altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Gustav Albert von Goßler

Staatsminister

Sterbedatum:
31.05.1869
Konfession:
evangelisch
Ort:
Zichtau
Standort:
Kirchhof
GPS:
11.298976 - 52.607262

Beschreibung:
Zustand:
Die Farbe der Inschrift ist teilweise abgeblättert.

Dekor:
Die kleine quadratische Granitplatte liegt auf einer geneigten Sandstein-Unterlage und trägt eine vertiefte, geweißte Inschrift.

Inschrift:
Albert von Gossler

Staatsminister a. D.
geb. d. 10. Februar 1807
gest. d. 31. Mai 1869

Anmerkung:
Im Kirchenbuch von Zichtau wurde 1869 dokumentiert, dass der „Staatsminister a. D. und Wirkl. Geheimerrath, Rittergutsbesitzer zu Zichtau“ Gustav Albert von Goßler (* Magdeburg 10. Februar 1807) an Schlagfluss verstarb und neben seiner Gattin drei Söhne und zwei Töchter hinterließ. Am 3. Juni desselben Jahres wurde er auf dem „Erbbegräbnißplatz“ in Zichtau beigesetzt. Der Verstorbene war ein Sohn des Wirklich Geheimen Oberjustizrates Conrad Christian Goßler (1769 - 1842) und dessen erster Ehefrau Anna Charlotte Cuny (1780 – 1810). Am 9. Oktober 1839 ging er in Berlin die Ehe mit Auguste Luise Friederike von Lamprecht (* Berlin 8. November 1821 † Zichtau 17. März 1887), einer Tochter des Obristen und Intendanten des königlich preußischen Gardekorps zu Berlin Karl Friedrich Andreas von Lamprecht (1786 – 1824) und der Luise geb. Düring (* Berlin 26. September 1799 † Zichtau 27. Dezember 1898), ein.
Vgl. „Albert von Goßler – Wikipedia: „... Er begründete die I. Linie der Adelsfamilie Goßler. Sein Bruder war u. a. der preußische Kanzler Karl Gustav von Goßler (II. Linie des Adelsgeschlechts), der Landrat Eugen von Goßler (III. Linie des Adelsgeschlechts) sein Stiefbruder und die Komponistin Clara von Goßler (1827–1864) seine Stiefschwester.
(...) Albert von Goßler begann an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Rechtswissenschaft zu studieren. 1825 wurde er im Corps Borussia Bonn recipiert. Er wechselte an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Nach dem Studium wurde er in Berlin 1828 Auskultator, Referendar und 1835 Assessor am Kammergericht. 1835 wurde er an das Oberlandesgericht in Magdeburg berufen, wo er gleichzeitig Mitglied des Revisionskollegiums für die Provinz Sachsen wurde. 1841 wurde er als Hilfsarbeiter in das Ministerium des Königlichen Hauses versetzt. 1843 wurde er Regierungsrat im Regierungsbezirk Liegnitz.
1846 wurde er aus dem preußischen Dienst als Präsident des Landesdirektorenkollegiums (Regierungschef) in das finanziell marode Herzogtum Anhalt-Köthen gerufen. Er wurde 1848 so genannter Märzminister für das Herzogtum und es erfolgte eine Zusammenlegung mit dem Herzogtum Anhalt-Dessau in einem Gesamtministerium für Anhalt-Dessau-Köthen. Dort war er als Staatsminister in diesem Gesamtministerium anfangs gemeinsam mit August Köppe und August Habicht tätig und bekleidete die Position eines Wirklichen Geheimen Rats. Ab Juli 1849 war er alleiniger Leiter des Gesamtministeriums und wurde unterstützt durch Albert Friedrich von Plötz. 1850 war er der zweite Ausgezeichnete, welcher Commandeur I. Klasse des Herzoglich Anhaltische Hausorden Albrechts des Bärens wurde. Im gleichen Jahr nahm er für Köthen an der Dresdner Konferenz teil. 1853 wurde er zum Ehrenbürger von Köthen ernannt. Nach Dessau übergesiedelt, blieb er dort bis zu seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst 1857. Anschließend zog er auf das 1854 erworbene Rittergut Zichtau. 1867 wurde er konservatives Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses für die Kreise Salzwedel und Gardelegen.“
Vgl. auch die vom Zichtauer Lehrer Wilhelm Schulz bis 1909 handschriftlich verfasste „Chronik von Zichtau“ (verwahrt vom Zichtauer Ortschronisten Günter Gräfe) S. 132f: „Alb. v. Gossler Staatsmin. a. D. erwarb das Gut (1853 oder 1854) u. wohnte im Sommer hier, im Winter zumeist in Halle. Er setzte dem Schlosse noch ein Stockwerk auf u. baute den Pavillon. Er pflegte den Park u. den etwas verwüsteten Wald. Als Abgeordneter des Kreises im preussischen Abgeordnetenhause wurde er Mitglied der Unterrichtskommission. Seine Schwester war an den damaligen Kultusminister v. Mühler verheiratet.
Als 1869 im Kirchenkreise Gardelegen eine General = Kirchen- und Schulvisitation begonnen hatte, starb der sehr beliebte Herr v. Gossler plötzlich. Er war auch Mitglied der Visitationskommission.
Seine hinterlassene Witwe Auguste, geb. v. Lamprecht, Excellenz, war Besitzerin und leitete die Verwaltung unter Beistand ihres ältesten Sohnes. Ihre Mutter wohnte hier geistesgestört auf dem Schlosse noch viele Jahre. 1886 starb die Mutter v. Lamprecht geb. Düring
1887 am 17. März starb nach langem schweren Leiden Aug. v. Gossler geb. v. Lamprecht.
Nun ging der Besitz des Rittergutes auf ihren ältesten Sohn Conrad v. Goßler über (17/8 1887.) Die älteste Schwester Gertrud war an Rabe v. Pappenheim vermählt u. starb nach ihrer Mutter 1888. Die jüngere Schwester Toni war an Herrn v. d. Borck vermählt u. lebte auf dessen Gut Friedeburg bei Merseburg? Der Bruder Martin blieb beim Heere u. wurde General-Lieutenant, er starb im Oktob. 1898 auf seinem Gute Calbe u. liegt hier begraben. Der Bruder Otto wurde Major u. nahm seinem Abschied. Er ist nicht vermählt.
Conrad v. Goßler war vermählt mit Else v. Pappenheim. Er war mehrere Jahre Kreisdeputierter, Landrat unseres Kreises 1892 -94, hat viele Jahre ein schweres Leiden getragen und starb am 19. Nov. 1900. Jetzt ist seine hinterlassene Witwe Besitzerin des Gutes.“
In derselben Chronik findet sich auf S. 150 eine interessante Nachricht zur Familiengrabstätte der Familie Goßler: „Der obere Friedhof. Die Besitzer und Nachfolger der Kossatenhöfe im Dorfe, Pastor und Lehrer hatten auf dem unteren Friedhof um die Kirche herum einen eigenen Begräbnisplatz. Der übrige Teil dieses Kirchhofs war für die Gutsleute bestimmt, reichte aber immer nicht aus. Hier hat Herr Conrad v. Goßler in den achtziger Jahren einen Teil besonders einfriedigen lassen zum Begräbnis seiner Familie. Hier wurden auch die vorher im besonderen Gewölbe des Bienengartens beigesetzten Särge nun versenkt. Hier ruht sein Bruder, General Martin v. Goßler auf Calbe u. dessen Sohn. (...)“.

Lage:
Die Grabplatte befindet sich in der mit einem Eisenzaum umfriedeten, 30 Denkmäler des 19. – 21. Jahrhunderts enthaltenen Familiengrabstätte derer von Goßler in der Nordwest-Ecke des Kirchhofes.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2022