Beschreibung
Zustand:
Die Oberfläche des Grabmals aus Sandstein ist fleckig und teilweise verwittert. Dadurch ist die Lesbarkeit nur noch mit Mühe möglich.

Dekor:
Der kleine Grabstein ist in Form eines aufgeschlagenen Buches gearbeitet. Er besitzt eine vertiefte Inschrift und trägt links oben als Applikation das Relief der einander reichenden Hände.

Inschrift:
Hier ruhet in Gott
Joachim
Diedrich
Lemme
(geb.) 24. Febr. 1834
gest. 10. März
1886.

So schlummre sanft
du guter Vater.
Das Grab entriß
dich uns so früh.
Du warst uns Schutz
du warst Berather
Ach wir vergessen
Deiner nie

Anmerkung:
Joachim Dietrich Lemme (d. J.) wurde 1834 vorehelich in Pretzier geboren. Seine Mutter, Marie Sophie Reckling (* Zierau 10. Juli 1813 † Zierau 22. August 1876) aus Zierau, war zu dieser Zeit Dienstmagd in Pretzier. Sie hat früh (1816/1817) ihre Eltern verloren. Deren Ackerhof in Zierau wurde daraufhin von ihren Stiefeltern bewirtschaftet, denn Ihre Mutter war im Jahre 1816, ein Jahr vor ihrem Tod, eine zweite Ehe eingegangen.
Lemmes Vater gleichen Namens Joachim Dietrich (d. Ä.) (* Pretzier 12. September 1806 † Zierau 7. Februar 1843) war um 1834 Dienstknecht in Zierau. Er entstammte der Lehnschulzenfamilie in Pretzier, die erstmals urkundlich 1599 im Hausbuch derer von dem Knesebeck (Landesarchiv Sachsen - Anhalt Standort Wernigerode H Tylsen Nr. 62) mit dem vor 1599 verstorbenen Schulzen Heine Lemme genannt wird.
Im Jahre 1837 heirateten Joachim Dietrich Lemme (d. Ä.) und Marie Sophie Reckling in Zierau und übernahmen die Bewirtschaftung des Ackerhofes der Familie Reckling. Nach dem frühen Tod von Joachim Dietrich (d. Ä.) kam durch Wiederverheiratung der Witwe Marie Sophie geb. Reckling erneut, wie schon 1816, ein Interimswirt namens Johann Joachim Stappenbeck auf den Hof. Mit der Verheiratung Joachim Dietrich (d. J.) am 19. Mai 1865 in Zierau ging der Hof auf diesen über. Seine Ehefrau, Anna Elisabeth Neuling (* Jeggeleben 29. Oktober 1833 † Zierau 14. Juni 1907), war eine Tochter des Ackermanns Joachim Heinrich Neuling und der Anna Elisabeth geb. Franke in Jeggeleben. Aus dieser Ehe gingen sieben Kinder hervor. Als Joachim Dietrich (d. J.) 1886 starb, war der älteste Sohn und Hoferbe Hermann Lemme gerade 19 Jahre alt. Die Witwe Anna Elisabeth geb. Neuling überlebte ihren Mann um über 20 Jahre und starb 1907. Ihr wurde ein Grabstein gleicher Größe und Gestaltung (die Applikation auf diesem Stein fehlt) gewidmet, der neben dem Beschrieben zu finden ist. Die Familiengrabstätte der Familie Lemme befindet sich noch heute in der Nordostecke des Friedhofes. Nach der Einebnung der Gräber der genannten Eheleute sind die Grabsteine auf dem Friedhof verblieben.

Lage:
Die Grabsteine lehnen außerhalb der Kirche an der Nordwand des Chores.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2017/2018