altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Wilhelm Johann Georg Cleinow

Superintendet

Sterbedatum:
10.05.1798
Konfession:
evangelisch
Ort:
Salzwedel
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.149523 - 52.849382

Beschreibung
Zustand:
Die Grabplatte aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Dekor.
Umrandungslinie und Schrift sind gekerbt. Das Textfeld wird durch waagerechte Linien in Abschnitte unterteilt.

Inschrift:
Voll Sehnsucht nach Ruhe
starb
am 10. May 1798
Wilhelm Johann George Cleinow.
Superintendent und erster Prediger
an der hiesigen Marienkirche.
Ward gebohren den 28. Januar 1727.
______

Treu dem Geschäfte des Amts, voll Liebe
zur Weisheit und Tugend
Lehrt Er den göttlichen Will’n, übt Er der
Menschlichkeit Pflicht
Voll Vertrauen zu Gott, voll Stärke
durch Glauben und Hoffen
Gab Er die Hülle der Gruft, gab Er dem
Schöpfer den Geist,
Schwermuthsvoll sehn wir dir nach,
Verklärter des Himmels!
Glaubend und hoffend wie du, tröstet
das Wiedersehn uns.
______

Katharina Sophia Cleinouin
gebl Krusemarcken
und deren vier Kinder.

Anmerkung:
Danneil „Kirchengeschichte der Stadt Salzwedel“, Halle C. A. Schwetschke und Sohn 1842, S. 297ff „… Geboren den 28. Januar 1727 zu Osterwohle, wo der Vater ein Oekonomie-Beamter war, erhielt er den ersten Unterricht durch Hauslehrer. Im Jahre 1741 nahm sein Oheim, der Consistorialrath Michael Lebrecht Cleinow aus Königsberg in Pr. der seinen Bruder in Osterwohle besuchte, den 14jährigen Knaben mit nach Königsberg und übergab ihn dem collegio Fridericiano daselbst. Von 1744 – 1748 studirte er ebenfalls in Königsberg, und wohnte in dem Hause des Oheims, wodurch er Gelegenheit bekam, mit den Professoren der Universität in nähere Berührung zu kommen. Seine Studien waren sehr geregelt und umfassend. Außer den theologischen Disciplinen und dem Hebräischen trieb er mit Eifer Philosophie, Mathematik und die klassischen Sprachen, so wie von den neueren Sprachen das Französische, später das Englische und Italiänische. Durch unermüdet thätiges Studiren zog er sich ein hartnäckiges Siechthum zu, so daß die Aerzte von ihm eine Unterbrechung im Arbeiten forderten und ihm eine 5monatliche Reise zu machen nöthigten, die ihm auch seine Gesundheit wieder verschaffte. Nach seinem Abgange von der Universität Königsberg hielt er sich mehrere Monate im Hause des General-Superintendenten Noltenius auf, der ihn ermunterte, noch ein halbes Jahr die Universität Halle zu besuchen, wo er von Baumgarten bedeutend ausgezeichnet wurde. Auch hörte er hier noch Vorlesungen über Physik, Mathematik und Geschichte. Im September 1749 ward er Hauslehrer in Stendal, wo er mit dem Antiquar Winckelmann in nähere Bekanntschaft kam. Der Briefwechsel zwischen den beiden hörte späterhin auf, weil die Studien beider zu wenig Berührungspunkte hatten. Im Jahre 1751 ward er ohne sein Wissen Feldprediger bei dem in Salzwedel garnisonirenden Cürassier-Regimente, und rückte 1756 ins Neustädter Inspectorat, das ihm vom Magistrat angetragen ward. Einen Ruf nach Hamburg lehnte er ab, weil er bereits die Vocation zur Altstädter Superintendentur angenommen hatte. Dies Amt verwaltete er von 1766 – 1798, wo er am 10ten Mai am Schlagflusse starb.
Als ein sehr gründlich gebildeter gelehrter Theolog besaß er außerordentliche Gaben des rednerischen Vortrags und ward von allen bis ins späteste Alter gern gehört. Was er sagte, kam aus dem Herzen und ging zu Herzen. Alle seine Predigten arbeitete er vollständig aus. Die Themata seiner Vorträge von 1757 bis 1777, die er sehr genau niederschrieb, sind noch vorhanden und zeigen, daß er bis zum Jahre 1766 nie einen schon gehaltenen Vortag wieder nahm, in dem genannten Jahre finden sich einige früher behandelte wieder. Außerdem war er ein trefflicher Kenner der Geschichte, besonders der vaterländischen, so daß er von Gercken, der sonst eben kein Freund der Theologen war, sehr geschätzt ward. Ein näheres freundschaftlicher Verhältniß zwischen beiden konnte indeß wegen Verschiedenheit der theologischen Ansichten nicht eintreten, ob sich gleich beide schätzten. Seine Bibliothek im Fache der vaterländischen Geschichten nicht eintreten, ob sich gleich beide schätzten. Seine Bibliothek im Fache der vaterländischen Geschichte war ausgezeichnet, beschränkte sich jedoch nur auf Quellen und solche Schriften, die unmittelbar aus den Quellen schöpften. Mit Gewandtheit, Pünktlichkeit und wahrer Humanität, vereint mit nachsichtiger Schonung der Geistlichen, stand er der Diöces vor, konnte aber, wo es nötig war, sehr ernst sein und fest auftreten. Der Schule nahm er sich mit großem Eifer an, besuchte wöchentlich wenigstens einmal den Unterricht in allen Klassen und docirte gern in Prima. Tüchtige Lehrer heranzuziehen war er sehr bemüht.
Im Druck sind von ihm vier Programme erschienen, in denen er das Leben der Altstädter Superintendenten gegeben hat, die im Vorstehenden benutzt sind. Sie sind rein aus den Quellen geschöpft und ein bleibender Beweis seiner gründlichen Forschungen im Gebiete der vaterländischen Geschichte.“ Der bei Danneil genannte Geburtsort Osterwohle ist falsch. Cleinow wurde 1727 als Sohn des Amtmanns Joachim Friedrich Kleinau in Tylsen geboren.
Im Sterberegister der Marienkirche wurde 1798 dokumentiert: „Herr Wilhelm Johann George Cleinow Superintendent und Pastor primarius an hiesiger Marien Kirche wurde 1727 den 28ten Januar zu Tylsen geboren, stand von 1751 bis 1756 als Feldprediger bey dem hieselbst guarnisonirenden Curassier Regiment. 1756 ward er als Inspektor der Neustädter Gemeine berufen, bey welcher er 10 Jahre verblieb: Bis er im Jahre 1766 als Superintendent an hiesiger Marien Gemeine vociret worden, bey welcher er 32 Jahre gestanden und alß 47 Jahre im Lehramte gewesen“. Er starb an Schlagfluss. „Diese Leiche ist den 13ten ejusdem: vor dem hohen Altar eingesenkt.“
Vgl. auch Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“ S. 138.

Lage:
Die Grabplatte liegt im Chor. Ihr oberes Ende weist nach Westen. Sie ist eine von drei aneinandergrenzenden Platten der Familie Cleinow.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2017