altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Eva Jähn verw. Eggers

Brandt

Ehefrau des Apothekers

Sterbedatum:
02.01.1741
Konfession:
evangelisch
Ort:
Werben
Standort:
Johannis-Kirche
GPS:
11.981617 - 52.859728

Beschreibung:
Zustand:
Bis auf wenige Blessuren, vornehmlich am unteren Rand, ist der Grabstein aus Sandstein vollständig erhalten.

Dekor:
Über dem von Pilastern gesäumten Textfeld mit erhabener Inschrift schweben zwei Engel, die jeweils ein Spruchband halten. Dazwischen steht eine Krone über einer ovalen Kartusche mit dem Monogramm der Verstorbenen.
Das untere Ende der Pilaster ist mit Wappen dekoriert (links: ein Flügel im Schild, ein Flügelpaar mit einem Kranz dazwischen ziert den Helm; rechts: eine Hand mit Arm, die einen Zweig hält, im Schild, auf dem Helm ein steigender Vogel mit einem Zweig in der Kralle).

Inschrift
Kartusche oben:

EB (überlagert von dem Spiegelbild dieses Monogramms)

linkes Spruchband:
Ist Jemandt in Christo so ist er

rechtes Spruchband:
eine Neue Creatur. … 2 Cors 5. V. 17.

Textfeld:
Alhier ruhen die Gebeine
der HochEdl. Frauen
Fr. EVA BRANDTIN, die
den 11 Mart 1686 in PARCHIM gebohren ist
Ihr Hl. Vater war JOACH. BRANDT, ein Kauffmann
Sie wurde 1712 an Tit. CHRISTOPH EGGERS,
gerühmten APOTHECKER in PARCHIM verheiratet,
welcher 1726 d. 4 decemb. hieselbst beerdiget.
Diese Ehe seegnete Gott mit 2 Töchtern
und 1 Sohne N. JOACH. JOH. CHRISTOPH,
welcher noch lebet.
Ao 1727 d. 24 Jun. hat sie sich
abermahls verheiratet an
Tit. Hl. Johan̅ Dieterich Jähns
Senatorem u. berühmten Apothecker alhier
mit welchem sie bis 1741 d. 2 Januar
in einer vergnügten Ehe gelebet hat.
Sie wurde alt 54 Jahre,
9 Monate, 22 Tage,
und starb am
verzehrendem Fieber.

Sockel:
Leichen Text. Joh. 1 11. 12.
Der Glaube machet mich
zu Jesu Eigentum.
Drum bin ich Gottes Kind.
Das ist mein Höchster Ruhm.

Anmerkung:
Das Grabmal wird beschrieben in Hossfeld / Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Der Kreis Osterburg“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1938, S. 385f: „Die folgenden Grabsteine stehen alle im Turmgeschoß. Sie zeigen in ganz besonderer Übersichtlichkeit die Stilentwicklung der Grabsteinkunst des 18. Jahrhunderts. (…). 38. Grabstein der Eva Brandt, geb. 1686 in Parchim, gest. 1741. h 2,02 m, br 1,12 m. Sandstein. Dien Inschrifttafel ist durch Pilaster mit Glockenblüten verziert, gerahmt. Über dem Gesims halten zwei Putten Spruchbänder und ein Wappen mit dem Monogramm. Aus der Inschrift (in erhabener Fraktur) geht hervor, daß Eva B. zweimal verheiratet war, 1. mit dem Apotheker Christoph Eggers, 2. mit dem Apotheker Dieterich Jähns.“
Die erste Eheschließung der Verstorbenen im Jahre 1712 fand nicht in Werben statt. Die zweite Trauung hingegen wurde im Kirchenbuch erfasst: „Hl. Johann Dieterich Jähns Apothecker hieselbst, Seel. HEn. Engel Jähn, seel. gewesenen Bürgers, Brauers u. Beckers in Tangermünde nachgelaßener ältester Sohn, mit Frau Eva Branten, Seel: Hln: Christoph Eggerß gewesenen Apotheckers alhier hinterbl: Wittibe, sind proclamiret in Fest Trinit, 1. p. Trinit et: 2. p. Trinit u copuliret à Dn̅i: Diacono d: 24t Juni data.“
Ferner sind im Kirchenbuch der Johannis-Kirche die Begräbnisse dokumentiert worden.
- 1726: „Hl. Christoph Eggerß, Apotheker alhier, ward den 4ten Xbr: (= Dezember) vor der qvartel Bu…er mit vorher gehenden Geläute aller Klocken von 5 Puls u. parentation mit Gedächtniß Predigt begraben.“
- 1741: „Eva Brandten, Herrn Johann Dietrich Jehns Senatoris Apothekers u KriegsMetz u Mahl. Einnehmers hieselbsten Ehefrau, ist d 6 Januar mit großem Geläute, u gehaltener Leichpredigt beerdiget worden.“
Vgl. Enders „Die Altmark“, S. 925: „In Werben muß eine Apotheke um 1700 etabliert worden sein. 1703 verkaufte der Apotheker Basilius Georg Jungius auch Branntwein, Aqua vitae, Tabak, Wein, feinen Zucker und Gewürze, Seife, Baumöl, weiße und blaue Stärke, Tintenpulver, Zimt, Feigen u. a. Im Herbst 1742 gab es Streit um das Apothekenrecht. Der Ratsherr und Apotheker Johann Dietrich Jähns hat sich vor 15 Jahren in Werben niedergelassen und die Witwe des Apothekers Christoph Eggers geheiratet. Die übernommene Apotheke war aber seinen Aussagen zufolge wenig wert, so daß Jähns am Markt in seinem neuerbauten Hause auch die Apotheke erneuerte. Nun bat er, weil sein Stiefsohn Johann Joachim Christoph Eggers, den er die Apothekerkunst erlernen ließ, eine Nebenapotheke in dieser kleinen Stadt anlegen wollte, um ein Privileg auf seine jetzige Offizin am Markt und bot 20 rt zur Rekrutenkasse. Der Steuerrat befürwortete das Gesuch; er sei ein sehr habiler Mann, der seine Kunst vollkommen verstehe, habe ehedem in vielen in- und ausländischen Apotheken als Geselle gedient und vom Collegium medicum Approbation und ein gutes Attest erhalten. Einen Monat später ging der junge Eggers gegen den Stiefvater vor. Aber Jähns setzte sich durch. Im November 1742 dankte er für das erhaltene Apothekerprivileg auf das von ihm am Markt neu erbaute Haus. Eggers wurde mit seinem Plan einer Nebenapotheke abgewiesen.“
Vgl. Enders „Die Altmark“, S. 1118f: „In Werben hatte es kein Rathäusliches Reglement gegeben. 1771 war es wie in Osterburg projektiert und zur Approbation eingereicht worden, 1782 aber noch nicht realisiert. Der Magistrat bestand am Anfang des 18. Jahrhunderts aus zwei Bürgermeistern, zwei Ratsherren und einem Sekretär. Mitte des Jahrhunderts war Johann Christoph Wehling dirigierender Bürgermeister und zugleich Zolleinnehmer, Johann Christian Hupe Prokonsul und Akziseeinnehmer, Gotthold Leberecht Markgraf Konsul und Kämmerer und zugleich Ziesemeister, Johann Dietrich Jahns Ratsherr, Kriegsmetzeinnehmer und Apotheker, sie hatten also alle noch Nebenfunktionen inne, die ihr dürftiges Salär aufbesserten.“

Lage:
Die Grabplatte steht innerhalb des Kirchturms am südlichen Ende der Westwand.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018