763 heiratete sie Kapitän Thomas de Malleville. 1770 begann die dänische Königin Caroline Mathilde eine Liebesbeziehung mit Johann Friedrich von Struensee, der in den kommenden eineinhalb Jahren als Regent von Dänmark sehr einflussreich wirkte. Infolgedessen kam es u. a. zu einer Reform, die Nicht-Adligen die Gelegenheit bot, an den Königstisch geladen zu werden. Bei entspannter Etikette konnte sich die Königin unter wohlhabende Angehörige des Bürgertums mischen und so offiziell einen guten Kontakt zu ihren Untertanen haben. Struensee erhoffte sich dadurch mehr Fürsprecher seiner politischen Absichten in Nähe der Königin zu bringen. Johanne Marie Malleville gehörte zu jenen nicht-edlen Frauen, die Einladungen zu diesen Zusammenkünften bekam. Dadurch entwickelt sich eine Freundschaft mit der Königin. In konservativen Kreisen wurden diese Treffen jedoch als skandalös empfunden, zumal Malleville mit Anna Sofie von Bülow, Hofdame und eine der sogenannten „drei Grazien“ des dänischen Königshofes, eine Affäre hatte.
Beim Sturz Struensees im Januar 1772 gehörte Thomas de Malleville in seiner Eigenschaft als Militärangehöriger zu denen, die an dessen Verhaftung Teil hatten. Dafür erhielt er einen Posten in der Kolonie Saint Thomas in der Karibik. Johanne Marie Malleville folgte ihm nicht dorthin, sondern blieb in Kopenhagen. Im Jahr 1780 ließ sie sich wegen Untreue von ihrem Ehegatten scheiden und im folgenden Jahr heiratete sie Graf Werner Schulenburg.
Das Denkmal findet Erwähnung in Hildebrandt „Die Grabsteine und Epitaphien adliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark“, Gardelegen 1868, S. 16f. „Ein zweites Denkmal für diese Ehegatten befindet sich hinter dem Altar; es besteht aus einem schwarzen Obelisk, welcher oben an der Spitze in weißmarmornen Medaillons die Reliefporträts der beiden Verstorbenen trägt. …“.

Lage:
Das Denkmal steht im Chor rechts hinter dem Hochaltar vor einer Wandnische. Auf der anderen Seite des Altares befinden sich an der Wand nebeneinanderstehend die Grabplatten dieser Eheleute.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2017