altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Johanne Marie von der Schulenburg

von Meyer

Gräfin, Ehefrau.d.ehemaligen Ministers

Sterbedatum:
20.11.1817
Konfession:
evangelisch
Ort:
Salzwedel
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.149566 - 52.849429

Beschreibung
Zustand
:
Die Grabplatte aus Sandstein ist vollständig erhalten.

Dekor:
Inschrift und Umrandungslinie sind gekerbt. Das Textfeld wird durch eine waagerechte Linie in zwei Abschnitte unterteilt.

Inschrift:
Hier ruhet neben dem edlen Gemahl,

Frau Johanne Marie Gräfin von der
Schulenburg
geborne von Meyer.
Sie sah die Welt zu Hof in Dännemark
am 26ten März 1750.
ward vermählt am 13ten Julius 1781
mit dem
Grafen Werner von der Schulenburg,
lebte mit ihm 29 Jahre
in hochbeglückter Ehe,
trug still und from̅ als Gott gebot,
der Trennung bittern Schmerz,
und folgte dem Heissgeliebten
am 20ten November 1817.
______

Sanft und schön war ihr Ende.
Unvergesslich bleibt theuren
Verwandten ihr Andenken.
Die Armen verloren in ihr die
grösste Wohlthäterin,
die Waisen ihre beste Mutter,
die Stadt ihre schönste Zierde,
Eine milde Stiftung verewigt
ihren menschenfreundlichen Sinn.

Anmerkung:
Danneil „Kirchengeschichte der Stadt Salzwedel“ Halle C. A. Schwetschke und Sohn, 1842, S. 254 „Die Witwe des auf hiesiger Probstei gestorbenen Grafen Werner v. d. Schulenburg, Johanne Marie von Meier, die am 21. November 1817 starb, bestimmte in ihrem Testamente vom 19. Januar 1815, daß Jährlich 400 Thlr. Preuß. Cour. von ihren Erben an die Armenkasse so gezahlt werden sollen, daß davon 100 Thlr. jährlich zu einer Industrieschule, 50 Thlr. fürs Waisenhaus und der Rest unter die nothleidenden Familien zu Miethe und Feuerung verwandt werden sollen. Zu 4 pCt. berechnet, ergibt dies einen Kapitalwerth von 10000 Thlr.“
„Des Genealogischen Hand-Buchs zweyter Theil“, Bd. 2, S. 279 „Grafen von der Schulenburg … Werner geb. 7 Apr. 1736, Dän. Lehnsgraf, auf Maasleben, Seegard u. Ahretofft seit 1786, Herr der Probstey zu Salzwedel, K. Dän. Cammerh. u. Ritt. vom Dannebr. auch vorm gevollm. Minst. am Churf. Sächs. Hofe bis 1768, lebt in Hamburg. Gem. Johanne Marie Meyer, des Dän. Obrist Malleville geschied. Gem. verm. im Aug. 1781.“
Vgl. auch https://en.wikipedia.org/wiki/Johanne_Marie_Malleville, aufgerufen am 15.12.2017: Johanne Marie Meyer wurde als Tochter des Hauptmanns Emanuel Meyer und dessen Ehefrau Johanne Mohlholm geboren. Im Jahre 1763 heiratete sie Kapitän Thomas de Malleville. 1770 begann die dänische Königin Caroline Mathilde eine Liebesbeziehung mit Johann Friedrich von Struensee, der in den kommenden eineinhalb Jahren als Regent von Dänmark sehr einflussreich wirkte. Infolgedessen kam es u. a. zu einer Reform, die Nicht-Adligen die Gelegenheit bot, an den Königstisch geladen zu werden. Bei entspannter Etikette konnte sich die Königin unter wohlhabende Angehörige des Bürgertums mischen und so offiziell einen guten Kontakt zu ihren Untertanen haben. Struensee erhoffte sich dadurch mehr Fürsprecher seiner politischen Absichten in Nähe der Königin zu bringen. Johanne Marie Malleville gehörte zu jenen nicht-edlen Frauen, die Einladungen zu diesen Zusammenkünften bekam. Dadurch entwickelt sich eine Freundschaft mit der Königin. In konservativen Kreisen wurden diese Treffen jedoch als skandalös empfunden, zumal Malleville mit Anna Sofie von Bülow, Hofdame und eine der sogenannten „drei Grazien“ des dänischen Königshofes, eine Affäre hatte.
Beim Sturz Struensees im Januar 1772 gehörte Thomas de Malleville in seiner Eigenschaft als Militärangehöriger zu denen, die an dessen Verhaftung Teil hatten. Dafür erhielt er einen Posten in der Kolonie Saint Thomas in der Karibik. Johanne Marie Malleville folgte ihm nicht dorthin, sondern blieb in Kopenhagen. Im Jahr 1780 ließ sie sich wegen Untreue von ihrem Ehegatten scheiden und im folgenden Jahr heiratete sie Graf Werner Schulenburg.
Laut Kirchenbuch der starb sie an einer Magenentzündung „auf der hiesigen Probstei“ und wurde am 24. November in der Marienkirche beigesetzt.
Die Grabplatte findet Erwähnung in Hildebrandt „Die Grabsteine und Epitaphien adliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark“, Gardelegen 1868, S. 15. Die damals beschriebene Lage weicht von der heutigen Situation ab: „Dicht daneben liegt der Grabstein der Gemahlin des eben genannten Grafen Werner. Die Inschrift, die theilweise durch einen übergebauten Stuhl verdeckt ist, lautet …“

Lage:
Die Grabplatte steht im Chor an der Wand nördlich hinter dem Hochaltar. Auf der anderen Seite des Altares befindet sich vor einer Wandnische ein weiteres Denkmal für die Verstorbene und ihrem Ehemann.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2017