altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Anne von der Schulenburg

von Wenckstern

Sterbedatum:
07.04.1575
Konfession:
evangelisch
Ort:
Salzwedel
Standort:
Mönchskirche
GPS:
11.153047 - 52.851574

Beschreibung:
Zustand:
Der rechte Rand der Grabplatte aus Sandstein ist ergänzt worden. Dabei wurde die Inschrift wiederhergestellt.

Inschrift
Schriftzugumlauf auf dem Rand:

ANNO DNI 1575 DEN 7 APRILIS IST DIE
EDLE VND VIELTHVGENDSAME ANNE WENCKSTERN MATHIAS
VON DER SCHVLENBORCG
SELIGEN NAHGE
LASSEN WITTFRAW IN GODT SELICHLIGEN ENTSHL

Anmerkung:
Das Grabmal wird beschrieben in Hildebrandt „Die Grabsteine und Epitaphien adliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark“, Gardelegen 1868, S. 10: „Neben der Kanzel steht – in die Wand eingemauert – der Grabstein der Frau Anna von der Schulenburg geb. von Wenkstern; man erblickt auf demselben die Gestalt dieser Dame in langem faltigem Kleide, langem Mantel, einanliegender Mütze, mit betend zusammengelgten Händen, unter einem auf verzierten Säulen ruhenden Rundbogen. Dien obenlinks beginnende Umschrift lautet: (…). In den vier Ecken sind folgende Wappen angebracht: Oben links: 1) v. d. Schulenburg, rechts: von Wenckstern. (Auf dem Helm ein oben mit einer Rose besetzter, auf jede Seite einmal geasteter Baumstamm.) Unten links: von Kröcher. (Das Kameel mit nur einem Höcker;) 4) v. Jeetze oder v. d. Knesebeck (Auf dem Helm die drei Fahnen ohne Federn.) Die Wappen sind hier unrichtig angebracht. das v. d. Schulenburg’sche müßte ganz fehlen, an seiner Stelle viel mehr das Wenkstern’sche, als das väterliche Wappen der Verstorbenen, stehen, während die obere rechte Ecke das W. derer von Rossow (Schild: quadrirt; Helm: offener, gleichfalls über Eck getheilter Flug) enthalten sollte, da die Mutter Anna’s von Wenkstern diesem Geschlechte entsprossen war. ef. Danneil, Geschichte des Geschl. der v. d. Schulenburg pag. 530. – A. H. von Kröcher, Gesch. des Geschl. von Kröcher II. pag. 119.“
Danneil „Kirchengeschichte der Stadt Salzwedel“, Halle C. A. Schwetschke und Sohn 1842, S. 224ff: „§. 37. Schul = oder Mönchskirche. Schon oben (§. 20) ist bemerkt, daß die Kirche des Franciskanerklosters von der Schule getrennt und zu kirchlichen Zwecken bestimmt ward, in dem die Prediger der Altstadt hier eine Frühpredigt zu halten haben. Da sie aber, wie alles Franciskaner = Klosterkirchen weder Kapitalien noch liegende Gründe besaß, so konnte sie nur durch Unterstützungen in baulichem Stande erhalten werden. Auch trat die Marienkirche im Nothfalle hinzu, um das Gebäude nothdürftig zu erhalten. Einige Einnahmen verschaffte sie sich Verkauf von Begräbnißplätzen in derselben. Zu verschiedenen Malen war das schöne Gebäude in großer Gefahr einzustürzen, immer aber, wenn die Noth am größten war, zeigte sich die Hülfe. Bald nach der Reformation ward das Gebäude sehr baufällig, da in den letzten Zeiten des Katholicismus dasselbe nicht mehr in baulichem Stande erhalten ward. Der Superintendent Cuno benutzt seinen bedeutenden Einfluß und besonders die große Zuneigung, welche die Witwe des Matthias v. d. Schulenburg geborne Anna v. Wenckstern zu ihm gefaßt hatte, dazu, die Kirche vom Untergange zu retten. Diese v. Wenckstern, wie sie nach ihrem Geburtsnamen in den Nachrichten meistens genannt wird, ist als die Erhalterin der Kirche neben Cuno zu rühmen, wodurch es gerechtfertigt erscheint, noch einige Augenblicke bei ihr zu verweilen, zumal da sie sich vielfacher Verdienste um die Kirchen und Schulen Salzwedels erworben hat und ihr Name im Folgenden noch öfter genannt werden muß.
Matthias v. d. Schulenburg, Erbherr von Altenhausen, Bodendorf, Emden, Angern und Betzendorf, Churf. Brandenb. Kriegsrath, war von Jugend auf in den Umgebungen der Churfürsten Johann Cicero, Joachim I. und II. und neigte sich früh zu Luthers Lehre. Schon 1524 stellte er in Altenhausen den lutherischen Prediger Bernhard Brügner aus Wittenberg an. Im Jahre 1541 ward er mit Johann, Fürsten von Anhalt und dem Theologen Alexander Alesius vom Reichs = Convente zu Regensburg an Luther abgesandt, um letztern zu veranlassen, einen thätigen Antheil an dem projectirten Vereinigungsgeschäft zwischen Katholiken und Lutheranern zu nehmen; 1542 begleitete er den Churf. Joachim in den Türkenkrieg und ward bei der Belagerung von Pesth mit zweien seiner Söhne erschossen. – Seine Kinder mußten sonntäglich in der Kirche zu Altenhausen vor dem Altare knieend die Litanei singen und bei der Communion das Tuch halten. Er war zweimal verheirathet, 1) Mit Margarethe v. d. Lühe, die 8 Söhne und 3 Töchter gebar, 2) mit Anna v. Wenckstern, die ihn mit 6 Söhnen und 3 Töchtern beschenkte. Nach dem Tode ihres Gemahls zog sich die Wittwe nach Betzendorf zurück, vertauschte aber bald diesen Ort mit Salzwedel, um recht oft den belehrenden Umgang des Superintendenten Cuno zu genießen. Sie kauft das in den frühesten Zeiten von der Familie v. d. Schulenburg besessene steinerne Haus an der Schulkirche (§. 8), lebte hier ganz in der Einsamkeit nur religiösen Betrachtungen und beförderte, wo sie konnte, das Gute. Der Tod ihres Gemahls hatte schon einen tiefen Eindruck auf ihr Gemüth gemacht, das Mutterherz aber ward noch tiefer verwundet durch die vielen Unglücksfälle, die sie an ihren Söhnen erlebte. Außer den beiden Söhnen, die mit dem Manne zugleich vor Pesth blieben, verlor 1547 einen Sohn Philipp im Kriege gegen die Türken; einen anderen, Franz, ward von den Türken gefangen und starb in Constantinopel; ein dritter Sohn, Jacob, ward zu drei verschiedenen Malen von den Türken gefangen genommen und als Sclave verkauft, aber immer wieder ausgelöset; ein vierter, Alexander, hatte eine so unbesiegbare Neigung zum Reisen, daß er nirgends Ruhe hatte, und an den Folgen der Strapazen in Friesland starb; ein fünfter Sohn endlich blieb in einer Schlacht in den Niederlanden. Bei diesen Vielfachen Leiden fand sie allein Trost im andächtigen Gebet und fleißigen Lesen der Bibel, besonders der Psalmen. Nachdem sie mehrere fromme Stiftungen gemacht und der Armuth große Wohlthaten erwiesen hatte, starb sie in Cuno’s Beisein 1575 den 7ten April in hohem Gottvertrauen, und ward ihrem Wunsche gemäß vor der Kanzel in der Schulkirche, wo ihr gewöhnlicher Platz war, beerdigt. Ihr in Stein gehauenes Bild steht noch jetzt nahe bei dem Platze, wo sie ruhet, zur rechten Seite der Kanzel in der Mauer mit folgender Inschrift : (…).
Sie war es vorzüglich, welche ihre Aufmerksamkeit auf die verfallene Schulkirche richtete und die meisten Geldmittel zum Ausbau derselben an Cuno überwies und das Innere mit Stühlen versehen ließ. Außer ihr aber gaben noch mehrere Personen in und außerhalb Salzwedel Beiträge an Cuno zur Erreichung seines Zweckes. Mit diesen Geldmitteln führte Cuno in den Jahren 1576 bis 1579 das Werk aus. Zuvörderst ward das hohe Chor vollständig wieder hergestellt, wie aus einer Inschrift an der Ostseite des sogenannten Schulchors hervorgeht. Ao. 1435 inceptum fuit praesens opus novi chori et completum est Ao. 1453 in die S. Martii per Magistrum Henricum Reppenstorf, Die autem beneficio repurgari et renovari A. 1578.
Auch der Hochaltar mit seinem schönen Gemälde ließ sie wieder herstellen, laut Inschrift an der linken Seite desselben: Hic chorus una cum hac porta olim effracta expurgari et obstrui coepit Anna v. Wenckstern. MagIstratVs sIt Defensor VtriVsqVe tabVLae. (1578) … .“
Im Sterberegister der Altstädter Marienkirche wurde 1575 dokumentiert: „den 9. Aprilis ist die Erbahre von der Schulenburg in monasterio zu den Monichen begraben“

Lage:
Die Grabplatte ist innerhalb der Kirche in der Nordwand des Schiffes eingelassen worden.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018