altmarkgeschichte

Datenbank Historischer Grabmäler der Altmark





Coppekinus (Köppe/Jacob) Brunow

Ratmann, Kaufmann

Sterbedatum:
00.00.1360
Konfession:
katholisch
Ort:
Salzwedel
Standort:
Marienkirche
GPS:
11.149690 - 52.849370

Beschreibung
Zustand
:
Die aus Sandstein gefertigte Platte ist auf der unteren Hälfte abgetreten, so dass die Inschrift auf dem Rand in diesem Bereich an Lesbarkeit eingebüßt hat. Der rechte Rand der Platte wird vom gotischen Schnitzaltar überdeckt. Deswegen kann die Inschrift und die rechte Hälfte der Ritzzeichnung der rechten Person (Ehefrau) nicht eingesehen werden. Vom oberen Rand wurde ein schmaler, keilförmiger Streifen abgetrennt. Die Inschrift erlitt dadurch keinen Verlust. Der obere und der linke Rand der Grabplatte wurden an der Unterseite mit einer Hohlkehle versehen, um einen harmonischen Übergang zwischen dem gemauerten Altarstipes und der überkragenden Mensa herzustellen.

Dekor:
Die Inschrift auf dem Rand ist vertieft und wird von zwei gekerbten Linien eingefasst. Auf der Platte findet sich eine Ritzzeichnung zweier Personen, die unter einer spitzbogigen Doppelarkade stehen und ihre Hände in Gebetshaltung aneinandergelegt haben. In Plattenmitte sind zwei Weihekreuze sichtbar, die wahrscheinlich bei der Umwidmung des Grabsteins zur Altarmensa eingefügt worden sind. Der Anfang des Schriftumlaufes befindet in der rechten Unter-Ecke und beginnt mit dem Sterbedatum des Ehemannes.

Inschrift
Schriftzugumlauf auf dem Rand
:
… M · CCC[?] · LX[?] · ANNO · FERIA · QVIN

TA · …EL · D · COPPEKIN9 · BRVNO

V
· R · I · P [Kreuzblume des linken Spitzbogens] ANNO · DNI · M° · [Kreuzblume des rechten Spitzbogens] CCC · L·

XX · …

Anmerkung:
Vgl. den Aufsatz von Wilhelm Stapel „Der Meister des Salzwedeler Hochaltars“ S. 123f Fußnote 2, erschienen im 38. Jahresbericht des Altmärkischen Geschichtsverein von 1911: „Der Altar ist mit zwei Sandsteinfliesen bedeckt, zu denen man alte, abgetretene Grabmäler benutzt hat. Von der rechten Platte ist der untere Schriftrand weggehauen. Oben liest man in gotischer Majuskel: Heine Wedel. C. A. Dann geht die Inschrift, wohl die Frau betreffend, in verwischten Minuskeln weiter: Anno Domini M - - obi - - Die Umrisse der Gestalten sind nur noch teilweise kenntlich. Auf der zweiten Platte, ebenfalls von einem Doppelgrab beginnt die Schrift unten mit dem Todesdatum des Mannes Nono (?) Feria Quinta - - Coppenkinus Brunov. R. I. P. Ein Köpcken (Jakob) Brunow kommt in Urkunden um 1370-80 vor. Dann aber geht die Schrift, wohl mit Bezug auf die Frau, weiter: ANNO DOMINI MCCCLXX - -. Die mit flachen, glatten Umrißlinien in den Stein gezeichnete Mannesgestalt ist noch deutlich erkennbar. Jugendliches, typisches Gesicht, wohl ohne Porträtwahrheit. Auf den Platten 5 Weihekreuze. Die Deutung der Schrift verdanke ich Herrn Professor Gaedcke.“
Siehe auch Joachim Stephan: „Die Vogtei Salzwedel“, erschienen in „Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs“, Bd. 17, Peter Lang GmbH, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt/Main 2006, S. 201f. Demnach ist ein Jakob Brunow 1357, 1362, 1373 und 1374 als Ratmann in der Altstadt Salzwedel nachweisbar. Ferner heißt es: „Jakob B. erscheint 1352 erstmals im Stadtbuch; in diesem Jahr überließ ihm Stephan Thüritz‘ Witwe ihr Steinhaus. 1356 übereignete er dem Stadtschreiber Johann Buch das Haus Dietrich Tolners, das ihm wegen dessen Schulden zugefallen war. Jakob und Martin B. gehörten zu den Salzwedler Kaufleuten, die nach Angaben des Pfundzolles 1369 in Hamburg Schiffe befrachteten. 1375 wurden die Salzwedeler Bürger Coppe Brunow, Konrad Brewitz, Dietrich Gartz, Friedrich Kricheldorf und sein Bruder Konrad von der Exkommunikation freigesprochen, der sie wegen der Beraubung des Pfarrers in Krummasel verfallen waren. 1371 verkaufte der Knappe Roloff v. Klöden den Brüder Jakob und Gerke B. Geldhebungen aus Brunau, u. a. aus dem Hof des Dietrich v. Brunau. 1374 verlieh Markgraf Otto den Gebrüdern Brunau das Dorf Dorflyn, welches früher lange Paridam v. d. Knesebeck von dem Markgrafen zu Lehen getragen hatte. 1375 bezogen die Brunau knapp acht frusta aus Ritze, Sallenthin und Buckau. Jakob Brunau ist von 1359 bis 1363 als Pfleger des Hospitals St. Georg bezeugt. Um 1376 gründete er den Altar Simonis et Jude vel Antonius in der Marienkirche, den er mit sechs frusta ausstattete. …“

Lage:
Die Grabplatte bildet die nördliche Hälfte der Mensa des Hochaltars. Der rechte Plattenrand wird vom Altaraufsatz überdeckt. Das obere Ende des Grabsteins weist nach Norden. Als südliche Hälfte der Mensa dient die mittelalterliche Grabplatte für Heine Wedel und dessen Ehefrau.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2024