Frühjahrstagung 2010 in Apenburg
Die Frühjahrstagung des Jahres 2010, am Sonnabend, d. 8. Mai, wurde in Apenburg ausgerichtet.
Über 35 Vereinsmitglieder nahmen daran teil. Im Tagungslokal, dem Landgasthaus Apenburger Hof, eröffneten zwei Vorträge die Tagung. Die Tagungsthemen
korrespondierten nicht zufällig mit dem Geist des Ortes.
Nach einer kurzen Begrüßung referierte Prof. Dr. Heiner Lück (Halle) zu den Ereignissen um die Hinrichtung des in schwedischen Diensten stehenden
Obristen Joachim Ludwig von Seckendorff während des 30jährigen Krieges in Salzwedel. Der Titel seines Vortrages lautete: „Verhaftung in Apenburg -
Hinrichtung in Salzwedel. Der Hochverratsprozess gegen Joachim Ludwig von Seckendorff 1642.“
(Besichtigung der Apenburger Kirche)
Prof. Dr. Heiner Lück ist Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Europäische, Deutsche und Sächsische Rechtsgeschichte an der Juristischen
und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In seinem Vortrag ließ er neueste Forschungsergebnisse aus
den Vorarbeiten zu einem 2009 erschienenen Aufsatz einfließen: „Hochverrat an Schweden. Die Hinrichtung Joachim Ludwig von Seckendorffs am 3. Februar
1642 in Salzwedel. In: Nils Jörn/Haik Thomas Porada (Hg.): Lebenswelt und Lebenswirklichkeit des Adels im Ostseeraum. Festgabe zum 80. Geburtstag von
Bernhard Diestelkamp (= Schriftenreihe der David-Mevius-Gesellschaft 5), Hamburg 2009. S. 299-317.
Prof. Dr. Lück sprach sehr anregend und interessant über sein Thema. Er führte nach einer kurzen Rekapitulation des Forschungsstandes in die Zeit des
30-jährigen Krieges und die Rahmenbedingungen für das Ereignis ein und schilderte die konkreten Ereignisse vor Ort, besonders natürlich das Geschehen
in Apenburg, das schließlich zur Verhaftung des Obristen und dem anschließenden Gerichtsprozess in Salzwedel führte. Lück verstand es sehr gut, die
historischen Umstände, die in der regionalen Überlieferung teilweise auch sehr legendenhaft dargestellt sind, in ihrer rechtshistorischen Bedeutung
zu werten.
Nach einer kurzen Pause setzte der Vereinsvorsitzende Prof. Dr. Bernhard von Barsewisch mit dem zweiten Vortragsthema fort. Sein Thema war ebenfalls
personengeschichtlich orientiert und lautete: „Margarethe Elisabeth Gänsin, Edles Fräulein zu Putlitz, verwitwete Schenkin von Landsberg, wiedervermählte
von der Schulenburg. Ein Schicksal aus dem 17. Jahrhundert.“
Hierzu konnte Herr von Barsewisch auf eine nicht alltägliche Quellensituation zurückgreifen. Einführend ging er auf die durchaus übliche Auswertung von
Leichenpredigten ein, um dann die Besonderheit im Falle der Margarethe Elisabeth von der Schulenburg herauszustellen. Diese hatte zu ihren Lebzeiten
eine autobiographische Schrift verfasst, welche dann die Grundlage für die zu ihrer Totenfeier gehaltene Leichenpredigt darstellte. Der Referent konnte
mehrere identische und wortgleiche Beispiele anführen, wo sich der autobiographische und der Leichenpredigtext völlig entsprachen.
Nach diesem Vortrag wurde die Mittagspause mit einem warmen Buffet im Tagungslokal begangen.
Anschließend begann das Nachmittagsprogramm mit der angekündigten Führung auf dem Gelände der Burg Apenburg, mit eingeschlossen die Besteigung des
Burgturmes. Herr Andreas Schwieger schilderte einführend die historischen Hintergründe für Entstehung von Burg und Siedlung und ging auf die Tätigkeit
der Arbeitsgemeinschaft Alte Burg, die sich seit den 1980er Jahren intensiv um die Erhaltung und auch die Nutzung der Burg kümmert, ein. Auf dem Burgturm
übernahm Herr Eberhard Dierks die Betreuung der Wagemutigen, welche die Mühen des Aufstiegs nicht gescheut hatten.
Nach diesem kurzen Ausflug und Spaziergang übernahm Paul Werner von der Schulenburg die weitere Führung, welche die Vereinsmitglieder in die Kirche von
Apenburg führte. Die Besichtigung der Kirche mit der erhaltenen Ausstattung war gleichfalls ein Ausflug in die Geschichte der Familie von der Schulenburg,
die als Patrone der Kirche und Stifter verschiedener Ausstattungstücke auftraten. Der kleine Altar der Kirche zeigt in Anlehnung an das heute im
Salzwedeler Danneil-Museum befindliche Hauptmotiv des dortigen Cranach-Altars ebenfalls eine Darstellung des Weinbergs des Herrn als eine symbolhafte
Darstellung einer protestantisch-reformatorischen Grundhaltung in der Abgrenzung zur katholischen Papstkirche. Daneben fanden besonders die
Figurengrabsteine und zwei Epitaphien besonderes Interesse.
Nach diesem Einblick führte der Weg weiter in das jetzige Wohnhaus von Paul Werner von der Schulenburg und seiner Gemahlin. Bei wohlschmeckendem
Kaffee und Kuchen wurde in familiärer Atmosphäre durch den Gastgeber ein Einblick in die Familiengeschichte der letzten beiden Jahrzehnte nach der
friedlichen Revolution in der DDR und der Wiedervereinigung gegeben, die zu einer Neuansiedlung der Familie in der Altmark führte. Diese private
Neubeginn war gleichfalls der Start für ein neues wirtschaftliches Unternehmen, das Rindergut Apenburg, das als Biobetrieb im ökologischen Landbau
und neben der Rinderzucht inzwischen auch erweitert im Ackerbau aktiv ist. Damit klang der interessante Tag aus und vermittelte so einen Einblick in
die ältere und ganz junge Geschichte der Altmark.