Altmärkischer Geschichtsverein
altmarkgeschichte
 

Frühjahrstagung 2013

Die Frühjahrstagung 2013 fand am 20. April 2013 in Seehausen statt. Es nahmen 39 Mitglieder und Gäste an der Tagung teil. Als Tagungsort diente die Begegnungsstätte und Mehrgenerationenhaus Seehausen in Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes.

Der Tag stand mit den Vorträgen und dem Stadtrundgang ganz im Zeichen der Geschichte der Stadt Seehausen. Die Vorträge des Vormittags behandelten mit dem Gerichtsbuch und Kirchenbuch von Seehausen zwei eminent wichtige Quellen zur Geschichte der Stadt im 15. und 17. Jahrhundert. Am Nachmittag führte ein kleiner Rundgang durch die Straßen der Stadt und endete mit der Besichtigung der St. Petrikirche.

Nach der Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden und der Vorstellung des Tagesthemas ergriff der neu gewählte Bürgermeister von Seehausen Detlef Neumann das Wort und hieß seinerseits die Tagungsteilnehmer herzlich willkommen. Bernhard von Barsewisch nahm eingangs ebenfalls die Gelegenheit wahr, über die wechselvolle Überlieferungsgeschichte des verschollenen Seehäuser Gerichtsbuches zu berichten, von dem gegenwärtig nur Kopien erhalten sind. Daran schloss sich die Bitte an, intensiv um Spenden zu werben, die die Fortsetzung der begonnenen Transkription ermöglichen sollen. Das Gerichtsbuch ist Teil eines ursprünglich mit einem Grundstücksbuch zusammengebundenen Stadtbuches. Diese wurde aus dem Bestand des Stadtarchives ausgegliedert und kam in die Sammlung des Historikers Philipp Wilhelm Gercken. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts befand sich das Gerichtsbuch in der Bibliothek der Katharinenkirche in Salzwedel und lange Zeit dann zur Bearbeitung in privater Verfügung. Seitdem gilt es als verschollen.


(Gruppenbild in Seehausen)

Der erste Hauptbeitrag, der sich inhaltlich mit dem Gerichtsbuch und dem Stand seiner Transkription beschäftigte, wurde durch Herrn Mario Huth gehalten. Sein Thema lautete „Aus dem Gerichtsbuch von Seehausen 1445-1500“. Herr Huth ist Doktorand am Historischen Institut der Universität Potsdam, der sich dort mit einem Thema der Frühen Neuzeit beschäftigt. Darüber hinaus widmete er sich seit einiger Zeit der Transkription des Seehäuser Gerichtsbuches, eine Arbeit, die erst zu einem Drittel abgeschlossen ist. Der Referent stellte die Besonderheiten der Quelle heraus und ging auch auf die Methoden seiner Arbeitsweise und die Probleme bei der Erschließung des Buches ein.

Nach einer kurzen Pause stellte Bernhard von Barsewisch seinen Tagungsbeitrag vor. Sein Vortragsthema lautete „Das Kirchenbuch von Seehausen und der 30-jährige Krieg“.

Der Referent wies auf den bemerkenswerten Umstand hin, dass das Seehäuser Kirchenbuch Einträge enthält, die bereits im Jahre 1600 beginnen und während der Zeit des 30-jährigen Krieges weiter geführt wurden. Dieser Zeitraum ist in anderen Kirchenbüchern oft ausgespart. Die Einträge beginnen dort in der Regel erst später. Das Seehäuser Kirchenbuch hingegen ermöglicht so einen Einblick in die verheerenden Auswirkungen des 30-jährigen Kriegs. Bernhard von Barsewisch konnte besonders anhand der statistischen Auswertung des Taufregisters auf den dramatischen Bevölkerungsrückgang in dieser Zeit verweisen, der auch ein Beleg für den Niedergang der einst blühenden Stadt ist. Eine Reihe von Einzeleinträgen verdeutlichen nicht nur konkrete Schicksale und Ereignisse, sondern zeichnen auch ein plastisches Bild der Kriegszeit.


(Prof. Dr. Bernhard v. Barsewisch / Mario Huth)

Nach den beiden Vorträgen wurde das Mittagessen im Tagungslokal eingenommen. Anschließend begaben sich die Tagungsteilnehmer zur Petrikirche. Von hier aus begann ein kurzer Stadtrundgang, der auch die Besichtigung der Salzkirche mit einschloss und wieder an der Petrikirche endete. Im Anschluss daran gab Herr Dr. Reiner Krainz sehr kenntnisreich und detailliert Auskünfte zur Baugeschichte und zur Ausstattung der Kirche. Die Kirchenführung endete mit einem Orgelvorspiel an der im Jahr 2012 neu restaurierten Lütkemüller-Orgel. Kantor Friedemann Nitsch stellte seinem Spiel einleitende Worte zur Geschichte der Orgel voran. Der Tag klang dann mit einem Kaffeetrinken im Café am Markt aus.