altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Gebhard von Jagow

Ritter, Landeshauptmann

Sterbedatum:
00.00.1538
Konfession:
evangelisch
Ort:
Arendsee
Standort:
ehem. Klosterkirche
GPS:
11.506126 - 52.886500

Beschreibung:
Grabplatte, Sandstein, im Kreuzgang der Ehem. Klosterkirche St. Maria, Johannes Ev. und Nikolaus aufgestellt. Das Relief von ehemals hoher kunsthandwerklicher Qualität, durch Verwitterung heute stark zerstört. Es zeigt den Verstorbenen in voller Rüstung mit den in der ersten Hälfte des 16. Jhs. noch durchaus gebräuchlichen kurzen Tassetten (Beintaschen) mit geradem Abschluss, den geschlossenen Visierhelm zu seinen Füßen. Die Linke umschließt den Griff des langen Seitschwertes vom sächsischen Typus; die Rechte den eines Parierdolchs. Die Figur in korrekter Wiedergabe der Proportionen und perspektivischen Verkürzungen. Das bärtige Gesicht kaum noch erkennbar.
Von der ehemals vorhandenen, teilweise wohl zweizeilig umlaufenden Inschrift nur noch der Anfang bruchstückhaft erkennbar: "AN [...] 1538 DE [...]".
Die vierstellige Ahnenprobe kaum noch zur Gänze nachvollziehbar. Links (väterliche Seite) oben als Vollwappen im Stil der frühen Renaissance: v. Jagow; unten als spätgotische Tartsche : unbekannt. Rechts (mütterliche Seite) als Vollwappen anhand er Helmzier und dem nur noch zu erahnenden Wappenbild: v. Alvensleben; unten (in Ausführung wie links): ehem. v. Bülow (erschlossen). Gebhard (zeitgenössisch: Gevert) v. Jagow, ein jüngerer Bruder des als Bischof von Brandenburg ungleich bekannteren Matthias v. Jagow, war ein Sohn des kurfürstlichen Rates Claus d. Ä. v. Jagow auf Aulosen und der Armgard v. Alvensleben, Tochter Gebhards XVI. v. A. (dessen Namen er trug) und der Hippolyta v. Bülow. Er war verehelicht mit Magdalena v. der Asseburg (NLA WO, 6 Alt Nr. 101) und stand seit den 1520er Jahren als Rat in Diensten der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Im Aufgebot Erzbischof Albrechts von Magdeburg/Mainz war er 1525 maßgeblich an der Niederschlagung des Thüringer Baueraufstandes beteiligt und gehörte zu den Hauptakteuren der Schlacht von Frankenhausen. Später fungierte er als kurbrandenburgischer Rat, 1432 bis zu seinem Tode, als Landeshauptmann der Altmark sowie spätestens 1534 als "Verweser" des Klosters Arendsee (Riedel, CDB A II, S. 315). Seine Witwe lebte noch 1562.

Literaturquellen:
Zur Person: Wieland Held† und Siegfried Hoyer (Bearb.), Quellen zu Thomas Müntzer (Thomas-Müntzer-Ausgabe Bd. 3), Leipzig 2004, S. 241; Hans Joachim von der Ohe, Die Zentral- und Hofverwaltung des Fürstentums Lüneburg Celle und ihre Beamten 1520-1648, Celle 1955, S. 38, 113-114. Zum Objekt: Dehio, Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, bearb. von Ute Bednarz und Folkhard Cremer, München-Berlin 2002, S. 34 (nur summar. Beschreibung).

Text:
Bernd-W. Linnemeier, 2017

Foto:
Helge Hildebrand, September 2014