Beschreibung:
Zustand:
Die Grabplatte aus Sandstein ist bis auf einige Blessuren im unteren Randbereich vollständig erhalten.

Inschrift
obere Kartusche:
AMR

oberes Textfeld:
Hier ruhen
die Gebeine von
Fr. Anna Maria Schillingen
welche 1697 d. 18 Dec. gebohren ist
Ihre Eltern waren
Hlr. Martin Schilling
wohlverdienter Prediger zu Alten Saltzwedel
u. Fr. Anna Maria Gebhardin
Sie ward verheiratet Ao̅ 1725 zum ersten Mal
an Hln. Hoyer Dietrich Dittmar,
Herzogl: Braunsch: Lieutenant
in welcher Ehe, Sie eine Tochter gebohre̅ hat
die aber nach 11 Wochen starb:
Ao̅ 1735 d. 31 Aug: zum 2ten Mal
an Herrn Johann Raggen
damals Predigern, zu Aulosen u. Deutsch
nunmehro Diaconum hieselbst.
Sie starb nach einer heftigen
fünftägigen Kranckheit,
d. 31 Oct: Ao̅ 1748.

unteres Textfeld:
Apoc: XXII. 20.
Ja ich komme bald.
Amen Ja kom̅ Herr Jesu.

Anmerkung:
Das Grabmal wird mit Abbildung beschrieben in Hossfeld / Haetge „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen Der Kreis Osterburg“, Kommissionsverlag August Hopfer in Burg 1938, S. 385f: „Die folgenden Grabsteine stehen alle im Turmgeschoß. Sie zeigen in ganz besonderer Übersichtlichkeit die Stilentwicklung der Grabsteinkunst des 18. Jahrhunderts. (…). 41. Grabstein der Anna Maria Ragge, geb. Schilling, geb. 1697, gest. 1748. h 2,03 m, br 1 m. Sandstein. Der Grabstein ist reich verziert mit Glockenblütengehängen auf den Pilastern, Akanthus und Blumen. Auf der mit Krone versehenen Kartusche befindet sich das verschlungene Monogramm der Verstorbenen. Die Inschrift ist in erhabener vergoldeter Fraktur. (…) (Tafel 217 c.)“
Die Verstorbene wurde in Altensalzwedel geboren. Ihre erste Eheschließung 1725 wurde ebenfalls im Kirchenbuch von Altensalzwedel festgehalten: „Hl. Hoyer Diedrich Ditmars wollmeritirter Lieutenant Sr. Hochfürstl. Durchl. Braunschwl. Wollfenbüttel. Mit M(eine)r. herzlich geliebten 2dern Tochter Jfl. Anna Maria Schillingin. d 17. 8bris (Oktober) war der Tag Florentina. von Mein Confessionario Hln Matthia Lüdicken pastore Jeggelebiensi copuliret.“
Unter der Signatur A 23 g Nr. 413 ist im Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Standort Magdeburg) das Testament des Leutnants Hoyer Dietrich Dittmar (1730-1732) zu finden.
Die zweite Heirat am 31. August 1735 fand in der Marienkirche zu Salzwedel statt: „Herr Johannes Ragge, wohlberuffener Prediger zu Deutsch, und der adelichen Capelle zu Aulosen, mit Frau Anna Maria Schillingen, Herrn Hoyer Dieterich Ditmars, weylandt hochfürstlichen Braunschweich Lüneburgl Lieutenants von der Infanteria unter dem Regiment von Druchtleben, hinterl. Frau Wittwe“
1748 ist im Sterberegister von Werben zu lesen: „Fr. Anna Maria Schillingen, meines HErn Collegen Johann Raggen, 13 Jahre lang gewesene Eheliebste, ist d 2 novemb. gewöhnlichen maßen mit dem Großen Gel(äut). überläutet, und den 3 novemb. des Abends nach einer gehaltenen parentation beygesezet worden.“
Vgl. Czubatynski „Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark“, S. 263. Demnach wurde Johann Ragge am 29. Juni 1701 in Elbing geboren. Er wirkte als Adjunkt von 1730 – 1737 in Deutsch und anschließend bis zu seinem Tod im Jahre 1758 als Pastor in Werben.
Ihm wurde eine eigene Grabplatte, die ebenfalls im Turm der Johanniskirche steht, gewidmet.
Der Vater der Verstorbenen, Pastor Martin Schilling, wirkte von 1688 bis 1691 in Heiligenfelde. Danach trat er ab 2. Mai 1692 die Pfarrstelle in Altensalzwedel an, die er bis zu seinem Tod am 1. Juli 1729 inne hatte. Er ging am 12. Oktober 1686 in Ipse die Ehe mit einer Tochter des dortigen Pastors Heinrich Christian Gebhardi und dessen Ehefrau Anna Althusen ein. Diese starb ebenfalls in Altensalzwedel am 31. Mai 1750 im Alter von 88 Jahren.

Lage:
Die Grabplatte steht innerhalb des Kirchturms am nördlichen Ende der Westwand.

Text und Foto:
Frank Moldenhauer, Magdeburg 2018