altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Eberhard Tuckermann

Pastor

Sterbedatum:
06.10.1605
Konfession:
evangelisch
Ort:
Salzwedel
Standort:
Katharinenkirche
GPS:
11.155613 - 52.855492

Beschreibung Grabplatte
Zustand
:
Geringfügige Abplatzungen der Oberfläche sind auf der Grabplatte aus Sandstein vorhanden.

Dekor:
Die Grabplatte besitzt eine gekerbte Inschrift. Das Textfeld wird durch ein vertieftes rundes Medaillon untergliedert. Darin steht eine mit einem langen Rock bekleidete Person vor einer Zinnen-bekrönten Ziegelmauer, deren rechte Hand zu einer Wolke weist. Aus der dieser Wolke schaut ein Gesicht nieder zur Erde. Das untere Drittel der Grabplatte trägt keine Inschrift.

Inschrift
oberer Teil
:
REVERNDI. CLAPISS. ATQVE HVMANIS
VRI DN: M. EBERHARDI TVCKERMAN PAS TORIS ECCLESIÆ NOVÆ SOLTQVELLÆ VIGI
LANTISSIMI ∙

EPITAPHIVM
EST NOSTRVM QVÆSIT CONNOSCERE GLORIA CARNIS
GRAMINIS VT FLOS EST ET VELVT VMBRA FVGIT
CEV TESTIS PRÆSENS QVOQVE TVMBA QVIESCIT NILLA
VIR IVVENIS PRISCA RELLIGIONE
AT PLAGIDE CH̅R̅IMEMBRVM REQVIESCE SEPVLTVM
TEMPVS AD EST CORPVS QVANDO RESVRCATI…VM
ATQVE RESVRGET HVMO NITIDVM REFERETVRAM
TVNC ANIMÆ PERPES COPVLIA SVAVIS ERIT
VIVET IN ÆTERNVM VIVET VERVM QVE VIDEBIT
QVE BENE CVNCTI POTENS FECIT VTAVM QVE DEVM

Medaillon:
QVIS CONGNOVIT MENTEM DOMINIS
SAPI =
ENTIA

unterer Teil:
OBDORMIVIT SVAVITER 3 OCTOB: ANNO
DOMINI M DC V. ÆTATIS SVÆ 36.
M. NICOL: RISLEBIVS COS: COMPATRI:
AMATO, F.

Lage:
Die Grabplatte steht innerhalb der Kirche an der Südwand in Nähe des Turmes.

Beschreibung Gemälde
Gestaltung
:
Ein gerahmtes Ölgemälde zeigt Pastor Tuckermann lebensgroß in Amtstracht vor einem Tisch positioniert, auf dem ein Totenkopf mit aufgesetzter Sanduhr steht. Unter seinem linken Arm hält er ein Buch. Ein Tuch fasst er mit der linken Hand. Unterhalb des Porträts ist eine Inschrift zu lesen.

Inschrift:
Reverendi Clariss. atque Humaniss. Viri Dn. M. Eberhardi Tuckermanni Pastoris
ecclesiae Novae Soltquelae vigil antissimi memoria.
Est Nostrum, quaescit Connoscere Gloria Carnie, Graminis ut flos est et velut umbra fugit.
Seu Testis presens quoque Tumba, quiescit in illa Vir Juvenis prisca relligione Gravis.
At placide Christimembrrum requiesce Sepultum. Tempus ad est, quando refurget humo.
At que refurget humo, nitidus reddeturamicae. Tunc animae perpes Copula suavis erit:
Vivet in aeternum, vivet verumque videbit. Qui bene cuncti potens fecit utrumque Deum.
Symbolum; Quis cognovit mentem Domint. obdormivit Suaviter d. 6. october an̅o MDCV. aetatus suae 36
M. Nicolaus Rislebius Consul Compatri Monerandui

Lage:
Das Gemälde hängt ebenfalls an der Südwand der Kirche östlich der Grabplatte schräg oberhalb des westlichen Portals.

Anmerkung:
Siehe Danneil „Kirchengeschichte der Stadt Salzwedel“, C. A. Schwetschke und Sohn, Halle 1842, S. 319: „M. Eberhard Tuckermann (1604 – 1607). Er war 1569 zu Lennep am Rhein geboren. Sein Bruder, M. Peter Tuckermann, erster Superintendent zu Wolfenbüttel, Präsident des Consistoriums und Abt zu Riddagshausen, hatte die Schule zu Salzwedel besucht; auf dessen Veranlassung scheint der Bruder Eberhard nach Salzwedel gekommen zu sein. Er ward dem Diaconus Hermann Göde, der eine schwere undeutliche Sprache hatte, im Jahre 1593 als Gehülfe beigeordnet. Nach dem Tode von Stephan Prätorius rückte er 1604 ins Pastorat, da Georg Stampehl, Professor der hebräischen Sprache in Frankfurt, den Ruf zum Pastorat abgelehnt hatte. Er starb bereits im folgenden Jahre 1605.“
Tuckermann wurde 1569 als Sohn des Bürgermeisters und Tuchmachers Jacob Tuckermann und Catharina von Marchet im bergischen Lennep geboren. Am 11. Mai 1590 schrieb er sich als Student an der Universität Helmstedt ein (vgl. Deutsche Biographie - Tuckermann, Peter https://www.deutsche-biographie.de/sfz83099.html).
Tuckermann heiratetet lt. Kirchenbuch am 17. September 1594 Barbara Matthis (geb. Sept. 1573), einer Tochter des Brauers und Kaufmanns Joachim Matthis und dessen Ehefrau Anna Bindemann in Salzwedel. Bis 1605 ließ er acht Kinder in der Katharinenkirche taufen.
Das auf der Grabplatte genannte Sterbedatum weicht von dem auf dem Gemälde angegeben Tag ab. Im Kirchenbuch der Katharinenkirche wurde 1605 dokumentiert. „M. Eberhardis Tuckermannus, pastor inder (Kirche) der Neyenstadt Soltwedel, obiit 6 octob“.
Zu dem auf der Platte genannten Nicolaus Risleben vgl. Holstein, H., „Risleben, Nicolaus“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 28 (1889), S. 649-650 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119806398.html#adbcontent:
„Nicolaus Risleben Schulmann und Dramatiker, geboren 1546 zu Salzwedel, † 1624 ebendaselbst. Er machte von 1570 an seine Studien in Wittenberg, dann in Leipzig, wurde Magister und war von 1575—89 Rector der neustädtischen Schule zu Salzwedel; dann gab er das Schulamt auf und widmete sich dem Dienste seiner Vaterstadt, indem er 1590 Rathsmitglied, 1592|Stadtkämmerer und 1595 Bürgermeister wurde. Als ein Freund der lateinischen Dichtkunst begünstigte er die lateinischen Versübungen, welche in jener Zeit sich einer besonderen Pflege erfreuten. Er gab deshalb eine „Materia versuum proposita in schola novae Soltquellae a paschale usque ad festum Joh. Baptistae“, Ulyss. 1589. 4. heraus. Seine noch größere Vorliebe für dramatische Studien bekundete er nicht nur durch die Ausführung deutscher Komödien mit seinen Schülern, sondern auch durch die Abfassung eines deutschen Dramas „Asotus, Komödie vom verlornen Sohn“ (Magdeb. 1586), welches in Salzwedel mehrfache Aufführungen erlebte. Der Verf. hat Johann Ackermanns Spiel (s. A. D. B. I, 35) wörtlich abgeschrieben und auch nach des Georg Macropedius Asotus und Rebelles gearbeitet, vielleicht auch Stymmel und Wickram benutzt. Aber es finden sich in diesem Stücke „musivischer Arbeit“ auch vielfache Erweiterungen und Zusätze; allegorische Figuren treten auf, Bauernscenen und sonstige volksthümliche Elemente sind hineingearbeitet, die zwar dem Spiel einen eigenthümlichen Reiz verleihen, aber schon den Beginn der Verweltlichung des biblischen Dramastoffes beweisen. Als Vorzug darf der Reichthum an Sentenzen und Sprüchwörtern hervorgehoben werden. Von R. wurde Johann Nendorf (s. A. D. B. XXIII, 427) stark beeinflußt. Literatur: C. W. Beier, Historia scholae Catharineae Soltquellensis 1725. — Danneil, Nachricht über das Gymnasium zu Salzwedel 1831. — Holstein, Das Drama vom verlornen Sohn. Halle 1880. S. 31. — Bolte, Zeitschr. f. deutsche Philologie XX, 82. — Fr. Spengler. Der verlorene Sohn im Drama des 16. Jahrh. Innsbruck 1888. S. 57—63. Autor: H. Holstein.“

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018