altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Werner Christoph Thomas Menzendorf

Ackermann

Sterbedatum:
22.11.1868
Konfession:
evangelisch
Ort:
Pollitz
Standort:
Friedhof
GPS:
11.622003 - 52.968878

Beschreibung
Zustand
:
Das Grabmal ist bis auf wenige Verwitterungsspuren vollständig erhalten.

Gestaltung:
Auf einem quadratischen Sockel erhebt sich das aus Sandstein gefertigte Grabmal. Die vier Textfelder mit vertiefter Schrift sind von einem erhabenen Rand umgeben. Über den Textfeldern befindet sich ein Schmuckrand mit verschiedenen Ornamenten (Blüten, Blattwerk, sich reichende Hände etc.). Den oberen Abschluss bildet ein überkragender Baldachin, auf dem mittig eine mit Blattwerk dekorierte Vase steht.

Inschrift
Westseite
:
Ruhestätte
der Familie
Menzendorf

Südseite:
Thomas Menzendorf
* 12./9.1777 † 22./11.1868.

Marie Menzendorf.
geb. Menzendorf.
* 11./4.1780 † 16./11.1871.

Louis Menzendorf
* 12./2. † 29./4.1877.

Thomas Menzendorf
* 11./10.1805 † 21./3.1883

Fritz Menzendorf
* 15./1.1878 † 14./7.1885
______

Ostseite:
Dorothee Menzendorf
geb. Badeker
* 19/7.1844 † 22/9.1920

Louis Menzendorf
* 3./2.1847 † 16/3.1937

Nordseite:
Marie Menzendorf
* 17./5.1843 † 3./11.1862

Adolph Menzendorf
* 10./12.1856 † 1./5.1865

Carl Menzendorf
* 29./11.1844 † 21./4.1869

Katharina Menzendorf
geb. Gierke
* 27./7.1827 † 29./2.1872

Anmerkung:
Vgl. pollitz.de/Chronik/Chronik.pdf, S. 47f: „Bauernhöfe Der älteste Hof, gelegen an der Landesstraße L2 zwischen Pollitz und Scharpenhufe, ist im Besitz von Hartmut Otto, Hauptstraße 2. Mit 80 ha Acker-und Grünland ist dies der größte Hof in der Gemeinde Pollitz. Der älteste bekannte Lehnsbrief, in der die Familie Menzendorf mit der halben Hufe (Hufe ist ein Landmaß verschiedener Größe - ungefähr das, was eine Familie an Land nötig hat, um leben zu können) von den von dem Knesebeck belehnt wurde, stammt aus dem Jahre 1432. Der älteste Lehnsbrief über die beiden von Jagowschen Hufen desselben Hofes datiert von 1469. Zu dieser Zeit wird bereits Mathias von Jagow in Pollitz erwähnt. Die Menzendorf erhalten den Hof „mit alle synen tobehoringhen acker, wische, weide, water, holte, harde un weke, myt dem rore, dat dar wasset up deme lande by dem pachtsee“ mit der Einlage jenseits des Deiches mit dem Gericht, hoch und niedrig usw. Die von Jagow behalten sich nichts mehr vor außer dem Recht der Erbbelehnung, die der älteste Mentzendorf von dem ältesten Jagow stets nachsuchen soll, wofür ihm die letzteren wieder Schutz und Beistand in allen Anfeindungen zusagen. Besonders wichtig ist für uns die Bemerkung, daß schon der Vater des hier genannten Bertold Menzendorf beide Hufen von denen von Jagow zu Lehen gehabt hat („so syn vader selig van unsen edlern to lehne unde in weren beth an dessen dagh gehabt heft“). Die Menzendorfs gehörten zu den Kolonisten, die ins Land gerufen worden waren, um es zu entwässern. Der Markgraf von Holland, Friesland erteilte die Aufgabe, die ausgedehnten Sümpfe zu entwässern und daraus brauchbares Wiesen- und Ackerland zu machen. Für diese schwierige Aufgabe erließ der Markgraf allen Besitzern alle Abgaben und Lasten. Die Besitzer traten in ein Lehnsverhältnis zu den ansässigen Rittergeschlechtern, blieben aber von Abgaben und Hofdiensten befreit. Diese Höfe bezeichnete man als Freihöfe. Ein solcher Freihof war auch der Menzendorf Hof.
Die Bauern auf den Freihöfen besaßen von Alters her das Recht der Brauerei - so auch die Menzendorf. 1698 wurde ihnen das Recht bestritten. Da verwanden sich die von Jagow für sie beim Kurfürsten: „und ersuchen unser Hochgeehrteste Herren wir hiermit gantz gehorsamst Unsern After Lehen Mann Mathias Mentzendorfen und dessen Nachkommen bey dem freyen Bierbrauen Zur Nothdurft seines Hoffes fernerhin hochgeeignet zu schützen... Sämptliche von Jagow Aulosischer Linie“ Daraufhin durften die Menzendorfs weiter brauen.“ Matthias Menzendorf starb am 22. April 1709. Seine Ehefrau hieß Margarethe Buchholtz (* um 1651 † Pollitz 30. Dezember 1722). Vermutlich war er ein Sohn des Andres Mentzendorff (* um 1635 † Pollitz 28. September 1718)
In Pollitz hat es seit Beginn der Kirchenbuchaufzeichnungen (1689) nicht nur eine Menzendorf-Familie gegeben. Christian Friedrich Menzendorf (* um 1689 † Pollitz 15. März 1741) wird als Freisasse und „Grenadier unter dem Potsdam̅schen Leib=Regiment“ bezeichnet. D. h. er hatte den in der Chronik beschriebenen, südlich vor Pollitz gelegenen Freihof inne. Michael Menzendorf dÄ (* um 1673 † Pollitz 20. Juni 1752) war Ackermann, dessen Sohn Michael dJ wird auch als Heidereiter bezeichnet. In welchem Verwandtschaftsverhältnis sie zueinander standen, ließ sich anhand des Kirchenbuches nicht ermitteln.
Der auf dem Grabmal genannte Personenkreis bezieht sich auf vier Generationen späterer Nachkommenschaft des Michael Menzendorfs.

1. Generation:
Werner Thomas Christoph Menzendorf war Ackermann in Pollitz. Er starb lt. Kirchenbuch von Wanzer/Pollitz 1868 am „Alter“ und hinterließ drei Söhne. Er wurde auf dem damals „Neuen Kirchhof“ begraben. Am 10. Juni 1803 ging er in Pollitz die Ehe mit Maria Sophie Menzendorf, einer Tochter des Ackermanns, Schulzen und Krügers Friedrich Menzendorf in Gr. Garz, ein. Diese verstarb 1871 ebenfalls an Altersschwäche.
In der bereits genannten Pollitzer Chronik wird ferner berichtet: „Im Zusammenhang der Veränderung der Zugehörigkeit von Pollitz (1807) zu dem Königreich Westphalen kam es zu einem Vorfall mit Thomas Menzendorf. Wie alle anderen sollte dieser dem neuen König am 06. März 1808 seinen Treueeid schwören. Der junge Menzendorf war hierzu nicht bereit. Als die Eidkommission kam, war und blieb er verschwunden. Er versteckte sich im dichten Gebüsch am Kadeich. Als die Kommission weiter gezogen war, glaubte er sich sicher. Jedoch lauerten Spitzel ihm auf und schlugen ihn halbtot. In der Hoffnung, daß dieser sich nicht mehr besinnt, warfen sie ihn über den Gartenzaun. Er kam mit dem Leben davon, verlor aber ein Auge. Seinen Willen hatte er durchgesetzt und den Treueeid nicht geschworen. Zu einem weiteren Vorfall mit Thomas Menzendorf kam es 1848. Ein Schneider aus der Haupt-und Residenzstadt Berlin kam in die Gaststätte „Zum heiligen Vater“ Pollitz und führte aufrührerische und prahlerische Reden u. a. wie man dem König in Berlin mitspielte. Da stand Thomas Menzendorf auf, sah den Schneider mit seinem einzigen Auge lange und durchdringend an, schlug auf den Tisch und rief: „Un wenn ick König wär, ick let all de Schosters un Snieders den Kopp affhauen!“. Sprachs und ging zur Tür hinaus. König Wilhelm machte auf seiner Fahrt in die Garbe zur Fasanenjagd 1862 auf dem Menzendorfschen Hof Station. Thomas Menzendorf feierte mit seiner Frau diamantene Hochzeit. Der König unterhielt sich noch kurze Zeit mit den alten Leuten und der Jubelbräutigam dankte dem König in kerzengrader Haltung, aber sichtlich gerührt, für die erwiesene Huld. Die alte Frau aber faßte den König zutraulich in den Bart und sagte treuherzig: „Ja, Herr König, Ihnen un de Königin wünsche ick ok, dat se noch de diamantene Hochtied fiern!“. Dem Ehepaar Thomas Menzendorf war es noch vergönnt, 1867 die brillantene und 1870 die eiserne Hochzeit zu feiern. Als 1870 die Friedensglocken erklangen, verstarb Thomas Menzendorf und wurde auf dem Friedhof in Pollitz beigesetzt. Eine Menzendorftochter heiratete einen Gutsverwalter, die gemeinsam den Hof Pleite gemacht haben. Am 1. Januar 1900 wurde der Menzendorfhof durch einen Makler zwangsversteigert. Willi Otto erwarb den Hof. Die gesamte Hypothek von 20.000,00 Mark war zu Weihnachten 1958 abgezahlt. Im Jahr 1959 verstarb Willi Otto. Mit der Gründung der LPG Typ III „Morgensonne“ schloß (Textabbruch)“. Die Angabe der Jahreszahlen für die Ehejubiläen ist nicht exakt (Diamant-Hochzeit: 1863, Eiserne Hochzeit 1868).

2. Generation:
Thomas Joachim Christoph Menzendorf übernahm als ältester Sohn den Ackerhof seines Vaters, 1869 wird er auch als Postbeamter genannt. Als Altsitzer starb er lt. Kirchenbuch 1883 an Schwäche. Seine erste Ehefrau war Engel Muhl (* Jeggel 26. Oktober 1817 † Pollitz 13. Januar 1842), Tochter des Kossaten Joachim Erdmann Muhl in Jeggel und dessen Ehefrau Gertrud Hildebrand. Die Ehe wurde am 28. Oktober 1835 in Pollitz geschlossen. Sie starb an Schwindsucht und hinterließ ihrem Ehemann zwei Kinder. Zu deren Versorgung schloss Menzendorf 1842 in Meseberg seine zweite Ehe mit Catharina Elisabeth Giercke (* Meseberg 1817 † Pollitz 29. Februar 1872, Blutsturz). Sie war die Tochter des Ackermanns Johann Friedrich Giercke und Marie Elisabeth Krüger in Meseberg.

3. Generation:
Aus den beiden Ehen des Thomas Menzendorf d. J. gingen u. a. die auf dem Grabstein erwähnten Kinder hervor: 1) Maria Elisabeth † Pollitz 3. November 1862 an Schwindsucht,
2) Carl Friedrich Christian * Pollitz 27(!). November 1844 † Pollitz 21. April 1869 , Lungen-Schwindsucht,
3) Adolph Ludwig Wilhelm Theodor * Pollitz 10. Dezember 1856 † Pollitz 11(!). Mai 1865, „Diphteritis“,
4) Der Sohn Carl Louis Menzendorf (* Pollitz 3. Februar 1847 † Wusterhausen/Dosse 16. März 1937) übernahm den Ackerhof in Pollitz. Er verheiratete sich 1873 mit Catharina Dorothea Baedecker (* Pollitz 19. Juli 1844 † Pollitz 24(!). September 1926), einer Tochter des Ackermanns Christian Baedecker Ackermann und Maria Charlotte Giercke in Pollitz.

4. Generation:
Hervorgegangen sind aus dieser Ehe u. a. die Kinder:
1) Thomas Louis * Pollitz 12. März(!) 1877 † Pollitz 29. April 1877, Todesursache im Kirchenbuch nicht angegeben
2) Louis Fritz * Pollitz 15. Januar 1878 † Pollitz 14. Juli 1885, „Diphteritis“

Lage:
Das Grabmal steht auf dem Friedhof in der Lindenstraße östlich des Hauptweges und nördlich des Rondells der Familie von Jagow.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018