altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Auguste Luise Friederike von Goßler

von Lamprecht

Ehefrau des Staatsministers

Sterbedatum:
17.03.1887
Konfession:
evangelisch
Ort:
Zichtau
Standort:
Kirchhof
GPS:
11.298976 - 52.607262

Beschreibung:
Zustand:
Die Farbe der Inschrift ist teilweise abgeblättert.

Dekor:
Die kleine quadratische Granitplatte liegt auf einer geneigten Sandstein-Unterlage und trägt eine vertiefte, geweißte Inschrift.

Inschrift:
Auguste Luise
Friederike von Gossler

geb. von Lamprecht
geb. d. 8. November 1821,
gest. d. 17. März 1887.

Anmerkung:
Nach dem Kirchenbuch von Zichtau verstarb die 1821 in Berlin geborene Witwe des Rittergutsbesitzers und ehemaligen Staatsministers Gustav Albert von Goßler (* Magdeburg 10. Februar 1807 † Zichtau 31. Mai 1869) an Leberrissen und Herzschlag. Am 21. März 1887 wurde sie in „Zichtau Im Erbbegräbniß neben der Kirche“ beigesetzt.
Lt. „Albert von Goßler – Wikipedia“ war sie eine Tochter des Obristen und Intendanten des königlich preußischen Gardekorps zu Berlin Karl Friedrich Andreas von Lamprecht (* Halle/S. 1786 † Berlin 1824) und dessen Ehefrau Anna Luise Düring (* Berlin 26. September 1799 † Zichtau 27. Dezember 1886).
Vgl. auch die vom Zichtauer Lehrer Wilhelm Schulz handschriftlich verfasste „Chronik der Schule zu Zichtau“ (verwahrt vom Zichtauer Ortschronisten Günter Gräfe), ohne Seitenangabe: „Todesfälle Schon längere Zeit war die gütige Frau Minister v. Goßler, von gichtischen Schmerzen u. Nervenleiden heimgesucht. Sie hatte alljährlich zum Zwecke der Heilung des Leidens u. Linderung der Schmerzen Carlsbad in Böhmen, in den letzten Jahren außerdem Bad Nenndorf, scheinbar mit günstigem Erfolge aufgesucht. Im Sommer und Herbste 1886 war es bedeutend schlimmer geworden. Die Krankheit raubte ihre Körperkräfte, wirkte lähmend auch auf ihren Geist u. Excellenz wurde sehr hinfällig. Ja es schien die Furcht nicht unbegründet zu sein, daß sie in den traurigen Zustand ihrer noch lebenden Mutter verfallen könnte. Es wurde in den ihr so gewogenen Familien hier und anderwärts viel für sie gebetet. Auch war immer eine von ihren Töchtern um sie beschäftigt. Ein Medicinalrat kam wiederholt von Berlin. Ihre Mutter (Luise von Lamprecht geb. Düring, F. M.) schien von Zeit zu Zeit leidender zu werden. Nach einer kurzen Krankheit entschlief dieselbe am 23. Dezember 1886. Ach, so viele Jahre hatte sie hier in ihrem geistumnachteten Zustande leben müssen, wohl über 30 Jahre! Ihre treuen Pflegerinnen waren Ida Krause, Fräulein Lorenz; zuletzt Frl. Donath, u. hatten Juliane u. Marie Stockfisch dieselben in den letzten Jahren treulich unterstützt. Am Tage nach Weihnachten, am 27. Dezember wurde die sterbliche Hülle der gnädigen Frau v. Lamprecht von der ganzen Gemeinde u. den Leidtragenden nach dem Gewölbe bei der Kirche geleitet u. dort beigesetzt. Excellenz, ihre Tochter konnte nicht einmal dem Traueract im Pavillon beiwohnen. Ihr Leiden nahm mehr u. mehr zu, sowohl am Körper als an der Seele. An ihrem Geburtstage hatte alljährlich die Schuljugend ihr am Morgen vor dem Fenster ihres Schlafgemachs, oder bei ungünstigem Wetter im Flure unten einige geistliche Lieder gesungen. Sie hatte darauf die Kinder mit einem Stück Kuchen erfreut. So hatten wir sie alle noch einmal am 8. Nov. am Fenster sitzend gesehen; Nun fuhren die Ärzte zu und ab. Tag und Nacht bedurfte sie der Pflegerin. Die gnädige Frau v. Goßler hier hatte eine furchtbare Sorgenlast, die sie mit unermüdlicher Geduld trug. Excellenz ging ihrer Auflösung entgegen. Sie empfing das heilige Abendmahl. Lange, lange dauerte der Todeskampf. Sie entschlief am 17. März 1887. Am 21. März fand die feierliche Beisetzung statt. Bei der häuslichen Feier im Pavillon wurde gesungen „Christus, der ist mein Leben“ 1 – 6. Darauf erfolgte Liturgie u. Ansprache des Geistlichen; während des Gesanges V. 7. 8 wurde der Sarg auf die Bahre gesetzt; unterwegs sang der Kinderchor „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende?“ Die ganze Straße war mit frischem Kies bedeckt u. der Sarg mit Kränzen Palmenzweigen u. den kostbarsten Blumen bedeckt. Als der Sarg vor dem Altare in der Kirche stand, sang die Gemeinde: „Ich hab mich Gott ergeben“, 1 – 4. Darauf folgte die Gedächtnisrede u. die Sprüche der anwesenden Geistlichen. Unterm sanften Orgelspiel u. darauf folgendem Gesange des Männerchors auf dem Kirchhofe „Jesus meine Zuversicht“ – wurde der Sarg in das Erbbegräbnis getragen. Dort folgte die Grabliturgie. Die ganze Versammlung sang zum Schluße: 743, 10. – Auch der Herr Cultusminist. v. Goßler befand sich im Leichengefolge. Wir sahen ihre Kinder u. Enkel u. viele adlige Herren u. Freunde von nah u. fern.“
Siehe auch die vom Zichtauer Lehrer Wilhelm Schulz in der bis 1909 handschriftlich verfassten „Chronik von Zichtau“ (verwahrt vom Zichtauer Ortschronisten Günter Gräfe) auf S. 150 niedergeschriebene Nachricht zur Familiengrabstätte der Familie Goßler: „Der obere Friedhof. Die Besitzer und Nachfolger der Kossatenhöfe im Dorfe, Pastor und Lehrer hatten auf dem unteren Friedhof um die Kirche herum einen eigenen Begräbnisplatz. Der übrige Teil dieses Kirchhofs war für die Gutsleute bestimmt, reichte aber immer nicht aus. Hier hat Herr Conrad v. Goßler in den achtziger Jahren einen Teil besonders einfriedigen lassen zum Begräbnis seiner Familie. Hier wurden auch die vorher im besonderen Gewölbe des Bienengartens beigesetzten Särge nun versenkt. Hier ruht sein Bruder, General Martin v. Goßler auf Calbe u. dessen Sohn. (...)“.

Lage:
Die Grabplatte befindet sich in der mit einem Eisenzaum umfriedeten, 30 Denkmäler des 19. – 21. Jahrhunderts enthaltenen Familiengrabstätte derer von Goßler in der Nordwest-Ecke des Kirchhofes.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2022