altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Carl Gustav Alberti

Pastor

Sterbedatum:
28.10.1876
Konfession:
evangelisch
Ort:
Kremkau
Standort:
Kirchhof
GPS:
11.449239 - 52.630932

Beschreibung:
Zustand:
Das Grabmal aus Sandstein ist vorrangig im unteren Bereich stark verwittert.

Dekor:
Der Grabstein besitzt eine in zerklüfteter Fels-Optik gestaltete Oberfläche, die mit Efeuranken und Eichenzweigen dekoriert ist. Auf der Vorder- und Rückseite wurden rechteckige, weiße Schrifttafeln mit vertiefter Inschrift in den Denkstein eingefügt.

Inschrift
Vorderseite:

Hier ruhet in Gott
der Pastor dieser Gemeinde
Carl Alberti
geb. am 1. September 1813
gest. am 28. October 1876.
______ . ______

Rückseite:
Ebräer 13, 7.
Gedenket an Eure Lehrer, die euch
das Wort Gottes gesagt haben,
welcher Ende schauet an, und
folget ihrem Glauben nach.
______ . ______

Hosea 6, 1.
Kommt wir wollen wieder zum
Herrn, denn er hat uns zerrissen,
er wird uns auch heilen, er hat
uns geschlagen, er wird uns
auch verbinden.
______ . ______

Anmerkungen:
Neben seiner Ehefrau Ernestine Friederike Luise Luthe hinterließ der an Lungenlähmung verstorbene Alberti fünf Kinder. Er wurde 1813 in Breitenfeld als Sohn des dortigen Predigers Heinrich Adolph Alberti und dessen Ehefrau Dorothee Justine Elisabeth Sophie Bremer geboren.
Im Kirchenbuch von Kremkau legte Alberti im Jahre 1857 ein Verzeichnis aller Pastoren seit dem Dreißgjährigen Krieg an, indem er über sich selbst schrieb: „13. Karl Gustav Alberti, aus Nahrstedt zu Breitenfelde am 1 September 1813 geboren. Sein Vater Heinrich Adolph Alberti war dort Prediger von 1812 – 1818, wurde dann nach Nahrstedt versetzt, wo er jetzt im hohen aber noch rüstigen Alter im Amte in Segen wirkt. Seine treue Ehefrau Sophie geb. Bremer, Tochter eines hohen Generals ist 1854 heimgerufen.
Den ersten Unterricht ertheilte er seinem Sohn selbst, dann kam dieser Oster 1825 auf das Gymnasium zu Stendal, wo er 1834 mit dem Abiturientenzeugniss der Reife abging, um in Berlin von 1834 bis 1837 Theologie zu studieren.
Er hörte dort mit besonderer Liebe Neander, dessen mild= und wahrhaftige Frömmigkeit und große Wissenschaftlichkeit ihn innig anzog. Auch Vatke, Marheineke, Hensterberg, Twesten und in den philosophischen Wissenschaften H. Steffens, Erdmann, Gans waren seine academischen Lehrer.
Seine Prüfungsarbeiten für das erste theol. Examen fertigte er im Hause seiner Eltern gleich nach seinem Abgange von der Universität an das mündliche Examen pro licentia conscionandi bestand er in Berlin in den Fasten 1838. Ostern desselben Jahres ging er nach Pommern als Hauslehrer der Commissionsräthin Jentsch, Gutsbesitzerin in Plöntzig bei Pyritz. Er hatte dort 2 Knaben und 3 Mädchen zu unterrichten. Er hatte dort in der Nähe einen lieben Freund aus der Heimath, den jetzigen Pastor zu Cossin Wilh Gericke. Mit ihm lebte er im innigsten wissenschaftlichen Verkehr, und theilte auch manche gesellige Freude mit ihm. Gern weilte er auch im Hause seines würdigen Ortspfarrers des Pastors A. Luthe zu Plöntzig, der im Herbste 1839 starb und der wohl nicht ahnte, dass seine jüngste Tochter Ernestine Luise Friederike noch einmal die Lebensgefährtin des jungen Candidaten werden würde.
Ostern 1840 ging dieser wieder von dort in das elterliche Haus nach Nahrstedt zurück, um in aller Muße sein 2tes theol. Examen zu absolviren. Er bestand dasselbe im Adv. zu Berlin, hatte aber schon im October vorher wieder eine Hauslehrerstelle bei dem Amtmann Türck in Schönberg in der Wische übernommen, wo er unter den angenehmsten Verhältnissen und innigsten freundschaftlichen Umgange mit dem dortigen Prediger seinem Schul„ und Universitätsfreunde Gustav Mangelsdorf 2 Jahre verlebte. Von da trennte er sich sehr ungern im Herbst 1842, um im 3ten Hause bei dem Deichhauptmann und Landrath von Jagow auf Pollitz Hauslehrer zu werden, der als Vergeber vieler Pfarren für seine künftige Anstellung einmal sorgen sollte. Auch in diesem Hause verlebte er sehr glückliche Jahre. Er hatte hier wie in Schönberg sehr talentvolle Kinder 1 Tochter und 3 Söhne zu unterrichten, sie hingen mit inniger Liebe an ihm. Er lebte im angenehmen Umgange mit mehren benachbarten Predigern und erfuhr im Hause die freundlichste Behandlung. Ostern 1846, wo auch der Landrath eine von seinen Pfarren ihm übertragen wollte, folgte er der Ernennung durch den Herrn Kreisamtmann Solbrig und dem Rittmeister von Alvensleben, beide auf Zichtau und dem Schulzen Preeger auf Schenkenhorst, - zum Pastor für Kremkau u Neuendorf. Er war hierzu ordniniert am 1 October 1845 in Magdeburg durch den General = Superintendenten Möller, und unvergeßlich ist ihm die stille Abendfeier im Hause des Generalsuperint., wo dieser mit so innnigen ernsten Worten den II zu ordninierenden Candidaten die Worte des Herrn bei seiner Aussendung seiner Zeugen ans Herz legten, dass sie auf ihn einen tiefen bleibenden Eindruck gemacht haben. – Er verheirathete sich im Hause seiner Eltern mit Jgf. Ernestine Luise Friederike Luthe die schon 2 Jahre lang im Hause der Schwiegereltern gewesen war, am 24 März 1846, der Vater traute sie.
Am 29 März 1846 wurde er am Sonntag Judica durch den Superintendenten Rohgiebel Oelze aus Bismark introduciert. Er hat mit großer Freudigkeit sein Amt bei den beiden Gemeinden angetreten, und der Herr ist in Gnaden mit ihm gewesen. Die Gemeinden kommen ihm mit Vertrauen entgegen. Möchte es ihm je länger desto mehr in der Kraft des Herrn Jesu gelingen, sie als recht lebendiges Gliede seines Gnadenreiches zu gewinnen! Nach vielen Mühen ist es ihm gelungen, die alte, düstere Kirche zu Kremkau im Jahre 1850 fast ganz abbrechen und neu wieder aufbauen zu lassen. Die Patrone gaben zur Reparatur des Thurmes und eigentlichen Kirchenschiffes ihren observanzmäßigen Beitrag durch Bezahlung der erforderlichen 3 groben Materialien, zu dem Erweiterungsbau auf dem neuen Ausbau des Innern der Kirche aber nur die Summe eines Pauschquantums von 200 rl. Da der ganze Bau circa 1500 rl gekostet, so hat die Gemeinde allein über 1000 rl dazu nach alter Observanz aufgebracht, die Bauern das doppelte gegen die Kossathen, jenen die Fuhren und diese mit jenen Gleichmäßig die Handdienste. Schon im Jahre 1844 hatte die Gemeinde mit den Patronen gemeinschaftlich das hiesige schöne 2stöckige massive Pfarrhaus gebaut, wozu auch Neuendorf ¼ des Gemeindebetrags mitgetragen hat. – Im Jahr 1853 ist das ganz neue Schulhaus mit Küsterwohnung nebst Wirthschaftsgebäude von der Gemeinde Neuendorf daselbst gebaut. Die Beiträge sind nach der Observanz so gezahlt, dass die Ackerhöfe die Fuhren und das doppelte des Beitrags und die Kossathen das Einfache desselben, und endlich 7 neue Anbauer gemeinsam so viel als ein Kossath dazu geleistet und den Handdienst von beiden Parteien gleichmäßig gethan sind. Es soll der Bau etwa 1500 rl gekostet haben.
Auch in seinem Hause hat der Herr den Pastor Alberti reichlich gesegnet. Er lebt in einer überaus glücklichen Ehe, in welcher ihm 5 Kinder geboren sind:
1. Hermann Rudolph geboren 14 Febr 1847
2. Gustav Max geboren 12. Oct 1848
3. Karl Hermann geb. 20 Juli 1850, gestorb 12 März 1855.
4. Sophie Helene gb 18 April 1852.
5. Julie Dorette geb. 23 Juni1854.
Möge der Herr ihn in seiner Gnade noch lange wirken lassen in seinem Weinberg und vereint lassen mit seiner Gattin und seinen vier Kindern, und diese erblühen lassen zur Freude der Eltern und zu seinem Wohlgefallen. 6. Clara Marie geb. 18 März 1858. (...)“
Im Juli 2020 stand bei ebay ein Konvolut (1835 – 1863) aus Briefen und Dokumenten aus der Hand Alberti‘s zum Verkauf (249 €). Darunter befand sich neben genealogischen Aufzeichnungen auch das kolorierte Bild eines Familienwappens: „Wappen des Geschlechts Alberti - stammt aus Italien - im 7. Buch der europäischen Wappensammlung Seite 49.“ Es zeigt einen quergeteilten Schild mit Schachbrettmuster auf der unteren Hälfte und darüber einem schwarzen Mann, der mit seitlich ausgestreckten Armen Pfeil und Bogen hält. Auf dem Helm steht ein schwarzer Adler mit einem roten sechszackigen Stern vor der Brust. (Die Angabe der Herkunft der Familie aus Italien ist eventuell der Fehlinterprätation des lateinisierten Familiennamens geschuldet.)
Als Vorfahren notierte Alberti (leider waren auf dem Foto nicht alle Namen vollständig lesbar):
Heinrich Adolph Alberti * Breitenfeld 29.9.1782 Pastor zu Breitenfeld, später in Nahrstedt
Dorothee Justine Elisabeth Bremer

Joachim Friedrich Alberti * 27.11.1734, Pastor zu Kloster Neuendorf
Sophie Dorothee Regemann

Albertus Friedrich Alberti * 18.8.1687 Pastor in Ackendorf
Anna Dorothee Vogel

Friedrich Wilhelm Alberti, Postmeister in Gardelegen
Anne Marie Krause * 19.1.1654

Joachim Krause Quartalgerichts-Advokat und Alvenslebischer Gesamtrichter in Kalbe/Milde
Catharine Dorothee Kratz

NN Kratz, Advokat und Bürgermeister in Stendal
NN

NN Kratz, Pastor in Neuendorf und Tangermünde
Gertrud Bornemann

Nicolaus Bornemann, Postmeister in Tangermünde
NN Falke

NN Falke, Bürgermeister in Gardelegen
NN Trüstedt

Lage:
Der Grabstein steht auf dem Friedhof nördlich der Kirche in einer Reihe mehrerer Pastorengräber.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2020