altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Samuel Christian Voitus

Pastor

Sterbedatum:
10.07.1787
Konfession:
evangelisch
Ort:
Walsleben
Standort:
Kirche
GPS:
11.855688 - 52.757924

Beschreibung
Zustand
:
Die Grabplatte aus Sandstein ist insbesondere im unteren Bereich verwittert, so dass die Lesbarkeit der letzten Zeilen nicht mehr möglich ist. In der Mitte wird die Lesbarkeit durch die abgetretene Oberfläche erschwert.

Dekor:
Das erhabene Schriftfeld mit vertiefter Schrift ist nach oben bogenförmig abgeschlossen. Darüber schweben zwei geflügelte Putten, die mittig eine Krone halten. Unter der Krone befindet sich ein runder aus Akanthusblättern geformter Kranz.

Inschrift:
Hier liegt die Hülle
der unsterblichen Seele
Herrn Samuel Christian Voitus
des treusten Knechts u. geduldigsten Freundes
Gottes u. Jesu unter der langwierigsten und
schmerzvollsten Kranckheit
des treusten Lehrers der Gemeinen zu
Walsleben u. Kalberwisch
des redlichsten Ehegatten Bruders
Freundes und Menschenfreundes
Er war 1733 den 15. Nov. zu Rathenow gebohre
1764 den 12ten … Tr… als Prediger introduciert
1764 den 5… Oct verheirathet und starb 1787

Tod des … in 23ten Jahre
seines Amts und seiner ehelichen
nach dem er .überhaupt 53 Jahre 7 M 25 Tage
rühmlichst gelebt hat





Anmerkung:
Die Grabplatte wird nicht genannt in Hossfeld/Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Der Kreis Osterburg“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1938, S. 333ff. Wie aus dem Foto (Tafel 129c) von der Kirche hervorgeht, befand sich die Grabplatte zu der Zeit noch nicht an ihrem heutigen Standort.
Vgl. Czubatynski „Pfarrerbuch für die Altmark“, S. 320. Demnach war Voitus der Sohn des Küsters Christian Voitus und Gertrud Magdalene Bergmann. Er studierte an der Universität zu Halle von 1752 – 1756 und wirkte vor seiner Amtszeit in Walsleben als Konrektor in Rathenow. Verheiratet war er mit Sophie Christiane Zarnack (am 16. Februar 1725 als Tochter des Pastors Levin Dietrich Zarnack geboren) aus Winterfeld, der Witwe seines Amtsvorgängers in Walsleben Pastor Jacob Karl Gottfried Lüdecke.
Im Kirchenbuch von Walsleben wurde 1787 dokumentiert: „Walsleben den 10ten Julii gefiel es dem Herrn über Leben und Tod den bisherigen rechtschaffenen und treuen Lehrer und Selsorger der Gemeinden Walsleben und Calberwisch, Herrn Samuel Christian Voitus nach einem langen und schweren Kampfe sanft und selig in Jesu seinem Erlöser einschlafen zulaßen in einem Alter von 53 Jahren und 8 Monathen weniger 5 Tage. Der Wolselige war zu Rathenow gebohren Anno 1733 den 15 Novembris und wurde als Prediger nach Walsleben berufen im August 1764. Er war ein Mann von einem sanften und liebreichen Charakter, er führete einen exemplarische Wandel gantz nach dem Sinne Jesu. und war püncktlich und unermüdet in seinem Amte. Sein gantzes Bestreben gieng nur dahin, Gott und seinen Neben = Menschen zu dienen und wohlzugefallen. Er mußte aber vor seiner Auflösung eine langwierige und harte Prüfung erdulden, indem Er gegen das Ende des Jahres 1783 von einer krebsartigen Verhärtung des Mast = Darms angegriffen wurde, welche allmählig in den würcklichen Krebs sich verwandelte, der innerlich im̅er weiter um sich grief und von den grausamsten und entsetzlichsten Folgen begleitet, die unbeschreiblichsten Schmertzen verursachte, so daß er oft auf seinen Lager ausrufen mußte: ich bin ein Wurm und kein Mensch! Demohngeachtet trug er seine schrecklichen Leiden mit einer bewunderns würdigen Geduld, und gab durch seine große Gelaßenheit, kindliche und völlige Ergebung in den göttlichen Willen und durch seine freudige Hofnung jenes beßern Lebens allen die zu ihm kamen, ein ungemein rührendes Beiyspiel. Zwo Stunden vor seinem Ende linderte der gütige Gott seine unsägliche Schmertzen. Und nun erwartete er mit Gebet und Flehen die Ankunft seines Erlösen, welche denn auch des Morgens Früh um 2 Uhr dergestalt erfolgete, daß ein jeder hierbey den Wunsch äußern muß: Meine Seele sterbe des Todes dieses Gerechten und mein Ende werde wie sein Ende. Seine entseelten Gebeine sind am 13ten Julii auf dem hiesigen Kirchhofe bey einem zahlreichen Gefolge und unter Vergießung vieler 1000 Thränen beygesetzet worden, nach dem zu vor der Herr Pastor Goske aus Uchtenhagen die parentation über Sap. 3, 5. 6. gehalten und der Herr Pastor Holstein nach Anleitung der Worte Pauli Ebr. 13, vers. 7. eine rührende Ermahnung an seine verweysete Gemeinden gehalten. Der Herr vergelte ihm seine Treue und Rechtschaffenheit mit der Crone des ewigen Lebens. So hart dieser Todes = Fall für seine zärtlich geliebte Gattin, für seinen eintzigen Bruder, Freunde und Gemeinden ist, so vortheilhaft ist er doch für den Wohlseligen, indem er nun von seinen Martern und Qualen glücklich entbunden und in die ewige Freude aufgenommen worden. Und wann der Herr dort nach dem Maaß = Gabe guter Wercke lohnen wird; so muß sein Lohn überaus groß seyn.“

Lage:
Die Platte steht außerhalb der Kirche an der Südwand des Turmes. Sie ragt etwas in den Boden hinein.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018