altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Joachim Christian von Kläden

Gutsherr, Offizier

Sterbedatum:
09.02.1690
Konfession:
evangelisch
Ort:
Kläden bei Stendal
Standort:
Kirche
GPS:
11.658142 - 52.630740

Beschreibung
Zustand
:
Die Grabplatte aus Sandstein besitzt im Randbereich einige Fehlstellen, die mit Mörtel geschlossen wurden.

Inschrift
Schriftzugumlauf auf dem Rand
:
O: 1.5.97. DEN 22. IVNY IST IOACH

IM CHRISTIAN VON KLÖDEN
GEBOHREN VNDT ZV STRACKENITZ GE ...



... DAS BLVDT IESV CHRISTI DE(S SO)HNS GOTT(ES W)ACHT V: R…: V: ALN SVNDEN

Anmerkung:
Die Grabplatte wird beschrieben bei: Hossfeld / Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Kreis Stendal Land“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1933, S. 117: „9. Grabstein des Joachim Christian von Klöden, † um 1640. h 1,78 m, br 1m. Nördlich neben dem Altar. Standfigur in etwa 45 mm starkem Relief. Ritter in Harnisch mit Schärpe um die Brust, den Helm zwischen den Füßen, die Rechte in die Hüfte gestemmt, die Linke am Schwertknauf. Die einfassenden Pilaster sind mit flachem Rollwerk verziert. Umschrift in vertiefter Kapitale: (…). In den Ecken 4 Wappen: 1, 2 Beile (Klöden), 2. geviert (v. Rossow), 3. Arm mit 2 Blüten auf geteiltem Feld, 4. (Umzeichnung des Wappens: drei horizontale Zickzacklinien im Schild). (Taf. 205 c.)“
Vgl. Dr. Karl Friedrich von Kläden „Geschichte einer Altmärkischen Familie im Lauf der Zeiten“, Selbstverlag Berlin 1854, S. 431 „121. Joachim Christian. Vierter Sohn Caspars Nr. 102 und der Rosina von Hain, wurde geboren am 22. Juni 1597. Er blieb im Besitz der Güter Klöden und Grünen Wulsch. Dies ist auch der Grund, warum wir in der Kirche von Klöden sein Steinbild zweimal antreffen, wozu ihn auch wohl einige Eitelkeit bewogen haben mag, wiewohl es wahrscheinlicher ist, daß sein Vater die Bildwerke hat anfertigen lassen. Das eine Bild, früher neben dem Altare, jetzt an der linken längeren Seite der Kirche stehend, zeigt in Hautrelief und fast halber Größe auf einem viereckigen Steine die Figur eines Kindes mit der Umschrift: Joachim Christian von Klöden, des Hofmarschals 4ter Sohn, geb. 1597. 22. Juni. Das zweite jetzt neben dem Altare stehende Steinbild ist ein großer aufrechtstehender viereckiger gelblich = weißer Marmor, auf welchem Joachim Christian in Basrelief in ganzer Figur und in Lebensgröße vorgestellt ist. Er zeigt sich als ein schöner Mann, fast jungendlich, in vollständiger Ritterrüstung, aber unbedecktem Kopfe, den Helm zu seinen Füßen, an jeder Ecke ein Wappen, ringsum die vorige Umschrift, doch ist in der untern horizontalen Reihe, wo der Tag des Todes stehen sollte, statt desselben eine Lücke. Die Arbeit dieses Monumentes ist sehr vorzüglich und sowohl gerathen, daß man mit Wahrscheinlichkeit Portrait = Aehnlichkeit vermuthen darf. Ist wirklich Aehnlichkeit vorhanden, so muß Joachim Christian wirklich ein schöner Mann von stattlicher Figur gewesen sein.
Aber diese körperliche Schönheit in gleichem Maaße auf seine Seele übergegangen ist, steht dahin. Wir mögen ihn nicht gern Unrecht thun, denn er kann sich nicht mehr vertheidigen. Gewiß aber ist es, daß seine Zeitgenoßen als übel vermerkten, daß er, der Sohn, gegen seine Mutter wegen der väterlichen Güter klagbar wurde. Das Nähere über diesen Proceß ist uns unbekannt geblieben. Freilich fiel seine Jugend in eine Zeit, die in jeder Beziehung roh war und sich über alle Zucht und Sitte hinwegsetzte. Außerdem war Joachim Christian in Kriegsdienste getreten und das Kriegsheer war damals, wie wir gesehen haben, keine Sittenschule. War Joachim Christian kein Muster eines edlen Ritters, so mögen wir nicht vergessen, wie sehr viel auf Rechnung der Umstände zu setzen sein möchte. Er wie seine Brüder waren Söhne eines reichen und vornehmen Mannes; zu allen erschwert das die Erzeihung der Kinder bedeutend, besonders aber in einer Zeit, wie die des dreißigjährigen Krieges, wo die thierische Natur des Menschen in ihrer schamlosesten Enthüllung hervortrat und jede bessere Empfindung in dem wilden Kriegslärm unterdrückt wurde und nicht zur Geltung kam.
Joachim Christian war Offizier im Brandenburgischen Heere. Von seinen Thaten und Erlebnissen ist nichts bekannt. Er nahm seinen Abschied als Lieutenant, und es scheint, als hätte er lange gedient, wahrscheinlich ohne besondere Auszeichnung, denn sonst wäre er wohl mehr geworden.
Wir erfahren nicht eher etwas von ihm als im Jahre 1650. Bis dahin war er unverheirathet geblieben. Aber am Dienstag nach Mariä Reinigung 1650 verheirathete er sich, 53 Jahre alt, mit Katharina Maria von Lindstedt, ehelichen Tochter des Achatz Gürge von Lindstedt. Wer hätte glauben können, daß ihm aus einer so spät geschlossenen Ehe noch 4 Söhne und 6 Töchter geboren werden würden. Als ihm die letzte Tochter geboren wurde, war er 78 Jahre 11 Monate alt. Sein Körper war ebenso dauerhaft als schön, und wahrscheinlich hat er seinen Zeitgenossen für einen tüchtigen Mann gegolten. Er starb am 9. Februar 1690, alt 93 Jahre 4 Monat. Die Wittwe Katharina von Lindstedt hinterblieb mit 5 Töchtern. Sie verglichen sich so, daß die Gebrüder von Klöden ihrer Mutter jährlich 25 Thaler und einer jeden Schwester ebensoviel, in Summe 250 Thaler an Gelde nebst 3 Winspel Hartkorn, halb Roggen, halb Gerste, zu ihrer Alimentation reichen sollten. Wegen der Alimente wurde lange processirt. Joachim Christians Gattin überlebte ihn als Wittwe, und starb am 8. März 1705, 15 Jahre nach seinem Tode.“
Im Kirchenbuch von Kläden wurden die Trauung und die Begräbnisses dieser Eheleute festgehalten.
„Anno 1650 Dinstages nach purificationus Mariӕ copuliret d. … Gest u veste Jochim Christian von Clöiden, und der auch … vielehr und tug. J. Catharinam geborne von Lindsted des auch … Gest. u veste Achatz Jürgen von Lindsted ehleibliche J. tochter.“
1690: „d: 9 Februar: ist der Hl Leutenant Jochim Christian von Kläden Todes verblichen undt nach etl. tagen bei …“
1705 „NB d. 8. martii ist die fraw von Kladen gebohrne von Lindstete nahmens Catharina Todes verblichen. Der Leich Text war ausm Kirchengesang Mein Jammer Trübsal u. Elend ist kommen du –"

Lage:
Die Grabplatte steht innerhalb der Kirche an der Nordwand des Chores neben dem Altar. Der untere Rand ragt in den Fußboden hinein.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018